Colorless

45 1 0
                                    

Mein Leben ist farblos, so wie die tote, karge  Landschaft um mich herum. Mein Leben besteht aus Einsamkeit. Es besteht aus meinen Schuldgefühlen, die nicht verschwindenden wollen. Aus meinen Vorwürfen an mich selbst. Es besteht aus der leeren, kühlen Landschaft um mich herum. Aus dem Wissen, dass ich die einzige lebende Person in jener Landschaft bin.

Mein Leben besteht aus verschwommenen Erinnerungen an meine Geschwister, und meine Bemühungen, hehe Erinnerungen zu behalten. Aus den Schwierigkeiten, sie nicht gegen zu lassen, auch wenn sie sich mit jedem Tag seit er weg, mit jedem Tag undeutlicher anfühlen. Verschwommener, als würden sie mir nach und nach entgleiten. Aus der Angst, sie zu vergessen. Daraus, dass ich mich an schlechten Tagen noch nicht einmal mehr genau daran erinnern kann, wie genau die Stimmen meiner Geschwister geklungen haben. Das ist das Erschreckende daran. Mein Leben besteht daraus, meine Geschwister zu vermissen- aus den leeren Stellen, wo einst meine Geschwister gewesen waren- und aus der einen leeren Stelle unter ohnen, die von nun an  immer leer bleiben würde, auch wenn ich zu ihnen zurück kehren würde. Ich habe gelaubt, vielleicht sogar gehofft, dass es mot der Zeot leichter werden würde. Aber das stimmt nicht. Eigentlich wird es sogar schwerer, den mit jedem Tag wird die Entfernung zwischen mir und ihnen größer. Und mach mal frage ich mich, ob meine Geschwister mich ebenfalls vermissen. Ob sie überhaupt an mich denken. Ob es sie überhaupt interessiert, dass ich verschwunden bin.

Es besteht aus einigen wenigen Gegenständen, die einst als Merch der Aksdmke gegolten haben, und nun für mich als Erinnerung an meine Geschwister dienen. Daraus, Vanyas Buch immer und immer wieder zu lesen, um meiner Erinnerung nachzuhelfen. Um mich daran zu erinnern, wofür ich das hier überleben muss.

Auch die Schuldgefühle, die bei dem Lesen des Buches in mir aufkommen gehören dazu. Der Frage, was wäre, wenn ich an jenem einen Morgen nicht abgehauen wäre. Was wäre, wenn ich bei ihnen gewesen wäre. Dem Wissen und der schockierenden Tatsache, dass ich einen meiner Brüder- noch dazu derjenige, der in meiner Kindheit mein bester Freund gewesen war- quasi doppelt verloren habe. Dass ich Ben nicht retten kann, auch wenn ich es schaffe, zu meiner Familie zurück zu kehren. Dass es dafür bereits zu spät war. Mein Leben besteht aus meinem schlechtem Gewissen- und dem Gedanken daran, dass ich jenes Ereignis hätte verhindern können, wenn ich nur nicht drei Jahre zuvor abgehauen wäre.

Mein Leben besteht aus Hunger, und darin, die widerlichsten Dinge essen zu müssen, um überhaupt zu überleben. Daraus, jeden Tag zu überprüfen, wann ich wieder nach Nahrung suchen müsse- wie lange mein Vorrat noch reichen würde. Ich war noch nie besonders wählerisch gewesen wenn es um Essen ging, doch wenn dem so gewesen wäre, hätte ich es mir spätestens jetzt abgewöhnt. Mittlerweile fett es nicht mehr darum, was ich esse- es geht darum, nicht zu verhungern.

Mein Leben besteht daraus, zu merken, wie ich altere, und doch nicht vorran komme. Wie ich mich quasi im Kreis drehe, und immer wieder in Frage stelle, ob ich meine Familie wiedersehen werde. Ein Teil von mir will daran glauben. Aber es ist schwer daran zu glauben, wenn es noch so weit entfernt zu sein scheint. Wenn ich schon so lange nach der richtigen Formel suche, um in der Zeit zurück reisen zu können. Ohne Erfolg.

