Kapitel 124 - Vorahnungen

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"Sicher dass du es nicht verschieben kannst?", frage ich mit einem ehrlichen Lächeln bei dem Gedanken, wobei ich mit meinem Fuß seitlich sein Bein elegant leicht streifend hochfahre. Ich bemerke wie er schwerer als nötig die Luft einzieht, doch sein Blick zeigt mir, dass er seine Pläne nicht umstellen kann.

"Ja", sagt er und zieht seine Augenbrauen unmerklich zusammen, bevor er sich wieder leicht von mir entfernt und lehnt sich mit dem Rücken an die Bettlehne. Trotz seiner Aussage schleicht sich ein gewinnendes Lächeln auf meine Lippen und meine Wangen beginnen zu glühen, da er sich offenbar wenigstens ein bisschen schwer damit tut.

Spielerisch lecke ich mit meiner Zunge über die Unterlippe und während ich das weiße Laken wieder über meinen Oberkörper ziehe drehe ich mich zu ihm. Ohne ein Wort von mir zu geben streiche ich leicht mit meiner Hand über den Saum seiner weißen Weste und atme entspannt in Richtung seines Ohres aus. Obwohl es ihm nicht zu gefallen scheint, dass ich merke wie sich eine leichte Gänsehaut bei ihm bildet, grinse ich triumphierend und fahre mit meiner Hand unter den Stoff seiner Weste zu seiner Brust.

"Kann ich mitkommen?", frage ich schon ohne viel Hoffnung. Den ganzen Tag im Bett zu verbringen und mir Gedanken zu machen über mein Spiel wird mich im wahrsten Sinne des Wortes verrückt machen. Ich habe ihm nichts von meinem Traum oder meinem Aussetzer bei der Unterhaltung mit Ann erzählt. Es wäre unnötig die Zeit mit ihm dafür zu verschwenden, ich meine was würde er schon sagen? Dass ich meine Gedanken nicht an so etwas belangloses vergeuden sollte, sondern lieber konzentrieren und den Fokus behalten.

Da ich diese Nacht nicht viel geschlafen habe, brennen sich die Bilder es Alptraumes immer deutlicher in mein Gehirn, je mehr ich gebettet in den weißen Laken ruhig daliege. Es ist so, als dass die schlimmen Vorahnungen sich immer mehr verdeutlichen, je näher das Spiel rückt. Ich bemerke, dass ich während ich meinen Gedanken nachhing unterbewusst mehr Druck mit meinen Fingern auf seine Brust ausgeübt habe, weswegen ich kurz meinen Kopf schüttele und wieder vorsichtig mit meinen Fingernägel über seine Haut fahre. Wie kann ein Traum mich nur so beeinflussen?

"Spricht nichts wirklich dagegen"

"Hm?", verwundert sehe ich zu ihm und versuche seine Gesichtszüge genau zu analysieren. Hat er gemerkt, dass ich viel zu sehr meinen Gedanken nachhänge? Warte, ich darf mit? Er denkt nach, doch scheint seine Antwort nicht zu bereuen.

"Wirklich?", frage ich nochmal nach und ziehe eine Augenbraue ungläubig in die Höhe. Bis jetzt habe ich mich immer aus seinen Plänen betreffend den Beach rausgehalten, und jetzt möchte er mich involvieren?

"Du und Arisu scheint euch zu verstehen, er mag dich. Das könnte von Vorteil sein", sagt er nachdenklich und ein leichtes Lächeln stielt sich auf meine Lippen, "Beeil dich aber, ich glaube zu wissen wo er sich um diese Uhrzeit aufhalten könnte"

Immer noch überrascht aber dennoch bestimmt stehe ich auf und ziehe mir die Kleidung von gestern über. Meine Spielkleidung, ich denke unterbewusst wollte ich mich am vorherigen Tag schon auf das nächste Spiel vorbereiten. Ich scheine hektischer als angenommen reagiert zu haben damit er nicht die Chance hat es sich anders zu überlegen, denn ich höre ihn belustigt schnaufen. Ich bin froh, dass er mich nicht belehrt auf was ich achten muss, damit wir nicht zu vertraut wirken. Das bedeutet entweder er traut mir dieses Mindestmaß an Verstand zu oder er weiß, dass ich mich sowieso an die unausgesprochenen Regeln halten werde.

Schweigend folge ich ihm aus dem Zimmer und reibe mit unauffällig den Schlaf aus den Augen. So schnell aufzustehen ist nicht meine Art, besonders ohne einen Kaffee in der Kantine zu holen. Wir sammeln Kuina im zweiten Stock nahe der Empore auf und während ich mit einem bedachten Abstand der weißen Wese von Chishiya nachtrabe, zwinkert mir meine Freundin mit den Dreadlocks zu und schlendert gemütlich neben mir her.

Alice in BorderlandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt