Schnapsidee

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Selbstverständlich hatte Hinata zugesagt. Zwar dauerte es etwa anderthalb Stunden, bis sie wieder ein Wort herausbringen konnte, aber letztendlich war ja doch noch etwas daraus geworden.
Inzwischen hatten Naruto und sie auch schon den kleinen Grashügel außerhalb des Wohnbezirks von Konohagakure erreicht. Dort setzten sie sich, in einem Abstand von etwa zwei Metern, nebeneinander. Hinata musste erst einmal verschnaufen. Allerdings nicht vor Anstrengung, sondern weil sie jedes Mal, wenn Naruto sie auf dem Weg hierher knapp mit der Schulter berührte, den Atem angehalten hatte.
„Hier!" Er grinste sie nun freundlich an und hielt ihr eines der in Papier eingewickelten Dangostäbchen hin.
Vor Nervosität zitternd griff sie danach. „A-Arigato..."
Sie zog die Knie an, legte die kleine Mahlzeit darauf und wickelte sie dann langsam aus. Naruto zog indes schon eines der Teigkugeln mit den Zähnen vom Stäbchen und kaute darauf herum. Dabei lehnte er sich zurück und stützte die Hand ins Gras.
„Schöner Abend, nicht wahr?", sagte er auf einmal mit Blick in den Himmel, wobei Hinata fast das Herz stehen blieb.
Sofort errötete sie und knautschte die Dango versehentlich in der Hand.
„Äh... W-Wie...?"
„Die Sterne", sagte er mit vollem Mund und deutete mit erhobenem Finger in die Luft.
Daraufhin hob Hinata ihren Kopf etwas. Und nickte dann kaum erkennbar.
„H-Hai..."
Sie war viel zu nervös, als dass sie den Nachthimmel hätte genießen können. Und das, obwohl er heute wirklich ganz besonders schön anzusehen war...
Mit erhobener Augenbraue sah Naruto zu ihr. „Heee, du zerdrückst ja die Dango!", rief er prompt und deutete dabei auf den zerquetschten Teig.
Hinata blickte zunächst irritiert auf ihre Hände herab und erschrak dann. „Huch!! Ah... äh!!"
Naruto schaute etwas bedröppelt, doch dann musste er schmunzeln. Er griff in die Tüte neben sich und reichte ihr ein neues Stäbchen.
„Das nehme ich", sagte er und fasste dann, ohne Vorwarnung, einfach in ihre Hand.
Sie zuckte heftig zusammen und wurde knallrot. //Äh... ahh... ahhh!!!//
Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie auf ihre Hand, aus der Naruto gerade die Teigstückchen pulte.
„G-G-Gomen!!", rief sie aufgeregt. Sie zitterte am ganzen Leib.
„Ach was. Macht doch nichts, Hinata-chan." Naruto grinste und leckte sich dann die Dangofüllung von den Fingern.
Hinata war sofort derart benebelt von dieser Anrede, dass sie wieder vergaß, ihre Dango zu essen. //Ch-chan... H-Hinata-chan...//
Naruto schien sich dessen gar nicht bewusst zu sein, denn er aß einfach ungerührt weiter und richtete seinen Blick wieder hinauf in die Sterne. Während er fröhlich kaute, hockte Hinata mit gesenktem Haupt neben ihm. Schüchtern pulte sie am Papier der Dango herum. Und schließlich begann sie langsam wieder damit, sie auszuwickeln. Ruhig und bedächtig schob sie sich eines der kleinen Bällchen in den Mund und zerkaute es vorsichtig. Sie wollte ja alles richtig machen. Sie hoffte zutiefst, dass sie nicht zu laut schmatzte.
...
Als sie schließlich auch den letzten Dango aufgegessen hatte, zerknüllte sie das Papier und hielt es lange fest in ihrer schwitzigen Hand. Naruto hatte kein Wort mehr gesagt. Und Hinata stellte sich innerlich nur immer wieder ein und dieselbe Frage. Sie rang mit sich, öffnete und ballte ihre kleinen Fäuste.
„Uhm... N-Naruto-kun?", schaffte sie es dann tatsächlich, ihn anzusprechen.
„Hm?" Der Blondschopf hob eine Braue und sah sie an. „Was ist?"
„Ah... W-Warum... äh..."
Sie zog die Beine noch mehr an sich und saß nun vollkommen zusammengekauert da. Nervös spielte sie mit ihren Fingern herum und schaute darauf.
„Was denn?"
Nanu? Bildete sie sich das nur ein oder klang Narutos Stimme etwas näher als zuvor? Vollkommen angespannt linste sie aus dem Augenwinkel in seine Richtung. Und tatsächlich! Er war ihr wirklich näher als zuvor! War er etwa an sie herangerückt? Aber warum? Und warum waren sie überhaupt hier? Warum diese plötzliche Einladung zum Dangoessen hier auf dem Hügel? Das waren die Dinge, die Hinata so brennend interessierten.
