Ein gutes Gefühl breitete sich in mir aus. Es tat gut zu sehen, wie Dante sie vor allen in ihre Schranken gewiesen hatte. Allgemein war ich überrascht darüber, dass er mich so in Schutz genommen hatte. Ob es daran lag, dass er es tun musste? Ich meine sie hat mich vor allen angeschrien und ihn damit vielleicht zum Handeln gezwungen.
Barbie drehte sich von uns weg und ging schnellen Schrittes im Richtung Ausgang.
Ich atmete erleichtert aus, als sie aus meiner Sicht verschwand. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich die Luft angehalten hatte.
Dante drehte sich zu mir um und musterte mich kurz, bevor er seine Hand zu mir ausstreckte und vorsichtig auf meinen Kopf legte um die dann runter gleiten zu lassen. Hatte er mir gerade über den Kopf gestreichelt?
Ich werde nicht schlau aus diesem Mann.
"Tut es sehr weh? Soll ich einen Arzt kommen lassen?"
Ich schüttelte den Kopf. Etwas enttäuscht war ich schon, denn nun kam es so rüber, als wenn er sich deshalb so aufgeregt hatte und nicht weil sie wollte, dass ich den Ring abnahm.
Ob er das wohl genauso sieht wie sie? Das ich nicht zu ihnen gehöre und es wohl nie tun würde.
Soweit ich weiß bin ich die erste russische Ehefrau eines italienischen Mafiaerben. Es gab wohl vor geraumer Zeit einige Vermählungen zwischen den Ländern, doch betraf das nur niedrige Ränge der Mafia. Es kann also gut sein, dass ich hier nie akzeptiert werde, zumindest nicht so wie ich es mir erhoffe.
Auch konnte ich mich nicht mit dem Gedanken trösten, dass zwischen Barbie und Dante nichts mehr läuft oder laufen würde. Er hatte sie zwar angeschrien, aber wer weiß.

Pablo kam auf Dante zu gelaufen und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Ich konnte nicht hören was es war nur, dass es etwas schlecht sein musste, denn Dantes Gesichtsausdruck wurde blitzschnell ernst und er nickte Pablo bloß zu.

"Amore, ich muss gehen. Es gibt ein Problem, dass ich klären muss. Aber mach dir keine Sorgen, wir holen unsere verlorene Zeit noch nach."
Bei dem letzten Teil zwinkerte er mir verrucht zu.
Spielt er gerade auf unsere Hochzeitsnacht an? Innerlich freute ich mich darüber, dass er jetzt gehen würde und ich die Nacht alleine sein würde.
Aber so gleich zuckte ich bei seinen Worten zusammen, als mir klar wurde, dass er es bloß verschieben wird.
Dante gab mir einen Kuss auf den Scheitel und richtete sich dann an seine Brüder.
"Luca und Lorenzo, ihr kommt mit.
Riccardo bereite bitte alles für den Flug morgen vor und Chiara hilft Anastasia bitte beim packen."
Momentmal, packen? Wo fliegen wir hin? Wieso wird mir nie etwas erzählt. Seine Taktik, mich vor vollendete Tatsachen zu stellen, geht mir mittlerweile ziemlich gegen den Strich.
Ich hatte meine Gedanken gerade geordnet, als die drei sich auf den Weg zum Ausgang machten.
"Wo hin fliegen wir? Oder flieg nur ich?" rief ich Dante hinter her. Dieser drehte sich jedoch nicht um, sondern lief einfach weiter gerade aus.
"Hey ich rede mit dir", wurde ich nun lauter.
"Zu unseren Flitterwochen, mia cara." kam es nun genauso laut von ihm zurück. Gerade als ich hinterher wollte um ihn zu rede zu stellen tauchte Valeria neben mir auf und hielt mich auf.
"Nicht jetzt Liebes." Ich nickte ihr bloß zu und sah wie Dante in den Wagen stieg. Mit hoher Geschwindigkeit rasten die drei Autos vom Hof.
Chiara hackte sich bei mir unter und zog mich zum Haus.

"Mach dir keine Sorgen, es wird alles gut. Und der Ort wird dir gefallen, vertrau mir."
Ich hatte keine Kraft noch etwas zu sagen, geschweige denn mich zu wehren, also ließ ich es still über mich ergehen. Ich wollte nicht weg fliegen und schon gar nicht mit Dante alleine. Warum zum Henker plant er Flitterwochen ohne mich zu fragen, oder mir überhaupt bescheid zu geben. Ich wünschte ich könnte einfach ablehnen und mich in meinem Zimmer verkriechen bis alles vorbei ist, aber das wird es wohl nie sein.
"Weißt du wo wir hin fliegen?" fragte ich Chiara, als mich dann doch meine Neugier übermannte. Sie nickte "Ja aber ich kann es dir nicht sagen, Dante würde mich umbringen. Aber mach dir keinen Kopf, es ist nicht weit und auch nur für eine Woche."
Gott sei Dank, ich hatte schon Angst er würde einen Monat daraus machen.

Im Flur kam uns Amelia entgegen. Ich hatte sie heute den ganzen Tag noch nicht gesehen, zum Glück.
"Signora Martinelli bat mich ihnen beim Packen zu helfen." Nickend ging ich in Richtung meines Zimmer, wurde dann aber von Amelia aufgehalten, welche sich mir in den Weg stellte.
Ich hatte heute wirklich keinen Nerv für sie. Gerade als ich sie zusammen stauchen wollte ergriff sie das Wort. "Ihre Sachen sind bereits im Zimmer von Signore Martinelli."

