Spaces

Teil 13

Für einen Moment war alles um mich herum schwarz. Meine Lungen füllten sich mit Chlorwasser. Um meinen Beinen schwamm etwas, das sich an meinen Körper verhedderte. Ich verfiel noch mehr in Panik.

Doch dann wurde ich nach oben gezogen und lautes Gejubel begrüßte mich an der kalten Wasseroberfläche. Ich konnte die Menschen gar nicht richtig erkennen, die sich nun um den Pool gestellt hatten, denn überall war Wasser. Meine falschen Wimpern waren so durchnässt, dass sie mir wie nasse Lappen in meine Augen fielen. Meine Haare hingen mir wie ein Vorhang ins Gesicht. Zu allem Überfluss entdeckte ich durch meine halbgeschlossenen Augen auch noch, dass mein Rock neben mir her schwamm - anscheinend hatte er sich über den Abend hinweg etwas gelockert, sodass der Wickelstrick sich geöffnet und von mir verabschiedet hatte.

Irgendein Idiot pfiff und erneut fingen alle an zu gröhlen. Vermutlich hatten sie noch nie ein Mädchen ohne Rock gesehen.

„Hat doch gut getan, oder, Süße?" Ethan kam mit langen Zügen zu mir rüber geschwommen und besaß tatsächlich die Frechheit, mich in seine Arme zu nehmen. Als wäre das alles nur ein dummer Streich gewesen. So gut es ging, trat ich ihm unter Wasser in seine Eier (was mir leider nur semi-gut gelang) und schwamm ohne eine weiteres Wort zur Leiter.

„Jane! Jane, alles okay?" Jenny und Lou kamen gleichzeitig zu mir rüber gelaufen und hielten mir von oben ihre Hände entgegen. Ich war froh, dass sie da waren, denn sie schirmten mich vor den neugierigen Blicken der Menschen ab. Ich spürte, wie Ethan mir folgen wollte, doch Lou schubste ihn wieder mit ordentlich Wucht ins Wasser, während Jenny ihm einige Beleidigungen hinterher schickte.

Vor Nässe triefend, mit einem durchsichtigen, weißen Top und die Beine mit nichts als hautengen Cycling-Shorts bedeckt, rannte ich ins Haus. Zum Glück kannte ich mich in Candice Haus aus, sodass ich schnurstracks in das riesige Gästebad lief und die Tür abschloss, ehe ich sie hinter mir zuschmiss. Einer Panikattacke nahe, versuchte ich ruhig ein- und auszuatmen. Alles halb so wild, Jane, es ist alles in Ordnung.

„Entschuldige, aber hier ist offensichtlich besetzt", hörte ich plötzlich eine dunkle Stimme hinter mir und erschrocken drehte ich mich um. Ich war nun fest davon überzeugt, dass das Universum mich verabscheute, denn natürlich war es Henry, der gerade auf dem Badewannenrand hockte und sein Handy ans Ohr hielt.

Irgendwas in meinem Gesicht schien ihn dazu zu bewegen, mit einem schnellen „Ich rufe dich gleich zurück" aufzulegen - vielleicht war es aber auch die sich bildende Pfütze, die sich auf dem Badezimmerfließen unter mir bildete.

„Du bist ein wenig nass", bemerkte er; wenig geistreich, wie ich fand. Doch dieser Kommentar brachte mich dazu, mein Gehirn endlich wieder auf Hochtouren zu bringen und mir ein Handtuch aus dem Schrank neben mir zu schnappen, um es vor meinen Körper zu halten.

Plötzlich klopfte es heftig an der Tür und wenige Sekunden später vernahm ich Lous Stimme: „Jane? Bist du da drinnen?"

Und dann rief Jenny, überraschend atemlos: „Ist alles in Ordnung? Ich glaube, Ethan ist gerade am Ertrinken - soll er verrecken." Und dann wieder: „Jane?"

Ich hasste mich dafür, doch ich wich von der Tür zurück und blickte flehend zu Henry: „Kannst du ... ?"

Er schien zu verstehen, denn ziemlich überzeugend rief er: „Freut mich, dass Ethans Stunden gezählt sind, aber hier ist keine Jane. Ich wäre euch sehr dankbar, wenn ich in Ruhe mein Geschäft verrichten könnte."

Ich ließ mich an der Duschwand hinab sinken. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, da die beiden nun zweifellos alles nach mir absuchen würden, doch ich benötigte Zeit, um mich wieder zu beruhigen. Mein Herz pumpte viel zu schnell und ich bemerkte, wie sich die altbekannte Hysterie in meiner Kehle aufstaute. Ich war so durch den Wind, dass ich nicht mal bemerkte, dass sich Henry drei Minuten später noch immer mit mir im Bad befand.