Mein Leben besteht aus Einsamkeit und dem Wunsch, jemanden zum Reden zu haben. Den Wunsch, mich jemandem anvertrauen zu können. Manchmal rede ich mit meinen Geschwistern- oder gebe zumindest vor, es zu tun. Worte, die sie nie hören werden, und von denen ich nicht weiß, ob ich sie jemals persönlich zu ihnen sagen werde. Manchmal träume ich sogar von ihnen- manchmal sind es positive Träume. Manchmal sind es Albträume. Manchmal  beschuldigen sie mich für ihren Tod. Manchmal werfen sie es mir vor, dass ich damals abgehauen bin. Manchmal hassen sie mich dafür. Manchmal kann ich auch Vaters Stimme in meinem Kopf hören- tief, und im selben belehrenden Tonfall, wie in meiner Kindheit. Ich habe es dir gesagt.

Mein Leben besteht aus schlaflosen Nächten, weil ich manchmal  die leblosen Körper meiner Geschwister sehe, wenn ich die Augen schließe. Ich habe es nie geschafft, diesen Anblick ganz aus meinem Gedächtnis zu verdrängen. Auch nach Jahren nicht. Und noch immer verspüre ich da bei einem ähnlichen Schmerz wie damals. Daraus, dass ich ihnen einfach Sagen möchte, wie verdammt leid es mir tut.

Mein Leben besteht aus der Angst, verrückt zu werden. Ich habe niemanden, außer Dolores. Niemanden sonst, mit dem ich reden kann. Sie ist mir eine große Hilfe. Mit ihr fühleich mich nicht mehr ganz so alleine. Bis ich es schaffe, zu meiner Familie zurück zu kehren, ist die auf eine Art meine Familie geworden- auch wenn ich mir irgendwo tief in meinem Inneren bewusst darüber bin  , dass sie kein Ersatz für meine Familie ist. Auch wenn ich weiß, dass das auf Dauer keine Lösung ist. Zumindest habe ich so jemanden zum Reden. Zumindest erleichtert sie es mir, an meinem eigenen Vetszsnd festzuhalten. Aber ab und zu habe ich dennoch Angst mich zu verlieren. Ab und zu spüre ich schon fast ein wenig, wie ich mich selbst verliere.

Mein Leben besteht daraus, mich zu zwingen weiter zu machen. Zu überleben, auch wenn es so Verdammt einfach wäre, einfach aufzugeben. Auch wenn ich merke, das meine Kraft ab und zu nachlässt. Auch wenn ich merke, dass ich allmählich müde werde. Auch wenn meine Hoffnung manchmal nicht wirklich genug zu sein scheint, und ein Teil von mir erneut betont, wie einfach es wäre. Doch mein Leben besteht auch aus meinem Willen, zu meiner Familie zurück zu kehren. Meine Familie vor der Apokalypse zu retten, egal wir lange ich dafür durchhalten muss. Egal wie lange ich noch brauche, ehe mir das gelingt. Mein Leben besteht aus dem Versprechen an den Jungen, der ich einmal war. Und an die Familie, die ich einmal gehabt habe.

Mein Leben ist farblos. Und ich manchmal frage ich mich, ob diese Farblosigkeit jemals ein Ende haben wird.

AN: Jup, dieses Kapitel und das davor spielen beide in der Apokalypse. Allerdings ist das davor zu einem Zeitpunkt relativ am Anfang, und das hier...nach einigen Jahren irgendwann. Und irgendwie ist das hier auch viel länger als die Anderen XD

Wie findet ihr es so? Ich bin wie immer offen für Feedback ^^

Bis bald 💕

Life in colors || Five Hargreeves Where stories live. Discover now