SDP - Illegale Hobbys - Wer bin ich?

Einfluss

POV Dag:

Das Schrillen der Haustüre lässt ihn hochschrecken. Mit Blick auf die Uhr, stellt er fest, dass es schon 9:30 Uhr ist. Wer klingelt denn um diese Uhrzeit bei Vincent? Er rollt sich aus dem Boxspringbett, zieht schnell die Klamotten von gestern über und öffnet dann die Haustüre.

Geschockt sieht er in Ramonas Gesicht. Wat? Träumt er gerade? "Hi Vincent, oh habe ich dich geweckt? Ich wollte dich wiedersehen und dachte mir, dass ich spontan mal bei dir vorbei komme. Habe auch Croissants mitgebracht", erklärt sie begeistert und drückt sich an ihn. Jetzt erinnert er sich. Sie waren einmal zusammen kurz bei Vincent. Deshalb weiß sie die Adresse. Oh nein, sie hat wirklich kein bisschen Interesse verloren. "Hi Ramona, ausnahmsweise. Normalerweise hättest du mich um diese Uhrzeit nicht hier angetroffen. Ja, komm rein", erklärt er und schließt die Türe hinter ihr.

Durch seinen Kopf fährt ein hämmernder Schmerz. Wahrscheinlich hat er es gestern für Vincents Verhältnisse übertrieben. Das Treffen mit Frau Stein endete für ihn persönlich in einem kleinen Eklat. Diese Frau lästerte über ihn und er konnte nichts dagegen sagen. Immerhin hatte er seinem besten Kumpel versprochen die anstrengten Wogen zu glätten. Danach flossen die einen oder anderen alkoholischen Getränke. Die Situation jetzt würde auch wieder einen Anlass zum sich besaufen geben. Wie hätte er Ramona denn bitte abwimmeln sollen? Und mal wieder heißt es: Augen zu und durch.

Dag findet im Kühlschrank ein Glas Marmelade und Butter, welche er auf den Küchentisch stellt. Danach setzt er Kaffee auf. "Entschuldige mein etwas gruseliges Aussehen", sagt Dag zu ihr, in der Hoffnung, dass sie doch etwas Negatives sagen wird. "Ach, du siehst genauso wie immer aus, bloß etwas verschlafen. Das ist aber sexy", erwidert sie und strahlt ihn an. War das Statement vom letzten Treffen nicht klar genug? Allerhöchstens Freundschaft. Aber natürlich, der Bann der Verknalltheit ist durch nichts zu erschüttern. Eifersucht steigt mal wieder in ihm auf und doch kann der Körper seines besten Kumpels ja gar nichts dafür. Ach es ist doch alles beschissen im Moment.

Dag füllt die Tassen mit Kaffee und setzt sich zu Ramona an den Küchentisch. Sie streicht Butter auf ihr Croissant und beginnt es genüsslich zu essen. Er hat eigentlich überhaupt keinen Hunger, weshalb er erstmal einen großen Schluss Kaffee nimmt. Tatsächlich gibt es doch eine positive Sache in all diesem Wirrwarr zu berichten. Sein Verlangen nach Nikotin ist an diesem Morgen gleich Null. Sonst ist das eine der ersten Taten: Kippchen und Käffchen. Aber diese Stille ist jetzt auch seltsam. Was könnte er denn sagen?

Doch Ramona nimmt ihm die Entscheidung in diesem Moment ab: "Hör mal, ich kann verstehen, dass du bei unserem letzten Treffen durcheinander warst. Es ist ja auch eine ungewöhnliche Situation für dich so als bester Kumpel von meinem Ex. Ich kann leider auch nichts für meine Gefühle und die sagen: Vincent, du bist der Richtige." Dag sieht das Gebäck vor sich an und ihm wird richtig übel. Liegt das jetzt an seinem Kater oder an Ramonas Aussage? Er versucht das Gefühl zu unterdrücken.

In diesem Moment wandert die Hand seiner Exfreundin über seinen Oberschenkel und er zieht das Bein ruckartig weg. Was war das jetzt bitte? "Ramona, es ist ja super für dich, dass du dir so sicher bist. Fakt ist aber, dass ich nicht so fühle und du überhaupt nicht mein Typ bist. Tut mir Leid, wenn das jetzt hart ist. Ich habe ja auch "nur Freundschaft" gesagt", erklärt er mit etwas Nachdruck und sieht sie ernst an. In ihren Augen macht sich etwas Enttäuschung breit, aber nur einen Moment: "Na gut, ich lasse dir deine Zeit." Hä? Hat sie gerade nicht zugehört? Zeit lassen? Er hat doch gesagt, dass es kein "Wir" gibt.

Ihr Handy klingelt in diesem Moment. "Oh, da muss ich leider rangehen", sagt sie und verschwindet im Flur. Misstrauisch folgt er ihr und blickt durch den Türspalt. Er hört und versteht: "Ja Meister, ich bemühe mich doch....Aber er ist ganz schön stur...Mir kommt es deswegen fast so vor, als ob er Dag wäre...Natürlich will ich sie wiedersehen...Bitte, bitte. Ich stimme ihn noch um, ganz bestimmt..." Sie legt auf und Dag huscht verstört zum Tisch zurück. Komisch, was hat er da bitte gehört? Wird sie etwa von jemandem erpresst und spielt deswegen diese Nummer? Davon muss er unbedingt Vincent erzählen.

Er schreibt ihm kurz eine Nachricht: "Jo Diggah, bist du schon aus Hamburg zurück? Wir müssen dringend reden."Ramona betritt wieder die Küche und sagt: "Sorry, ich muss leider schon los, weil ich für meine Mutter etwas abholen muss. Wir sehen uns ja wieder. War schön, also Tschau." "Tschau...Ramona", antwortet er verwirrt. Die Haustüre fällt ins Schloss. Na umso besser, dann ist diese seltsame Situation jetzt auch vorbei.

Er springt erstmal unter die Dusche und zieht sich dann frische Klamotten an. So jetzt geht es ihm schon viel besser. Vincents Handy leuchtet auf: "Nein, sorry ich bin noch auf dem Heimweg. Treffen wir uns doch um 12:00 Uhr bei mir, äh also bei dir." Gut, dann hat er jetzt noch etwas Zeit alle Gedanken zu ordnen. Wahrscheinlich hatte Whynee die beste Zeit seines Lebens, während er fast wahnsinnig wird mit den Ereignissen um sich herum. Er hatte es ja gewusst: Als Stein hat man nur Stress.

Ramona, mein Täubchen. Du hast es richtig erkannt. Es ist Dag vor dir und dann müsste es doch super leicht für dich sein. Aber nein, sie bekommt es nicht gebacken, diese dumme Gans. Ach und Dag: Wie ist es so, wenn du plötzlich nicht mehr von allen Leuten gefeiert wirst?