Kapitel 5

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„Geht's?", fragte ich behutsam Ivy, die sich auf Aiden und mich stützte. Sie nickte schwach. Rechts von mir war Jack. Er hatte die Kapuze seines Pullovers aufgesetzt und starrte auf den Boden. Ich ignorierte ihn.

Vor uns erstreckte sich ein großer Wald. Ich konnte hören, wie die Bäume sanft im Wind raschelten und die ersten Vögel ihr Lied sangen. „Was ist das für ein Wald?" Ehe Loreley mir antworten konnte, grummelte Jack: „Das ist Loch Willows, Mann..." Ich drehte mich zu ihm um. „Und woher soll ich das wissen? Ich habe nur gefragt! Bin ja nicht von hier!"

Daraufhin blickte er mit seinen braunen Augen kalt auf mich herab, ohne etwas zu sagen, und starrte wieder auf den Boden. Wütend und verwirrt blickte ich zu den Anderen, doch sie schauten mich nur hilflos an, Loreley zuckte mit ihren Schultern.

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Endlich fanden wir eine große Lichtung und ließen uns nieder. Loreley kümmerte sich weiterhin um die Wunden von Ivy. Aiden und ich suchten Stöcke und Steine, um ein Lagerfeuer zu errichten. Als wir zurückkamen, begann Aiden, mithilfe der Steine eine Feuerstelle zu bauen und bot mir an, dass ich mich ausruhen könne. Dankbar ging ich zu zwei großen Stämmen, die wahrscheinlich durch einen starken Wind umgefallen waren, und setzte mich neben Jack.

Er warf mir einen kurzen Blick zu, aber sagte nichts. „Was ist mit dir los, Jack?", fragte ich ihn. Er schnappte sich einen Zweig, der auf dem Boden lag und zerteilte ihn in kleine Stücke. Keine Antwort. „Ich mache mir Sorgen um dich. Bitte."

Endlich antwortete er: „Der Anführer der North Nebelung, Tyler, und ich waren mal beste Freunde. Wir haben viel zusammen unternommen. Aber als wir älter wurden..." wieder warf er mir einen kurzen Blick zu, „war er wie verändert. Irgendwie wollte er nicht mehr mit mir abhängen. Als ich ihn einmal darauf ansprechen wollte, stürzten sich plötzlich zwei große Männer auf mich, um mich niederzuschlagen. Auch andere kamen herbei, die sie anfeuerten. Tyler stand einfach dabei und sagte noch, dass er sich an mir rächen würde, für das, was ich ihm angetan hätte. Keine Ahnung, was er damit meinte. Seitdem ist Tyler immer gefährlicher geworden. Inzwischen habe ich meine eigene Gang, und Tyler greift uns immer mal wieder an. Daher war ich sehr sauer auf Ivy, wir brauchen jede Möglichkeit der Verteidigung gegen diese Gang und die Pistole hätte uns safe geholfen."

Nun warf er seine entstandenen Zweigbrösel auf den Boden und blickte auf das vor uns auflodernde Feuer. „Tut mir echt Leid, dass dir das passiert ist", erwiderte ich und sah in seine braunen Augen, die im lichterlohen Feuer blitzten. „Aber du musst doch deswegen Ivy nicht gleich angreifen!" Jack starrte stumm auf den Boden. „Mach das bitte nicht nochmal!"

Vorsichtig legte ich meine Hand auf seine Schulter. „Aber das, was Tyler mit dir gemacht hat, ist wirklich nicht okay. Du musst das mit ihm klären. Ich helfe dir." „Das kommt nicht in Frage", zischte er. „Die sind sehr gefährlich. Wir haben schon mehrere Mitglieder verloren, Fleur."

„Das ist mir gerade so was von egal. Wir müssen herausfinden, was du gemacht hast, das ihn verletzt hat." Daraufhin verdrehte Jack die Augen und seufzte. „Du bist die Jüngste von uns und bist im Prinzip noch ein Kind. Abenteuerlustig, widerwillig und rebellisch. Du hast null Ahnung, wozu Die so fähig sind." Frech lächelte ich ihn an und antwortete: „Tja, dann wirst du es wohl nicht schaffen können, mich von diesem Abenteuer abzuhalten." Entschlossen stand ich auf und ging zu den Anderen, um ihnen zu helfen.

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