Ich sah sie erschrocken an, wann ist das bitte passiert? Toll noch eine Sache, bei der nicht nach meiner Meinung gefragt wurde.
Ich wusste, dass ich mein Zimmer nach der Hochzeit mit hoher Wahrscheinlichkeit verlassen muss und bei ihm einziehen werde, aber es schockt mich dennoch immer wieder, dass mir das niemand erzählt. Ich bitte schon gar nicht darum, dass mich jemand fragt, denn anscheinend könnte ich darauf lange warten, aber mich in Kenntnis zu setzten sollte nicht all zu schwer sein.
Wut breitete sich in mir aus, der kann was erleben wenn der wieder her kommt.

Anscheinend waren Dante meine Gefühle und meine Meinung egal. Ach was rede ich denn da, offensichtlich sind sie ihm egal, denn sonst wären wir jetzt nicht verheiratet.
Ich und Chiara folgten Amelia in Dantes Zimmer. Ich stampfte wütend vor mir her.

Zwei Türen ergaben die Eingangstür zu seinem Zimmer, welche von Amelia geöffnet wurden, bevor sie zur Seite trat und uns Platz machte.
Vorsichtig betrat ich das Zimmer. Die Möbel waren schwarz und auch sonst war das Zimmer eher dunkel gehalten. Tja passend zur Seele, würde ich sagen.

Im Zentrum stand ein großes Bett mit schwarzer Seidenbettwäsche und zwei Nachtischen, ebenfalls in schwarz. Schwere Gardinen hingen an beiden Seiten der Fensterwand, welche der in meinem Zimmer ähnelte, nur waren die hier um einige Meter länger. Auch hier war eine der Glasabschnitte die Balkontür. Obwohl es unglaublich luxuriös aussah, war es dennoch schlicht. Es gab keine Dekoration oder ähnliches, nur die Möbel und zwei Gemälde an den Wänden.

Die Wand, welche ungefähr fünf Meter neben dem Bett verlief, war komplett mit Bücherregalen und einer Treppe versehen. Sie war rechts vom Eingang und führte zu einer Galerie, welche sich über dem Bett erstreckte.

Amelia ging an mir vorbei die Treppe hoch. Also müsste sich dort oben das Ankleidezimmer befinden. Chiara setzte sich in die Couchecke an der Fensterwand und beschäftigte sich mit ihrem Handy. Ich sah mich weiter unten um und bemerkte eine Tür auf der anderen Seite des Zimmers. Ich öffnete diese und ein Badezimmer kam zum Vorschein. Auch hier war alles luxuriös eingerichtet, jedoch ohne jegliche Dekoration. Alles hier wirkte kalt und dunkel, was ironischer Weise genau Dantes Charakter entsprach. Ich schloss wieder die Tür und entschied mich das Zimmer oben weiter zu erforschen.
Ich folgte der Treppe zur Galerie und kam in einen offenen Kleiderschrank. Die linke Seite war mit Dantes Anzügen und Hemden bestückt, während in der rechten meine Sachen hangen. Amelia packte gerade Dantes Koffer als ich neben ihr auftauchte. Er besaß ausschließlich dunkel Anzüge, schwarze, dunkelblaue, dunkelgraue, aber heller wurde es auch nicht. Bei seinen Hemden gab es etwas mehr vielfallt. Aber auch nicht wirklich, denn außer weiß, schwarz und verschiedenen Blautönen konnte ich keine andere Farbpalette ausmachen. Ich lief an den Kleiderregalen entlang bis ich an einem Durchgang stoppte. An dem Platz an dem unsere Sachen nur noch einige Meter von einander entfernt waren war ein Durchgang, welcher aufgrund der schwarzen Farbe an den Wänden nicht gleich auffällt.
Ich ging den schmalen Flur entlang bis ich in einem kleiden Zimmer ankam.
Ich glaubte meinen Augen nicht. An der Wand war ein ganzes Waffenarsenal. Dort hing alles, von Kurz- bis hin zu Langstreckengewehren, Pistolen und Messern.

Damit könnte man die Armee eines kleinen Staates ausstatten. An einer Wand waren Bildschirme befestigt, von denen aber die meisten dunkel waren. Die restlichen zeigten Eingänge zu dem Grundstück oder zum Haus. Zum Glück konnte ich keine Aufnahme vom Haus inneren finden.

Auch mehrere Computer standen auf einem Tisch unter den Bildschirmen. Wieso hatte er so einen Raum? Ich meine, die meisten besitzen sowas in der Zentrale, aber nicht bei sich Zuhause und wenn doch dann in ihrem Büro.

Was war hier los? Ob es wohl noch weitere solcher Zimmer gibt? Ich war mir ziemlich sicher, dass das hier nur eins von vielen war.

Ich wollte gerade gehen, als ich ein seltsames Gerät an einer kahlen Wand entdeckte. Ein schlechtes Gefühl überkam mich, da die Wand nicht wie die anderen vollgehängt wurde.

Als ich näher trat erkannte ich, dass es sich bei dem Gerät um ein Zahlenschloss handelte, so ähnlich wie bei einem Tresor.
Wieso um alles in der Welt hatte er in diesem Zimmer einen Tresor? Wieso nicht vor diesem Zimmer? Was könnte so wichtig sein und wieso bewahrt er es in seinem Schlafzimmer und nicht in seinem Büro auf?

"Anastasia, wo bist du?" hörte ich Chiaras Stimme aus dem Ankleidezimmer.

Fuck ich sitze in der Falle.










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