Flug und Abendbrot

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They fuck you up, your mum and dad.
They may not mean to, but they do.
~ Philip Larkin

Als ich mich kraftvoll vom Boden abstieß, wurde mir klar, dass ich nie wirklich lange geflogen war. Doch es tat irgendwie echt gut nur vom Element Luft umgeben zu sein. Ich fühlte ein leichtes Gewicht auf mir, doch Fabian war nicht wirklich schwer. ‚Kommst du zurecht?' fragte ich ihn telepathisch. ‚Klar, alles easy, was ist schon ein bisschen Höhe und etwas Geschwindigkeit' jetzt wo er es sagte, wurde mir bewusst, wie schnell ich gerade flog und zügelte das Tempo etwas. Ich fühlte wie sich darauf etwas in mir leicht ruhiger wurde. ‚Besser so?' ‚mhm' antwortete er.
Ich wendete meine Aufmerksamkeit wieder Umgebung zu. Waren wir schon hoch genug, um über die Stadt zu fliegen? Die Gebäude waren schon echt winzig und der Gedanke, das mit hier oben niemand nah kommen konnte, entspannte mich. ‚Wie viel kennst du eigentlich vom der Umgebung' fragte ich Fabian ‚schließlich hast du dich kaum blicken lassen...'
‚Ich kenne viel von Karten, hab aber kaum etwas in echt gesehen.'
, ich kann zwar nur einen Blick aus der Ferne bieten, aber was willst du sehen?'
,einfach alles' antwortete Fabian und ich fühlte Neugier, Freude, aber auch etwas Aufregung in mir. Wir flogen zuerst über der Stadt. Man sah die kaputten Gebäude und die schmutzigen Straßen, in denen ich aufgewachsen war, doch ohne zu wissen, dass es auch anders geht, war es mir nie wirklich aufgefallen. Auch Fabian schien das Bild zu erschrecken. Ich fühlte eine Traurigkeit, die sich in uns beiden ausbreitete. Ich wandte mich von der Stadt ab und flog in Richtung Wald. Die Sonne stand langsam recht tief und rauchte das ganze Bild in einen goldenen Mantel. Doch trotz der Sonne tat mir mein Herz bei dem Anblick weh, denn etwas in mir verband ein viel größeres Leuchten mit diesem Wald, obwohl ich mich nicht erinnere, je da gewesen zu sein. Komisch. Trotzdem kam ich von dem Wald kaum weg und Fabian musste mich daran erinnern, dass wir nun zurück müssten. Also machte ich mich wiederwillig auf den Rückweg.