„Hm... Du willst sicher wissen, weshalb ich dich... naja..." Nun wirkte auch er ein kleines bisschen nervös. Doch überspielte er dies mit einem Grinsen und ließ den Blick dann schweifen. Dann rieb er sich die Nase und zeigte schließlich mit dem Finger auf sie. „Ich... Ich mag dich eben."
„HAH?!" Auf einen Schlag verkrampften sich Hinatas Muskeln und sie starrte Naruto völlig entgeistert an. Ihr Herz pochte so heftig, dass sie glaubte, es würde jeden Moment aus ihrer Brust springen. Sie wurde noch roter, als sie es ohnehin schon war.
Und dann sah sie es... Naruto rückte tatsächlich ein Stück näher an sie heran! Er blickte dabei zur Seite und kratzte sich mit dem Finger verlegen die Wange.
Und plötzlich konnte Hinata seine Hand auf der ihren spüren! Ihr pubertärer Hormonhaushalt explodierte förmlich. Innerlich war sie vollkommen am Ausrasten, ihre innere Stimme wollte kreischen und schreien. Ihr Herz klopfte nun so laut und ihr Blut pochte dermaßen in ihren Schläfen, dass sie sich wie in Trance versetzt fühlte.
„Hinata-chan", sagte Naruto dann leise, wobei er seinen Kopf langsam herumschwenkte und ihr direkt in ihre klaren, weißen Augen sah.
Und diesmal wich sie seinem Blick nicht aus.
Was war los? Hatte Naruto sich etwa in sie...? Aber das konnte nicht... das konnte doch nicht sein! Hinata war fassungslos. Und außerdem wie erstarrt.
Ein dezentes Grinsen huschte über Narutos Gesicht, das beinahe etwas frech wirkte.
„Hehe... Du bist manchmal so süß...", sagte er in überraschend resolutem Ton. „Ach was. Eigentlich immer..."
Hinatas Augen weiteten sich nun noch mehr. Die Schamesröte in ihrem Gesicht wollte und wollte nicht weichen und sie konnte einfach nicht aufhören zu schwitzen!
//N-N-Naruto-kun...?!//
Zwar fühlte sie sich vollkommen überrollt von dieser unerwarteten Situation - ja, war fast einem Herzanfall nahe - aber irgendwie konnte sie gar nicht so recht darüber nachdenken. Irgendetwas hielt sie davon ab, überhaupt noch einen einzigen klaren Gedanken zu fassen...
Ob es an der bloßen Anwesenheit des Jungen lag, den sie so sehr bewunderte?
An der Art und Weise, wie er sie ansah?
Wie sich seine Hand auf der ihren anfühlte?
Oder war es vielmehr das Gefühl seiner warmen Lippen, die sie plötzlich auf ihrem Mund spürte?
...
//Hnngh!! KYAAHHH!!// In Hinatas Kopf zerfetzte ein gellender Schrei die Luft.
Doch in Wirklichkeit lag eine friedliche Stille über dem grasbewachsenen Hügel, auf dem sich die beiden unter dem wunderschönen Sternenhimmel küssten.
Hinatas Gesicht glühte förmlich, ihre Augen waren bis zum Anschlag aufgerissen und sie schielte auf den Jungen, der ihr soeben ihren ersten Kuss stahl. Naruto hatte die Augen geschlossen und so allmählich begannen auch ihre Lider schwerer zu werden... Und gerade, als sie sie endgültig schloss, öffnete Naruto plötzlich die Augen.
//K-Kuso... Mein Chakra...!//
Er musste seine Lippen von Hinata lösen. Diese war in ihrer Kussposition verharrt und gerade von einer derart fluffigen, rosa Zuckerwattewolke umgeben, dass sie gar nicht mitbekam, wie er aufstand. Und das sogar ziemlich hektisch.
„I-Ich bin sofort wieder da!"
Mit diesen Worten wetzte er den Hügel hinab.

//Scheiße, Scheiße, Scheiße!!//
Seine Schritte wurden immer größer und schließlich verschwand er mit einem Hechtsprung im nächstbesten Gebüsch.
-POFF!!-
...
„Puh! Nur noch eine Minute länger und meine Kunst hätte sich aufgelöst...", keuchte Kiba erleichtert und wischte sich demonstrativ den Schweiß von der Stirn.
Er ließ den Blick kurz durch die Gegend schweifen. Dann zuckte er mit den Schultern und fügte hinzu: „Eh, was soll's. Ich muss ohnehin mal."
So drehte er sich um und markierte erst einmal den Busch vor sich.
