Black

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Mein Leben ist schwarz. Mein Leben besteht aus einer Organisation, zu der ich nicht gehören möchte. Aus weiterem Training, ohne besondere Ähnlichkeit zu dem in der Akademie, aber dennoch ähnlich unangenehm. Training im Kampf, ebenso wie auch Vorbereitungen auf Extremsituationen. Informationen zu all den verschiedenen Zeiten und Kulturen, die nötig sind, um während der Aufträge nicht aufzufallen.   Aus  herunter gekommenen Motelräumen, und Menschen die ich nicht kenne.  Ich bin nicht mehr alleine, aber es ist merkwürdig, nach all den Jahren wieder unter Menschen zu sein. Es ist als wüsste ich nicht mehr genau wie. Ich bin nicht mehr alleine, aber ich vertraue niemandem von all den Menschen hier. Ich kann niemandem vertrauen- nicht wenn meine Absichten vollkommen andere sind, als ihre. In gewisser Weise bin ich also trotz allem alleine. Und ich fühle mich überwacht.

Es besteht aus Schusswaffen ähnlich einigen derer, denen ich mich selbst vor Hunderten von Jahren hin und wieder gegenüber gesehen habe. Dieses Mal bin ich es, an dem es liegt, den Abzug zu drücken. Mein Leben besteht aus dem kupferartigen Geruch nach Blut, und blutbefleckten Händen- meinen eigenen blutbefleckten Händen. Aus dunkelroten Flecken, die mehr beflecken als nur meine Klamotten. Aus dunkelroten Flecken, die nie ganz verschwinden, auch wenn sie schon längst wieder aus meinem Anzug gewaschen sind. Ich mag dieses Leben nicht sonderlich, gemacht aus Bitterkeit und alten, verblassenden Erinnerungen an die Familie, die ich einst hatte. Aus Kaffe, der mir dabei hilft, eine weitere Nacht durchzustehen, um einzuschlafen. Denn an Schlaf ist mittlerweile nur noch schwer zu denken- denn mein Leben besteht aus der Apokalypse, aus den leblosen Körpern meiner Familie, die in meinem Träumen erwarten.

Aus all den Menschen, die durch mich ihren Tod gefunden haben, und die mich ebenfalls bis in meinen Schlaf verfolgen. Aus Alkohol, der mir dabei hilft, dennoch hin und wieder Schlaf zu finden. Der die Träume, die Bilder fern hält, zumindest häufig.  Aus Leichen von Menschen, die ich nie gekannt habe. Die womöglich nie wirklich etwas verbrochen haben- abgesehen von der Tatsache, dass sie der Kommission auf irgendeine Weise im Weg gewesen waren. Die vermutlich gar keine Ahnung gehabt hatten, warum.

Mein Leben ist aus Reue gemacht. Aus dem Leben, das ich nicht gehabt habe, und aus den Leben, die durch mich ein vorzeitiges Ende gefunden haben.  Wegen dem Blut an meinen Händen, das sich zwar abwaschen, aber nicht vergessen lässt. Wegen meiner Familie, die ich so lange nicht mehr gesehen habe. Es besteht aus Schuld, die sich nun verdoppelt zu haben scheint, und dem noch immer zwischen all dem hervor stechenden Willen, zu meiner Familie zurück zu kehren. Meiner Hoffnung, an die ich mich noch immer klammere- der Hoffnung, dass ich einen Weg finden, sie zu retten. Dass ich zurück kehren werde- auch wenn mein Weg über die Komission führt. 

Mein Leben  Aufträgen, die stets auf mich warten, und  Aufträgen, die ich nicht besonders gerne erledige, aber  die ich erledigen muss. Zumindest für eine gewisse Zeit lang. Die Leute in der Kommission halten mich für etwas Besonderes. Für einen der besten Agenten der Kommission. Das bin ich wahrscheinlich auch. Niemand hat Kräfte wie ich. Ich bin gut darin, die Aufträge zu erfüllen. Ich habe die meisten Aufträge fast problemlos erledigt. Aber es macht mich nicht glücklich. Ich empfinde keine Freude, an dem was ich tue. Das Lob von der Leitung der Kommission prallt größtenteils an mir ab. Zumindest sage ich mir, es würde einfach an mir abprallen- denn in Wirklichkeit kann ich nicht verleugnen, dass ich trotz Allem- fadt entgegnen meines eigenen Willens- eine Art Stolz darauf verspüre.

Es ist eine dumpfe, bittere Art von Stolz, aber er ist dennoch da. Ich kann ihn dennoch spüren, hin und wieder. Und zur gleichen Zeit ekelt mich jener Stolz selbst an. Zur gleichen Zeit richtet sich mein eigener Ekel auf mich selbst, oder darauf, was aus mir geworden ist.  Auf meine Taten.  Sie sind ein notwendiges Übel, denn hier geht es nicht um mich. Nicht wirklich. Sie sind ein notwendiges Übel, denn schließlich sind sie der einzige mir bekannte Weg, meinem Ziel näher zu kommen. Ich habe das was zählt in all den Jahren nicht aus den Augen verloren- die Tatsache, dass nicht ich hierbei im Vordergrund stehe, sondern meine Familie. Die Tatsache, dass ich die Apokalypse verhindern muss- und das geht nur, indem ich zu ihnen zurück kehre. Mein Leben besteht daraus, mir dies immer wieder uns Gedächtnis zu rufen.

Mich immer wieder daran zu erinnern, warum ich das hier tue. Dass ich es für sie mache. Womöglich  rechtfertigt das meine Handlungen nicht, aber es macht es mir leichter, weiter zu machen. Es macht es mir leichter, nicht aufzugeben. Vermutlich erleichtert jenes Mantra es  mir auch, mit meinen Taten zu leben. Zu akzeptieren, was ich getan habe, ohne dass mein Ekel gegenüber mir selbst Überhand gewinnt. Vielleicht hilft es mir damit zu leben, indem ich mich mehr auf das Warum konzentriere.

Aber mein Leben besteht auch aus der Frage, ob mir verziehen werden kann, und der Gewissheit, dass das Blut an meinen Händen nie komplett verschwinden wird, und dass ich selbst nicht vergessen kann.

Mein Leben ist schwarz.  Und ich frage mich, ob ich jemals in der Lage sein werde, mir selbst zu verzeihen.

AN: I mean...obviously spielt dieses Kapitel während der Zeit in der Komission😅 ich weiß nicht, wie gut mir diese Darstellung gelungen ist. Echt nicht. Aber ich lasse es erstmal so stehen...was meint ihr so dazu?

Bis bald 💕

Life in colors || Five Hargreeves Where stories live. Discover now