acht

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Casper: Grace?

Ich: Ja?

Casper: Gute Neuigkeiten! Pack deine Sachen. Ein Wochenende. Wir holen dich am Freitag ab, kurz nach Mittag.

Ich blinzelte ein paar Mal um mich zu vergewissern, dass ich die Nachricht richtig gelesen hatte, dann antwortete ich kopfschüttelnd.

Ich: ... was?

Casper: Mars Idee. Sie wollte dich kennenlernen.

Ich: Mar?

Casper: meine kleine Schwester.

Ich: Du hast eine Schwester?

Casper: Hm ... scheint so.


Als Cas' Familie mich abholte, taten sie so, als würden sie mich schon seit Ewigkeiten kennen.

Seine Mutter eilte ihm voraus, umarmte mich herzlich und begann dann eine Unterhaltung mit meiner Mutter, die begeistert Fragen stellte und die Antworten offenbar für gut befand. Schon gestern hatte sie sich den ganzen Vormittag mit ihr am Telefon unterhalten und mir danach zwar ziemlich wortkarg erzählt, dass sie mir den Ausflug erlauben würde, aber ich kannte meine Mutter und wusste, dass sie seine Mutter wirklich mochte. Und das kam nicht oft bei ihr vor.

Allerdings verstand ich genau warum. Caspers Mum schien das Talent zu haben, immer genau das Richtige zu sagen, Dinge wie "Ich liebe ihre Frisur, zu welchem Friseur gehen sie?" oder "Ich hoffe, wir sind uns darin einig, dass die Kinder vor 22 Uhr zu Hause sein müssen."

Und ich war ihr unendlich dankbar dafür, denn das erleichterte die Freundschaft zwischen mir und Cas maßgeblich.

Sein Vater war eher der stille Typ mit dem guten Herz - er klopfte mir kurz auf den Rücken, begrüßte mich mit den Worten "Wir freuen uns wirklich, dass du mitkommen möchtest, Grace" und nahm mir meine Reisetasche ab.

Ich folgte ihm zu dem Auto - es war extra umgebaut und so aus, wie aus einem Sci-fi-Film. Der Lack war silbern und so blitzblank, dass man sich problemlos darin spiegeln konnte.

Der Kofferraum war höher als bei normalen Autos und auch etwas länger, damit der Rollstuhl darin verstaut werden konnte und vor allen Türen gab es kleine Stufen und einen Metallgriff, mit dem Casper sich alleine in das Auto hieven konnte.

Ich folgte Mr. Zegers an die Straße und reichte ihm meinen kleinen Rucksack, dann öffnete ich die Autotür und setzte mich neben Cas ins Auto.

Er lächelte mich überglücklich an und umarmt mich stürmisch. Mir wurde klar, dass er wirklich seit Jahren nicht mehr dort gewesen sein musste, und ich freute mich, dass ich ihn dazu gebracht hatte, mit mir und seiner Familie wegzufahren - vor allem jetzt, wo ich sah, wie glücklich ihn das machte.

"Du bist Grace?" Caspers kleine Schwester Margaret hatte ich noch nie gesehen, deshalb beugte ich mich vor, um mir einen Eindruck von ihr zu machen. Sie war blond und braunäugig, genau wie ihr großer Bruder, hatte ein langes, hübsches Gesicht und vielleicht ein paar Kilo zu viel auf den Rippen, aber nicht so, dass man ihr zu einer Diät geraten hätte, sondern eher auf eine gemütliche, menschliche Weise.

Für ihr Alter - Cas hatte mir am Telefon erzählt, dass sie gerade in ein paar Monaten 15 werden würde - sah sie wirklich erwachsen aus. Wahrscheinlich sogar älter als ich, denn mit meiner stolzen Größe von 1,66 Metern, meinem rundlichen Gesicht, das leider noch etwas zu viel Babyspeck hatte und dem Pony wurde oft jünger eingeschätzt.

"Ja", sagte ich und lächelte sie freundlich an, "hi"

"Hi", erwiderte sie und stupste Cas verspielt in die Rippen, was er beantwortete, indem er ihm über den Kopf wuschelte.

MauerblumenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt