Master-Dag

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POV Vincent:

Nach diesem absolut peinlichen Auftritt ist für Vincent jetzt der Spaß eindeutig vorbei. Auch er ist sich sicher, dass hier nicht alles mit rechten Dingen passiert ist. Gott sei Dank, findet das nächste Festival erst in ein paar Wochen statt. In der Whatsappgruppe "Mission SDP" haben sie ihre Mädels auch bereits über die jüngsten Erkenntnisse und Vorkommnisse informiert. Beide waren absolut schockiert. Ramonas Wut auf den Meister ist noch größer. Hoffentlich verliert sie nicht die Nerven und verplappert sich in einem Telefonat. Einen neuen Hinweis auf den ominösen Fremden gibt es nämlich inzwischen auch. Er gab Ramona am Telefon Koordinaten durch. Google Maps führte Dag dann zu Vincents Adresse.  Somit stimmt ihre Vermutung mit Nachbar Lohmann. Zurück in Berlin überlegen Vincent und Dag gemeinsam, wie sie mit dem Mann ungezwungen in Kontakt kommen könnten.

"Diggah, gibt es nicht irgendetwas, das du über ihn weißt?", fragt Dag und zappelt nervös auf dem Sofa umher. Ja, er überlegt doch schon. Der hat auf jeden Fall schon hier gewohnt, als er eingezogen ist. "Doch klar. Er hat zum Beispiel seinen Keller neben mir, aber weiß nicht, ob uns das irgendwie weiterhelfen könnte", antwortet Vincent. "Ich habe eventuell eine Idee. Erheben Sie sich. Ab in den Keller", erklärt Dag und läuft schon zur Türe. Vincent folgt ihm. Im Treppenhaus ist es Gott sei Dank ruhig. Vincent öffnet leise die Türe zur Tiefgarage. Gut, fast keine Autos da und auch nicht der BMW von Herrn Lohmann. Aber es ist ja auch erst später Nachmittag.

Dann biegen sie in den Gang zu den Kellerräumen ein. "Das ist seine Türe", sagt Vincent und zeigt auf eine Holztüre mit der Nummer 10. "Hier gibt es aber keine Kameras, oder?", fragt Dag nach und sieht sich um. Warum will er das wissen? "Nein, was hast du vor? Wenn du mich jetzt in die Scheiße reitest...", antwortet Vincent, wird aber von Dag unterbrochen, "Ach was, das Schloss lässt sich leicht knacken. Das merkt kein Mensch." Jetzt checkt er gar nichts mehr. Dag macht sich mit einem kleinen Werkzeug und Draht an der Türe zu schaffen, die sich kurz darauf auch öffnet. "Diggah, was hast du denn da? Sieht ja mehr als professionell aus. Hast du das immer dabei?", fragt Vincent nun.

Dag lacht und erklärt: "Ok, du hast gerade mein größtes Geheimnis gelüftet. Erwischt. Wenn ich meinen Studioschlüssel vergessen habe und du nicht da bist, komme ich so immer rein." Bitte was? Er knackt die Türe regelmäßig? "Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder? Spinnst du? Du brichst einfach ein und sagst nicht, dass das so leicht geht? Wir brauchen definitiv ein neues Schloss!", schimpft der Musikproduzent leise. "So leicht ist das auch nicht und warum sollte das jemand wollen? Unser Studio ist so unscheinbar", rechtfertigt sich Dag und tritt in den Raum. Die Waschmaschine und der Trockner stehen an der linken Seite. Außerdem ein Regal mit einigen Werkzeugen.

"Super, die Waschmaschine läuft nicht mehr so lange. Dann lassen wir das Wasser jetzt doch mal laufen", murmelt Dag. "Alter, das kannst du doch nicht machen! Wenn die dann kaputt ist, wird die Versicherung doch keinen Cent zahlen! Das sieht doch locker jeder, dass das manipuliert ist! Dann habe ich den Ärger an der Backe!", mault Vincent. Was ist denn in Dag bitte gefahren? "Willst du jetzt deinen Körper zurück oder nicht? Der spielt auch nicht mit fairen Karten, also müssen wir auch zu härteren Mitteln greifen. Das merkt keiner, ich schwöre", antwortet sein bester Kumpel und öffnet die Klappe an der rechten Seite der Maschine. Er dreht das Plastikventil etwas auf und schon läuft langsam Wasser seitlich heraus.

