Kapitel 2.1 - Wie man seinen Traummann findet

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Dieser Kuss war fantastisch. Es war eine Sinfonie aus Leidenschaft und schier endloser Zuneigung, die sich vorsichtig an meine Lippen herantastete und dann immer mutiger wurde. Ich legte meine Hand an seinen Hals, strich mit dem Daumen über seinen Dreitagebart und ließ meine Finger dann durch seine Haare gleiten... Die zugegebenermaßen etwas borstig waren — und auch nicht sehr angenehm rochen, wie ich jetzt feststellte.

Ich öffnete die Augen und schreckte auf. Über mich beugte sich nicht etwa ein dunkelhaariger Schönling, der gar nicht genug von mir bekommen konnte, sondern Bruno, der mir mit seiner warmen Zunge den Sabber aus den Mundwinkeln leckte.

„BRUNO!", schimpfte ich.

Er hielt kurz inne und legte den Kopf schief. Seine braunen Augen waren ganz groß, verdeckt von einzelnen, grauen Haarsträhnen. Er blinzelte und sah aus, als versuchte er noch zu verstehen, was genau mein Problem war.

„Los jetzt! Geh runter!"

Er sprang vom Sofa und am Klacken seiner Krallen auf dem Parkettboden hörte ich, dass er geradewegs zur Haustür lief und so schnell wie möglich seinen Morgenspaziergang antreten wollte.

Ich vergrub mein Gesicht in der Decke. Mein Kopf dröhnte und mein ganzer Körper fühlte sich an, als hätte mich ein Lastwagen überfahren. Die Schwere und Trägheit, die mit einem Kater einhergingen, waren mir nicht unbekannt, aber in dem Ausmaß hatte ich das noch nie erlebt.

In dem Moment bemerkte ich wie meine Zunge völlig ausgetrocknet an meinem Gaumen klebte. Ich brauchte Wasser. Es kostete mich unverhältnismäßig viel Kraft mein Gesicht aus der Decke auszugraben und ein Auge lange genug zu öffnen, um sehen zu können wo auf dem Couchtisch sich mein Wasserglas befand. Ich stöhnte. Mit so wenig Bewegung wie möglich schälte ich mich aus der Decke und streckte meinen Arm aus so weit es nur ging. Mit der Fingerspitze kam ich schließlich an den oberen Rand des Glases und zog es mit dem Zeigefinger auf dem Tisch entlang, bis ich es greifen konnte. Aufstehen wurde überbewertet. Erst als ich das Glas in der Hand hielt und halb im Liegen einen ersten Schluck genommen hatte, bemerkte ich den Zettel, der mit einem Klebestreifen daran befestigt war.

Ich konnte ja kaum die Augen öffnen. Was hatte sich Lyss also dabei gedacht? Ich wusste, dass der Zettel von ihm sein musste, weil er das immer so machte.

Wir gingen zusammen weg, ich überschätzte meine Trinkfestigkeit, er brachte mich danach nachhause und deckte mich auf dem Sofa zu. Er stellte jedes Mal ein Wasserglas auf den Couchtisch, eine Aspirintablette dazu und klebte einen Zettel auf das Glas, um mir in einem Satz zu sagen, was ich am Abend davor alles verbockt hatte. Dann ging er die Straße vor zu seiner eigenen Wohnung und gelegentlich (wenn ich besonders viel Mist gebaut hatte), rief er mich am nächsten Morgen an, um zu fragen wie es mir ging.

Heute allerdings nicht. Er hatte mir nur den Zettel am Wasserglas hinterlassen.

„Egal was du tust, ruf keine der Nummern zurück. Und du bist wahrscheinlich spät dran, also beeil dich und steh auf. Jetzt!"

Ich wandte den Blick vom Zettel ab und überlegte, mit was sich Lyss' Instruktionen in Verbindung setzen ließen, kam aber zu keinem Schluss.

Welche Nummern? Warum sollte ich irgendjemanden zurückrufen? Und zu spät war ich sowieso nicht. Bruno weckte mich im Zweifel immer gerade noch rechtzeitig, sodass ich nie zu spät zur Arbeit kam.

Mein Kopf schien mit jedem Gedanken noch mehr zu wummern. Ich fasste mir an die Stirn und schloss die Augen. Aspirin. Das war das einzige, an das ich denken konnte, bis ich die Tablette geschluckt hatte und die Wirkung endlich einsetzte.

Ich quälte mich in eine aufrechte Position und zog mein Handy aus der Hosentasche.

„FUCK!"

Wie vom Blitz getroffen sprang ich vom Sofa, zog meine Schuhe an und kämmte mir mit einer Hand durch die Haare, während ich mit der anderen nach dem Deo griff. Für Zähneputzen war auch keine Zeit mehr, also musste ein Kaugummi reichen. Ich fragte mich zwar, warum zur Hölle ich 20 (!) verpasste Anrufe von unterschiedlichen Nummern auf dem Handy hatte, hatte aber beim besten Willen keine Zeit mir darüber Gedanken zu machen oder Lyss' Rat zu missachten und zurückzurufen. Binnen weniger Sekunden rannte mit Bruno die Straße hoch und hastete durch die gläserne Drehtür, die in die Lobby führte.

„Bin da!", keuchte ich und stützte mich mit den Händen auf meinen Oberschenkeln ab. Einzelne, blaue Haarsträhnen hingen mir ins Gesicht und ich musste aufpassen, dass ich sie nicht aus Versehen einatmete.

„Frau Winter", ertönte eine tiefe Stimme hinter dem Tresen. „Das wurde auch Zeit."

***

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In diesem Sinne: noch ein schönes Rest-Wochenende!

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⏰ Last updated: Apr 03, 2022 ⏰

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