Als wir auf dem Sportplatz landeten, erwartete Erik uns schon „Schön, dass ihr es pünktlich geschafft habt. Der König lädt euch zum Abendmahl ein. Er kann es kaum erwarten, den Drachen kennenzulernen. Euch beide." betonte Erik. Fabian schien darüber nicht so erfreut, doch ich war gespannt, wie der König so privat war. „Ach ja und Namoa, ihm ist zu hören gekommen, dass du dich auch in andere Gestalten als einen Drachen bzw auch dein Geschlecht ändern kannst. Er würde es vorziehen dich in weiblicher Gestalt zu treffen. Und nimm wechselnsachen mit, denn eine Vorstellung den Drachen wird er sich wahrscheinlich auch nicht entgehen lassen. Ich hab dir da was besorgt und auf dein Bett gelegt außerdem holen euch dann gleich zwei Wachen ab, die euch zum Esszimmer geleiten."
Ich nickte und machte mich auf dem Weg.
Als ich fertig umgezogen war, kam ich aus dem Bad und sag Fabian, seinerseits selber rausgeputzt, aber in Uniform auf dem Bett sitzen. Außerlich verzog er kaum eine Miene, bei meinem Anblick, aber seine Gedanken und Gefühle verrieten ihn. Er erwarte baff von meinem Aussehen. Das konnte ich ihm aber auch nicht verübeln. Schließlich hatte ich ein wunderschönes grünes Kleid an, dass meine Kurven perfekt betonte, als wäre es extra für mich genäht worden. „Bist du bereit in meine Welt abzutauchen?" fragte mich Fabian. „Bereiter geht es nicht" antwortete ich. Gemeinsam verließen wir das Zimmer und das Haus. Plötzlich lief mir ein Schauer über den Rücken. Ich erkannte die Gesichter der beiden Wachen! Sie hatten mich vergewaltigt! Mir wurde übel und plötzlich wollte ich am liebsten wieder zurück in mein Zimmer. Dieser Ort, der mich eigentlich schützen sollte, lieferte mich nun ans Messer. Ganz ungeschützt in der selben Haut, wie beim letzten Mal. Es dauerte bei ihnen kurz doch dann konnte ich in ihrem Blick erkennen, dass auch sie mich erkannten. Fabian fühlte meine Unruhe ‚was ist denn los?' ,die beiden haben mich vergewaltigt, bevor ich herkam. Und jetzt haben sie mich erkannt' ‚ich passe auf dich auf, bleib einfach bei mir und dann werden sie es nicht nochmal wagen. Ich beschütze dich' ich nickte ‚ok'.
Wir gingen mit den beiden ins Schloss. Die beiden Wachen, die sich als Jared und Mark vorgestellt hatten, waren draußen wegweisend gewesen. Doch kaum hatten wir die Eingangstür hinter uns gelassen, hatte Fabian übernommen, schließlich wusste hier jeder wer er war und verstecken war nicht mehr notwendig. Auf mich wirkte er plötzlich viel mehr wie ein Prinz.
Wir gingen ein paar Korridore entlang. Alle prunkvoll verziert und poliert. Komm zu mir. Komm zu mir. ‚Hast du das auch grad verhört?' Komm zu mir. ‚Nein' .komisch. Doch bevor ich mir noch Mahr Gedanken über die Stimme machen konnte, waren wir auch schon da.
Im Esszimmer, dass eher ein Esssaal war, stand ein langer Tisch mit einem T Kopf. ‚Am Kopf sitzt die Familie und Gäste oder Versallen meist an den langen Tischen.' erklärte Fabian ‚wenn die Familie alleine isst, gibt es noch einen kleineren Raum, der näher an den Gemächern dran ist. Es kommt aber auch mal vor , dass jeder für sich in seinem Gemach isst'. Der König saß schon an seinem Platz und auch uns wurden die Plätze gezeigt. Fabian, der ja immer noch ein Prinz war, setzte sich direkt neben seinen Vater und ich bekam einen Platz am Langen Tisch, der ziemlich nah an der Königsfamilie war. Nach und nach füllte sich der Raum mit weiteren Gästen und der König grüßte sie alle.  Der erste Gang wurde serviert und es war das beste, was ich je gegessen hatte. Hin und wieder sprach mich einer meiner Sitznachbarn an und wir führten kurze Unterhaltungen, aber meist schien ich wohl zu langweilig und sie wendeten sich wieder anderen Leuten zu, mit denen sie über andere Leute tratschten. Kein Wunder, dass ich da nicht so interessant war, schließlich kannte ich keinen von denen. Auch während des zweiten Gangs unterhielt ich mich hin und wieder telepathisch mit Fabian. Er war überraschend redegewandt und witzig, wenn er mal ins Reden gekommen war und sich etwas geöffnet hatte. Ich fühlte mich relativ wohl hier. Warf aber hin und wieder einen Blick zu meinen Vergewaltigern, die an eine der Türen Wache standen. Bisher hatten sie sich ruhig verhalten, aber den ein oder anderen gefährlichen Blick hatte ich schon abgefangen. Doch dann erinnerte mich Fabian meist mich auf mein Essen zu konzentrieren, weil er die Unruhe in mir spürte und das half.
Erst beim Nachtisch wendete sich der König direkt an mich. „Namoa, richtig?" ich nickte. „ Wärst du bereit und deine Künste nach dem Mahl im Garten einmal vorzuführen. Ich bin schon gespannt, wie unser Drache aussieht." Hatte ich denn eine Wahl? Ich nickte „natürlich". „Wie ist es so mit meinem Sohn ausgebildet zu werden?" „ Wundervoll, ihr Sohn ist stark und schlau und ich konnte viel von ihm lernen" „Das ist schön zu hören".
„Nun denn", richtete sich der König an alle. Und die Gespräche verstummten augenblicklich, fast schon zu schnell. „Ich hoffe es hat allen gemundet. Ich werde mich nun mit meinem Sohn einige Minuten lang zurückziehen und würde sie bitten sich in einer Stunde auf dem. Balkon einzufinden. Im Garten wird heute ein Drache zu begutachten sein." Applaus von allen Seiten.
Doch meine Stimmung sank zu Boden, als sich Jared und Mark zu mir gesellten und mir bedeuteten mit ihnen zu gehen. Sie sollten mir den Weg zum Garten zeigen, damit der Drache in einer Stunde bereit für die Show war, doch ich fürchtete, sie hätten auch noch etwas anderes mit mir vor. Fabian war in dem ganzen Trubel schon mit seinem Vater verschwunden. So viel zu ‚ich bleib bei dir'.  

Ein letzter VersuchWhere stories live. Discover now