Grey

34 1 0
                                    

Mein Leben ist grau. Es besteht aus ungesagten Dingen und Missverständnissen.  Ich bin wieder bei meiner Familie. Ich habe es tatsächlich geschafft, in der Zeit zurück zu reisen. Zu ihnen zurück zu kehren. Aber sie sind nicht mehr die Kinder, die ich einmal gekannt habe. Nicht wirklich. Niemand von uns ist das. Und ich kann es verstehen- auf eine gewisse Weise kann ich es besser verstehen, als jede andere Person. Denn die Zeit vergeht, und wenn ich in den Spiegel Blicke, kann ich kaum noch die Konturen von der Person erkennen, die ich einmal war.  Sie sind Gesicher, die mir bekannt vorkommen, die jedoch genau genommen fast Fremde für mich sind. Für sie sind es siebzehn Jahre gewesen- 45 lange  Jahre für mich. Aber es fühlt sich an, als würde eine halbe Ewigkeit zwischen uns liegen. Und voneinander trennen. Es gibt eigentlich so viel, das ich sagen möchte. So viel, dass ich mitzuteilen habe. Ich würde ihnen verdammt  gerne sagen, dass es mir leid tut. Dass  ich sie vermisst habe.  Aber keines dieser Worte verlässt meinen Mund. Ich weiß nicht wie. Und mir läuft die Zeit davon.

Mein Leben besteht aus aus einer zerbrochenen Familie und dem Wettrennen gegen die Zeit. Wir waren nie wirklich eine normale, perfekte Familie gewesen. Weit entfernt davon. Aber von dem was jene Familie vor meinem Verschwinden- und vor dem Tod meines Bruders, den ich nicht hatte retten können- gewesen ist sind nur noch Splitter übrig. Wir waren nicht immer beste Freunde gewesen. Auch in unserer Kindheit hatte es durchaus genügend Konflikte gewesen- aber unsere Familie war trotzdem nicht ganz so zerklüftet gewesen. Unsere Verhältnisse waren nicht ganz so distanziert, nicht ganz so angespannt gewesen.

Ich frage mich, wie viel des Ganzen Vanyas Buch tatsächlich abdeckt. Wie viel ich wirklich verpasst habe- aber momentan kann ich mich nicht da mit auseinander setzen. Denn momentan sitzt mir- uns- die Apokalypse im Nacken. Und die Zeit rennt mir davon. Ist es nicht ironisch, dass dem Zeitreisenden die Zeit davon läuft? Mein Leben besteht aus der Stimme in meinem Kopf, die erschreckende Ähnlichkeit mit der Stimme  der Leiterin hat, und die mir immer wieder zuflüstert, dass ich zu spät bin. Dass ich keine Zeit habe. Dass ich zu spät bin, und dass ich meine Familie wieder verlieren werde.

Mein Leben besteht aus dem Gefühl, auf mich allein gestellt zu sein. Eine bittere aber nicht unbedingt falsche Lektion, die die Apokalypse mich gelehrt hat. Vielleicht sollte ich meinen Geschwistern von der Apokalypse erzählen. Ich will ihnen davon erzählen, aber mein Gefühl will nicht aufhören mir einzureden, dass ich niemandem vertraten kann. Niemandem vertrauen darf. Nicht einmal meiner Familie- und Dass ich sie ohnehin nur in Gefahr bringen würde, wenn ich sie einweihen würde. Es sagt mir, dass ich mich nur auf mich selbst verlassen kann- so wie während all den Jahren ebenfalls. Womöglich war ich auch einfach so lange Zeit auf mich allein gestellt, dass ich  vergessen habe,  wie es ist, nicht auf sich allein gestellt zu sein. Ich weiß nicht, ob ich mich daran gewöhnen könnte.

Mein Leben besteht daraus, auf Taube Ohren zu stoßen, nachdem ich meine Geschwister doch ins Verdauen gezogen habe. Daraus, ignoriert zu werden. Es scheint sie nicht besonders zu interessieren, was ich zu sagen habe. Es scheint sie nicht besonders zu interessieren, dass ich überhaupt wieder da bin. Meine Warnungen was die Apokalypse angeht scheinen an ihnen abzuprallen. Sie halten mich für unglaubwürdig. Sie halten mich für verrückt.  Und ich Frage mich warum. Und ich frage mich- trotz der Situation, und trotz der Unwichtigkeit dieser Frage- ob ich ihnen in all den Jahren überhaupt gefehlt habe.