"Bevor du fragst. Ja ich weiß das, weil bei meiner dieses Teil verstopft war und dann auch an der Stelle Wasser ausgelaufen ist. Der Spalt zwischen der Klappe und der Maschine ist relativ groß und das wird eindeutig durchlaufen", versucht Dag ihn zu beruhigen. Und tatsächlich wird die Lache auf dem Boden größer, aber nicht schwallartig. Sie verteilen Wasser auf dem Boden und vor der Türe und verlassen den Raum wieder. Im dritten Stock treffen sie tatsächlich auf Herrn Lohmann, welcher gerade die Haustüre öffnet. So früh heute? Naja, umso besser, dann ist der Schaden bestimmt nicht ganz so groß.

"Herr Lohmann. Gut, dass ich Sie treffe. Ich war gerade im Keller und musste mit Schrecken feststellen, dass sich Wasser vor Ihrer Kellertüre gesammelt hat. Nicht, dass etwas defekt ist", sagt Dag sachlich und geht auf den Nachbarn zu. "Wasser, sagen Sie? Mein Gott, die Waschmaschine! So ein Mist. Vielen Dank, dass Sie mir das mitgeteilt haben. Kommen Sie mal bitte mit", entgegnet der Nachbar panisch und rennt schon zur Treppe. Dag folgt ihm und zwinkert Vincent kurz zu. Hat der Lohmann doch tatsächlich die Türe offen gelassen. Vincent sieht sich um und betritt die Wohnung. Soweit scheint alles normal. Die Einrichtung ist in allen Zimmern schlicht, aber dennoch stilvoll.

Im Arbeitszimmer scheint der PC in Betrieb zu sein. Vincent bewegt die Maus und der Bildschirm leuchtet nun. Ein seltsam, funkelndes Programm mit vielen Reglern und Tonspuren ist zu sehen. Es ähnelt seinem Mixprogramm im Studio. Plötzlich hört er eine bekannte Stimme aus den Boxen. Das ist Ramona. Vincent erschrickt sich kurz. Sie scheint sich mit einer Arbeitskollegin zu unterhalten. Der Typ hört sie also alle ab. Aber wie denn genau? Die Tonspuren haben im Menü sogar Namen: Ramona, Vincent (also Dag), Dag (also Vincent). Unfassbar echt. Er drückt den Powerknopf am Bildschirm. "Kannst du ihn noch etwas aufhalten? Ich mache hier interessante Entdeckungen", schreibt er Dag schnell auf Whatsapp.

Nächster Raum, Schlafzimmer. Dort fällt sein Blick sofort auf den Kleiderschrank, welcher blaues Licht absondert, ähnlich dem Funkeln am PC. Ist ja merkwürdig. Das ist also Magie? Hätte er sich anders vorgestellt. Als er näher tritt, leuchtet auf dem Türknauf des Schrankes ein Symbol auf. In diesem Moment vibriert Dags Handy. Dieser schickt ihm ein Bild: Das Raumschiff-Tattoo. Er erstarrt kurz. Es ist identisch mit dem Bildzeichen vor ihm.

"Ich würde wetten, dass wir goldrichtig sind", murmelt er und eilt wieder zur Wohnungstüre. Auf der Treppe sind Schritte und Stimmen zu hören. Vincent huscht schnell wieder in den Hausflur. Gott sei Dank hat das niemand gesehen. So kriminell hat er sich seit Ewigkeiten nicht mehr gefühlt. Aber irgendwie macht das schon Spaß.

SDP - Illegale Hobbys - Wer bin ich?Where stories live. Discover now