//Hmm... Ich kann nicht glauben, dass ich echt so weit gegangen bin...//, dachte er, wobei er sich leicht über die Lippen leckte. Er schmeckte Hinata noch immer, hatte noch immer ihren Duft in der Nase.
//Aber ich konnte irgendwie nicht anders... I-Ich habe sie echt geküsst...//
Doch da bläute es ihm plötzlich und er riss die Augen auf. Mit der flachen Hand schlug er sich vor die Stirn.
//Nein, Scheiße! Eigentlich war es ja Naruto...//
Sein Ausdruck wirkte bedrückt. Doch schüttelte er rasch den Kopf und festigte seinen Blick wieder.
//A-Ach kh... Was interessiert mich das? Hauptsache, sie ist glücklich...//
So langsam überkam ihn aber das dumpfe Gefühl, dass er seinen Plan, Hinata in Narutos Gestalt eine Freude zu machen - weil dieser das ja nicht auf die Reihe bekam! – womöglich nicht so recht zu Ende gedacht hatte. Wenn er ehrlich war, stellte sich das Ganze nun sogar als ziemliche Schnapsidee heraus! Was hatte er sich nur dabei gedacht?!
Als er sich gerade mit verstimmtem Blick den Hosenstall wieder zuzog, raschelte es neben ihm in den Büschen.
„Hm?" Er warf einen fragenden Blick zur Seite.
Und im nächsten Moment schon ging er in die Hocke, denn es war Akamaru, der da zwischen den Zweigen hervorgesprungen kam und mit fröhlich wedelndem Schwanz auf ihn zu tapste. Kiba streichelte ihm über den Kopf.
„Ich hatte dir doch gesagt, dass du zu Hause bleiben sollst...", raunte er ihm mahnend zu, doch stieß sein Hund daraufhin einen winselnden Laut aus.
„Jaja, ich weiß. Ich hatte auch gesagt, dass es nicht allzu lange dauern würde... Gomen, Akamaru."
Mit diesen Worten nahm er seinen Hund auf den Arm und drehte sich um. Er lugte durch das Gebüsch zu dem Hügel hinauf, auf dem er Hinata zurückgelassen hatte. Überrascht hob er seine Brauen, als er erkannte, dass sie nun auf dem Rücken lag.
„Sieh mal, Akamaru... Glaubst du, sie schläft?"
Der schnüffelte nur mit erhobenem Kopf in der Luft herum. Kiba sah ihn kurz aus dem Augenwinkel an und richtete seinen Blick wieder zum Hügel hinauf.
„Hm, vielleicht ist das ja so eine Art... Schockreaktion ihres Körpers?", stellte er seine These im Flüsterton auf und kratzte sich dann hinter dem Ohr. „Ach Kacke, was mach ich denn jetzt...? Kann sie ja schlecht da liegen lassen..."
Akamaru stupste ihn an.
„Ja, du hast recht." Kiba stieß einen leisen Seufzer aus, bevor er seinen Hund auf dem Boden absetzte, ein Fingerzeichen schloss...
„Henge!!"
...und sich wieder in Naruto verwandelte.

Dann trat er aus dem Gebüsch und lief auf leisen Sohlen den grasbewachsenen Hügel hinauf.
Bei Hinata angekommen, ging er erst einmal neben ihr in die Hocke und hielt den Zeigefinger vor die Lippen, um Akamaru zu bedeuten, still zu sein. Er ließ seinen Blick wieder über ihr Gesicht schweifen. Ihre Augen waren fest geschlossen und sie atmete ruhig, die Hände ruhten auf ihrer Brust. Sie schien nicht zu frieren, denn sie trug ja ihren beigefarbenen Anorak. Somit bestand vielleicht gar keine Notwendigkeit, sie gleich nach Hause zu bringen? Und er konnte sie hier in Ruhe schlafen lassen? Denn sie war wirklich überaus niedlich anzusehen, während sie schlief...
Kiba in Narutogestalt erwischte sich dabei, wie er sie eindringlich anstarrte. Dabei trieb es ihm eine dezente Schamesröte ins Gesicht, und das, obwohl er sich zuvor so gut im Griff hatte.
//Sh-Shimatta... Warum habe ich das gemacht?//, fragte er sich nur wieder.
Ohne den Blick von ihr abzuwenden, setzte er sich langsam neben sie ins Gras. Akamaru hatte sich bereits auf seiner anderen Seite zusammengerollt, sein Schwänzchen berührte seine Nase und die Augen hatte er geschlossen. Allein bei dem Anblick entwich Kiba ein leiser Gähner. Und schließlich legte auch er sich auf den Rücken, faltete die Hände auf dem Bauch und driftete dann langsam in den Schlaf ab...


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