Kapitel 4

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ADRIANA

Ich stand wieder vor unserem großen Familienbild und starrte konzentriert auf den dunklen Fleck unter Mamá und Papá. Ich war mir sehr sicher, dass das diese Carla war, aber sie aus irgendwelchen Gründen ausradiert wurde. Ich musste dringend mit jemandem reden, der wusste, wer sie gewesen war. Sie würde ja wohl bestimmt nicht einfach so zum Geheimnis geworden sein! Aber wen sollte ich fragen? Meine Familie redete nicht mit mir und auch der Rest des Dorfes schwieg eisern über sie. Es war so, als hätte es Carla nie gegeben! Das konnte doch nicht wahr sein! Antonio war um die Ecke und redete mit ein paar Tieren, während ich einfach vor dem Gemälde stand. Es musste einen Weg geben, rauszufinden, wer Carla war! War vielleicht in Abuelas Zimmer etwas zu finden? Sie hatte ein magisches Buch und vielleicht konnte ich darin Hinweise auf dieses geheimnisvolle Mädchen finden. Oder vielleicht im Zimmer meiner Eltern. Unter Umständen hatte Papá sogar eine Vision von ihr. Ich musste definitiv mal nachsehen.
"Adriana!" Ich drehte mich um, als ich Mamás und Papás Stimmen hörte. "Was machst du denn schon wieder hier? Du sollst doch nicht ständig auf das Gemälde starren! Und wo ist dein Cousin?" Mamá zog mich einige Meter weg, während ich auf mein Abbild auf dem Gemälde sah. Ich stand etwas abseits, das war mir bisher nie aufgefallen. Wieso wohl?
"Antonio ist um die Ecke und redet mit den Tieren! Und ich wollte mir das Bild nur noch einmal ansehen! Warum ist da dieser schwarze Fleck unter euch? Und wieso stehe ich ein bisschen abseits?", fragte ich neugierig nach, aber meine Eltern gingen gar nicht auf mich ein.
"Komm, wir müssen deinen Cousin holen, es gibt bald Abendessen", sagte Papá bloß, während Mamá mich um die Ecke zog.
"Jetzt schon?", fragte ich verwirrt nach, aber ich bekam keine Antwort, stattdessen rief Papá nach Antonio. Der saß neben zwei Katzen und drehte sich dann zu uns um, bevor er etwas zu den Tieren sagte und dann auf seinen Jaguar stieg, um zu uns zu kommen.
"Was gibt's?", fragte er nach.
"Wir sollen euch zwei holen, es gibt bald Essen", antwortete Papá, Antonio nickte.
"Ok, ich komme", stimmte er zu, also liefen wir zurück nach Hause. Ich streichelte Antonios Jaguar und sah ihn an, wie er ganz gelassen neben uns herlief und gar nicht mehr wie ein gefährliches Raubtier wirkte. Wie hatte Antonio ihn nur so brav bekommen? "Hat tía Julieta das Essen eigentlich schon fertig?"
"Fast, sie wollte aber auf jeden Fall, dass wir euch schon einmal holen", antwortete Mamá und sah mich an. "Und du musst dich noch ein bisschen ausruhen vor deinem großen Tag, amor." Ich nickte.
"Ja. Muss ich dann direkt nach dem Essen ins Bett?", fragte ich nach, Papá schüttelte den Kopf.
"Nein, du kannst noch eine Stunde aufbleiben und vielleicht mit deinen Schwestern spielen. Vielleicht lesen sie dir ja auch noch eine Gute-Nacht-Geschichte vor, wenn sie Lust haben", antwortete er.
"Ja, das wäre toll!", stimmte ich begeistert zu.
Beim Abendessen waren alle ruhig wie immer. Nur Antonio erzählte aufgeregt von seinem Tag, tía Pepa ging mit einigen Fragen darauf ein, während der Rest der Familie einfach nur immer wieder zustimmend nickte. Ich saß zwischen Luna und Papá und stieß ihr vorsichtig in die Seite, worauf sie mich ansah.
"Können Estrella und du mich später ins Bett bringen?", bat ich, sie nickte.
"Ja, das können wir machen. Soll ich dir auch noch eine Gute-Nacht-Geschichte vorlesen? Estrella würde sich solange dann zu dir legen", antwortete sie, ich nickte begeistert.
"Ja, das wäre toll! Ich seid die besten großen Schwestern der Welt!", rief ich glücklich und umarmte sie, worauf sie leise seufzte und mich beinahe schon traurig ansah, doch dann lächelte.
"Danke, Ardy", erwiderte sie und erwiderte die Umarmung kurz, bevor sie mich losließ. Wieso war sie traurig, wenn ich ihr ein Kompliment machte? Meine Schwestern waren eben einfach die besten Schwestern der Welt! Wieso war sie dann nur so traurig darüber?

Nach dem Abendessen spielte ich noch ein wenig mit Antonio, bis Luna und Estrella mich holten, um mich ins Bett zu bringen. Ich folgte den beiden ins Kinderzimmer und legte mich auf mein Bett. Mirabel schlief auch in diesem Zimmer, aber sie durfte natürlich wesentlich später ins Bett gehen als ich und war deswegen noch nicht da. Ich kuschelte mich unter die Decke und sah Luna an, die sich bereits unser altes Märchenbuch geholt hatte. Estrella legte sich zu mir und nahm mich in den Arm, ich kuschelte mich an ihre Seite. Sie lächelte mich an und gab mir einen Kuss auf die Stirn.
"Hattest du einen schönen Tag?", fragte sie leise. Estrella sprach nicht viel, das hatte sie noch nie und ich freute mich jedes Mal, wenn sie doch mit mir sprach. Ich nickte.
"Ja, Antonio und ich haben gespielt!", antwortete ich aufgeregt. "Aber ich hab immer noch nicht rausgefunden, wer Carla ist." Estrella sah Luna an, doch die winkte nur ab.
"Ist nicht wichtig, Ardy, wir reden nicht über sie. Wir wollen dich jetzt erstmal zum Einschlafen bringen, oder? Damit du für deine Zeremonie bald genug ausgeruht bist", wehrte sie stur ab, ich seufzte und nickte.
"Na gut, ok. Liest du mir die Geschichte von der Feenkönigin und dem bösen Magier vor? Die mag ich am liebsten!", bat ich, sie nickte.
"Ja, ich weiß, das war früher auch unsere Lieblingsgeschichte. Ich lese sie dir gerne vor", stimmte sie zu und machte es sich auf meinem Bett bequem, während Estrella noch einmal mein Kissen richtete und mir die Decke höher zog. "Bist du bereit? Liegst du bequem?" Ich nickte.
"Ja, super bequem!", erwiderte ich und kuschelte mich an Estrella. "Ich hab euch lieb. Ihr seid die besten Schwestern der Welt!" Die beiden lächelten.
"Danke, Ardy", sagte Estrella und strich mir eine Strähne aus den Augen. "Wir haben dich auch sehr lieb."

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Wie findet ihr die "neue" Schwesterndynamik? Und wie findet ihr Adriana? Lasst gerne wie immer Feedback, Kritik etc. da, darüber würde ich mich sehr freuen! Und ich hoffe, euch hat dieser Part gefallen und ihr habt Spaß mit dieser Geschichte!🥰

Und einen besonderen Dank an Ikari_Kuruyu_Misaki dank der diese Geschichte überhaupt entstanden ist!🥰

Cassy

Ich brauche dich, Bruno 7 - Neuer Anfang Where stories live. Discover now