Kapitel 2

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Kapitel 2

Entschieden weiter zugehen, bereute ich es ziemlich schnell. Mich starrten, aus dem Schatten eines Baumes, zwei glühende Augen an. Es war nicht wie bei den Eulen, die mich neugierig musterte, nein, diese Augen beobachteten mich schon nahezu hungrig. Jede meiner Bewegungen fühlte sich an, als würden sie von eben diesen Augen, verzehrt werden. Es war ein schreckliches Gefühl.
Ich sah das Augenpaar direkt an – schrecklicher Fehler! Die Augen verschwanden und ich bemerkte wie es sich dort bewegte.
Ich ging ein paar Schritte zurück, ziemlich langsam und darauf bedacht mein Feind vor mir zu behalten. Selbst wenn ich nicht wusste, was mein Feind war.
Die Augen erschienen wieder, diesmal dem Boden näher als vorher, doch das war nicht das einzige was erschien. Es war eine Glutbestie. Dieses Puma ähnliche Biest hatte wie der Fuchs auch, bestimmte Stellen die orange glimmerten. Das Innere der Ohren, und das komplette Fell von Hals abwärts bis Hinterbeine und die Schwanzspitze. Ein Unterschied war, diese Bestie hatte Flügel, welche die Hautfarbe des Pumas hatte, also dunkelbraun mit einem leichten Hauch rot.
Die Bestie kam ins Licht und ich konnte sie haargenau sehen. Sie fletschte die Zähne und ein donnerndes Geräusch entkam ihrer Kehle, man konnte es eher als Fauchen bezeichnen als Knurren. Ihre Muskeln waren angespannt und in ihrer niedrigsten Fortbewegungsart kam sie auf mich zu geschlichen. Wir ließen uns gegenseitig nicht aus den Augen. Sie aus Sorge ich könnte flüchten und ich aus Sorge, sie könnte mich hinterrücks angreifen. Wobei ich denke, dass meine Sorge berechtigter ist.
Ich wage es nicht mal hoch zu schauen, aber nach den Kronen dieser Bäume, ist die Wahrscheinlichkeit von meiner Eule erfolgreich gerettet zu werden, ziemlich gering. Verdammter Höllen scheiß! Ich ging weiter rückwärts, indem ich meine Füße langsam nach hinten schob ohne sie stark hoch zu heben. Eine falsche Bewegung und die Bestie würde auf mich zu springen.
Kurz gesagt, das mit dem Wegrennen ist hier eine ziemlich schlechte Idee. Wobei auch wegfliegen, nicht allzu schlau erscheint. Der Puma sieht gelernt aus im Umgang seiner Flügel.
Theoretisch sitze ich hier in der Falle. Für dieses Biest, bin ich ja quasi wie auf dem Silbertablett serviert. Es sieht schon so sicher aus, als wüsste es, es würde mich kriegen. Und ich fühle mich gerade genauso… ich habe keine Chance auf Flucht, ohne mindestens eines weiterem Individuums, welches die Möglichkeit geben könnte, das sowohl ich als auch die Puma Bestie unverletzt davon komme. Doch ich zweifelte an meinem Glück.

Die Zeit schien als wäre sie stehen geblieben. Nichts bewegte sich und es war totenstill. Meine Beine fühlten sich an wie aus Beton, ich wagte es nicht mehr im geringsten mich zu bewegen. Das ich mich noch traue zu atmen, grenzte an einem Wunder. Ich wage sogar zu behaupten, dass es sich auf mich stürzt, sobald mein Herz aus dem Takt kommt. Unser Anstarrwettbewerb ging eine Weile und das bewies, wie sehr mich diese Bestie haben wollte. Sonst hätte sie einfach gehen können. Sehr spannend kann ich ja wohl nicht sein. Außer der Puma steht auf Anstarrwettbewerbe, dann herzlichen Glückwunsch, du hast einen würdigen Gegner gefunden! Freiwillig werde ich mich nicht bewegen und wenn ich den ganzen Tag hier stehe, stört mich das nicht. Natürlich hoffe ich nicht, dass das der Fall sein wird… Ich unterdrückte mir ein genervten Seufzer.

Soviel zu meiner Suche nach dem Ruhestörer. Diese Nadel entfernt sich wahrscheinlich immer mehr von mir und geht immer tiefer in diesen verdammten Heuhaufen. Ich weiß ja nicht mal, warum ich diese Nadel suche. Ist das mit der Ruhestörung wirklich ein plausibler Grund? Ich glaube mittlerweile mehr, dass ich das tue, weil mir sonst langweilig ist. Abgesehen von dem täglichen ‚ums Leben kämpfen‘, tue ich ja nichts. Ich geh spazieren, oder flieg eine Runde mit den Eulen, flüchte dann vor irgendeiner Bestie – das meist nicht nur einmal – döse etwas in der Sonne. Aber das ist doch nichts, was man ein Leben nach dem Tod nennen kann!
Teilweise liegt das zwar auch an mir, immerhin habe ich nie was anderes getan, aber eigentlich ist das die Schuld des Teufels. Wenn ich nicht beim Tod hätte ausziehen müssen, wäre es nie soweit gekommen. Beim Tod ging es mir gut. In den zwei Jahren, in denen ich bei ihm gelebt habe, war mir nie langweilig gewesen.
Ein krächzen ertönte urplötzlich, ich hab mich zu Tode erschrocken, zum Glück ist mein Körper schon so taub, dass er sich nicht mehr von selbst bewegte. Die Ohren des Pumas waren nach außen gestellt, was darauf hindeuten ließ, dass es aufmerksam zu lauschen schien… traurigerweise starrte es mich noch immer an. Es krächzte nochmal und nochmal. Es wiederholte sich einige Male und wurde immer lauter. Das Krächzen wurde zu einem kraftvollen Krähen. Und doch komm ich von dem Gefühl nicht los, dass das Krähen dumpf klang, doch das lag wahrscheinlich nur an mir. Mein Körper fühlt sich schon ganz dumpf an, sowie ich die ganze Zeit regungslos rumstand.
Ich sah wie die Konzentration der Glutbestie zu bröckeln begann. Es schien sich nicht entscheiden zu können, ob es weiter bei mir bleiben sollte um mich weiter anzustarren oder besser zu der Krähe gehen sollte, die viel interessanter war als ich. Und genau diese Krähe eskalierte gerade so richtig. Ich weiß nicht was falsch mit diesem Vogel ist, als zum Krähen dann noch das Geräusch eines Glöckchen hinzu kam und dann noch ein paar Äste wackelten. Was zum Teufel macht es da?! Als von da oben ein kleinerer Ast runter fiel, schwenkte der Puma sein Kopf reflexartig zur Seite um zu schauen. Es wandte sich von mir ab, ging etwas von mir weg und sah hoch in den Baum wo die Geräusche herkamen, im gleichen Moment fiel eine kleine Glocke runter. Die Bestie schlug mit einer Pfote danach und schleuderte es an den nächsten Baum, dann sprang sie sofort hinterher. Mit großen Augen starrte ich es an, wie es da mit der Glocke anfing zu spielen. Was ist jetzt passiert, das Wesen sieht aus wie ausgewechselt. Die Krähe war auch still und nur noch das Biest und seine Glocke waren zu hören.

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⏰ Last updated: May 02, 2022 ⏰

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Der Rabe und die EuleWhere stories live. Discover now