Kapitel 19

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CARLA

Wieso hatte es nicht funktioniert?! Ana hatte doch alles richtig gemacht! Ich sah Abuelo Pedro an, der extra zu mir gekommen war, um sich von mir zu verabschieden.
"Wieso funktioniert es nicht, Abuelo?", fragte ich ratlos nach, er legte mir eine Hand auf die Schulter und zog mich dann schützend an sich.
"Ich weiß es nicht, aber sie findet eine Lösung, ganz sicher", versuchte er mich zu beruhigen, während ich meine kleine Schwester und meinen Freund nervös beobachtete. Ana brach in Tränen aus, worauf Luca zu ihr rutschte und sie sofort in den Arm nahm.
"Es ist alles gut, Adriana, beruhige dich! Wir finden eine Lösung, wir müssen uns bloß beruhigen!", beruhigte Luca meine kleine Schwester. Er war so ein toller Mann! Wieso konnte er so gut mit Kindern umgehen? Er wäre ein perfekter Vater! Ich musste unwillkürlich lächeln und entspannte mich etwas. Er würde eine Lösung finden, da war ich mir sicher.
"Was sollen wir jetzt tun?", fragte Ana verzweifelt.
"Tja, also..." Luca sah sich unsicher um. "Vielleicht hat es nicht funktioniert, weil Carlas Kette nicht komplett war." Er holte den kleinen Anhänger aus seiner Tasche und gab ihm einen Kuss. "Ich liebe dich, Carla, und es tut mir weh, den Anhänger wegzuschmeißen, aber wenn es dir hilft, dann tu ich es." Er warf den Anhänger ins Feuer, aber auch dieses Mal tat sich nichts. Was sollte das? Wieso klappte es nicht?! Ana sah ihn an und stand dann auf.
"Ich muss etwas finden! Ein großes Opfer! Nur was?", fragte sie panisch nach und lief unsicher auf der Lichtung herum, doch blieb dann stehen. Ihre Augen schienen zu glitzern, bevor sie sich wieder hinsetzte und leise seufzte. "Das größte Opfer, das ich mir denken kann, ist, dass ich mein Leben gebe."
"Nein!", schrie ich panisch. "Ana, nein! Das kannst du nicht tun!"
"Adriana, nein! Du wirst nicht dein Leben geben! Und auch nicht deine Gabe, hörst du? Das würde es für alle nur wieder schwerer machen, als es ohnehin schon ist!", wandte auch Luca panisch ein. Ana seufzte und sah dann konzentriert auf das Feuer.
"Ich gebe für das Leben meiner Schwester alles. Sie ist der Engel dieser Familie und sie muss zurückkommen, ich war ohnehin ungewollt! Also hat mein Stimmrecht sowieso keinen Wert! Doch, wenn es hier etwas bedeutet, dann gebe ich meine Gabe dafür! Sie soll ihre Gabe zurück bekommen und einfach wieder leben! Ich will meine Gabe nicht mehr, ich sollte eh nicht hier sein, aber Carla! Also bitte, gib sie mir zurück! Ich verzichte darauf, mit Abuelo zu reden, egal, wie sehr ich ihn liebe! Aber ich liebe Carla und meine Familie und ich gebe alles für ihr Wohl!", sagte sie entschlossen und obwohl ich aufschrie, um sie davon abzuhalten, war es zu spät. Das Feuer leuchtete grellgrün auf und ich umarmte Abuelo.
"Ich wollte das nicht, Abuelo!", schluchzte ich.
"Ich weiß, amor, ich weiß. Ich werde dich vermissen, Carlita, aber ich werde immer bei dir sein, hörst du? Wann immer du mich brauchst, werde ich da sein!", erwiderte er, als ich eine seltsame Energie durch mich spüren floss. Langsam konnte ich spüren, wie Abuelos Umarmung schwächer wurde, bevor mir auf einmal schrecklich kalt wurde und ich weiches Gras unter meinen Füßen spürte. Ich blinzelte und sah mich um. Ich stand auf der Lichtung und Ana und Luca saßen vor mir. Beide sahen mich erstaunt an, bevor Luca aufsprang, um mich zu umarmen, ich erwiderte die Umarmung sofort. Wie sehr ich ihn doch vermisst hatte!
Es hat funktioniert! Ich habe meinen Engel zurück!
"Ja, ja, das hast du", stimmte ich ihm zu und ließ ihn langsam wieder los, um ihn zu küssen. Er erwiderte den Kuss und lehnte seine Stirn an meine.
"Ich liebe dich, Carla! Und ich habe dich so schrecklich vermisst!", sagte er erleichtert.
"Ich dich auch!", erwiderte ich überglücklich. Er ließ meine Hand los und kniete sich hin.
"Carla, ich hab keinen Ring oder sonst irgendwas, aber ich möchte dich trotzdem fragen, ob du mich heiraten willst? Ich kann nicht eine Sekunde länger ohne dich leben, also bitte, heirate mich!" Ich konnte kaum glauben, was er da sagte und hatte Tränen in den Augen, während ich aufgeregt nickte.
"Dios mío, ja! Natürlich will ich!", antwortete ich und umarmte ihn, um ihn zu küssen. "Und es ist mir total egal, ob du einen Ring hast oder nicht! Ich brauche keinen!"
"Carla?" Ich drehte mich zu Ana um. Ich umarmte sie.
"Danke für alles, Ana! Du bist die beste Schwester der Welt, aber du hättest nicht deine Gabe geben müssen! Ich liebe dich, ja?", sagte ich und drückte sie fest an mich, sie erwiderte die Umarmung.
"Ich dich auch, ich hab meine Gabe gerne gegeben! Ich wollte dich nur wieder hier haben! Kommst du mit uns nach Hause?", bat sie und sah mich flehend an, ich gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
"Natürlich, Ana", stimmte ich zu und strich ihr eine Strähne zurück. "Aber du hättest deine Gabe wirklich nicht für mich geben dürfen! Das war ein viel zu großes Opfer!"
"Nein, Mamá wollte ja sowieso nicht, dass ich diese Gabe bekomme. Also gebe ich sie wieder ab, du bist ihr wichtiger als ich", widersprach sie mir.
"Nein, das stimmt so nicht, Süße. Sie liebt dich genauso sehr, sie war nur aufgelöst. Du hättest das nicht tun müssen", konterte ich und stand auf, um sie an die Hand zu nehmen.
"Doch, musste ich", widersprach sie mir. "Können wir jetzt nach Hause? Ich will dich endlich nach Hause bringen, damit unsere Familie wieder heil wird!" Ich lachte und sah Luca an, den ich an die andere Hand nahm.
"Natürlich, wir können gehen", stimmte ich zu. Meine kleine Schwester war so unglaublich mutig und selbstlos! Sie war das Wertvollste, das ich besaß! Ich liebte sie über alles! Und ich war verlobt! Innerhalb einer Minute hatte sich mein ganzes Leben verändert! Oder mein neues Leben? Mein zweites Leben? Wie sollte ich das nennen? Eigentlich war es egal, Hauptsache, ich kam zurück zu meiner Familie und hatte Ana und Luca bei mir. Ich war gespannt wie meine Familie reagieren würde und konnte es kaum erwarten, sie endlich wieder in die Arme zu schließen! Hoffentlich traf sie nicht der Schock, wenn sie mich sahen!

Ich brauche dich, Bruno 7 - Neuer Anfang Where stories live. Discover now