Denn es scheint nicht so. Es scheint so, als hätten sie ihre Leben sei damals einfach normal weiter gelebt. Als wären sie darüber hinweg gekommen- über mich und über die Familie- während ich in der Vergangenheit feststecke. Sie scheinen nicht interessiert daran, mir zu helfen. Sie hören mir nicht zu. Vielleicht hassen sie mich. Vielleicht haben sie ein Recht dazu. Es spielt keine Rolle. Was eine Rolle spielt ist, dass sie am Leben bleiben. Ich brauche keine Anerkennung oder etwas derartiges. Ich möchte überhaupt keine Anerkennung. Ich muss die Apokalypse verhindern.

Ich muss meine Familie retten. Sie wissen nicht, dass sie der Grund dafür sind, dass ich die Apokalypse aufhalten möchte. Das kann ich verstehen- wie sollten sie auch? Doch andererseits macht es mich wütend, dass sie es nicht sehen können. Sie nennen mich gemein. Arrogant. Egoistisch. Und es macht mich wütend, dass sie den wahren Grund meiner Taten nicht kennen. Gibt es nicht das Sprichwort, dass Taten lauter sprechen als Worte? Also warum sind sie zu blind, um es zu erkennen? Und irgendwie wünschte ich, sie würden es wissen. Und irgendwie wünschte ich, es würde sie interessieren.

Mein Leben besteht aus Flashbacks zu Dingen, an die ich mich nicht erinnern möchte. Zu Dingen, von denen ich angenommen habe, dass ich sie mittlerweile irgendwo tief in meinem Unterbewusstsein vergraben habe. Dass ich sie weggeschlossen habe- aber die Erinnerungen, die Bilder sind noch immer da. Und ehe schmerzen noch immer. Und die Angst, das Entsetzen ist noch immer da. Mein Leben besteht aus aus ständiger Wachsamkeit und Misstrauen. Ich kann es nicht riskieren zu scheitern. Ich kann es mir nicht leisten, den falschen Menschen zu vertrauen.

Ich darf nicht scheitern. Nicht dieses Mal. Mein Leben besteht aus der Angst um meine Familie. Denn die Wahrheit ist, dass ich es nicht ertragen könnte, sie alle  noch einmal zu verlieren. Sie wissen es nicht. Vielleicht werden sie das nie. Aber die Wahrheit ist, dass sie der Grund dafür sind, warum ich mich während der Apokalypse gezwungen habe, weiter zu machen. Dass ich in der Apokalypse fast ständig an sie gedacht habe. Die Wahrheit ist, dass meine Familie alles ist, was ich haben. Vielleicht, wenn ich wüsste wie, dann würde ich es ihnen erzählen. Wenn ich wüsste wie, dann würde ich es ihnen sagen. Aber das tu' ich nicht. Und so bleiben diese Gedanken unausgesprochen in meinem Kopf.

Mein Leben besteht aus meiner Vergangenheit, die mich stets verfolgt und aus meinem Trotz, nicht aufzugeben. Es besteht aus Bildern, die ich vergessen will. Bilder von meinen toten Geschwistern, und von dem Blut der Menschen, die ich auf dem Gewissen habe. Bilder von einer roten, lodernden Landschaft, die mich umschließt. Aus meinen Versuchen, weiter zu machen. Meinen Versuchen, meine Familie nach Hause zu bringen. Denn Wir alle haben uns verändert. Wir sind nicht mehr die Kinder von damals, und  der Junge, der ich einst war bin existiert nicht mehr. Der Junge, der ich einmal war ist irgendwann in der Apokalypse umgekommen, und liegt vergraben bei seinen Geschwistern, irgendwo zwischen Ben und Klaus. Aber mein Versprechen, dass ich jenem Jungen gegeben habe besteht weiterhin. Mein Ziel besteht weiterhin.

Mein Leben ist grau. Und ich weiß, dass vermutlich nichts jemals wieder so sein wird, wie früher einmal. Aber ich weiß auch, dass ich nicht mehr alleine bin. Und vielleicht- vielleicht haben wir trotz Allem eine Chance, das alles durchzustehen.

AN: Das war gefühlt die kürzrste Story, due ich je geschrieben habe. Auch die Länge der Kapitel ist echt krass kurz für mich XD und ich habe keinen Plan, ob mir das hier gelungen ist oder nicht 😅Wie gesagt, ich habe keine Ahnung was das hier war. Es war irgendwie echt was Spontanes, weil ich nicht aufhören kann, über Fuve zu schreiben, lmao XD

Na ja, ich freue mich trotzdem über jeden, der diese Story hier liest, und hoffe, dass sie euch zumindest einigermaßen gefallen hat. Auch wenn sie so kurz und irgendwie verwirrend ist 😅

Ich bin wie immer offen für Feedback und joa...😊

Bis bald 💕

Life in colors || Five Hargreeves Where stories live. Discover now