1. Baseballschläger

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Halli hallo hallöle, 

ich hab mich die letzten Monate ein wenig ausgelassen und hier nun das Ergebnis. Ich hoffe doch, dass die Story zumindest bei dem ein oder anderem Anklang finden wird. Ich bin noch nicht sicher wie viele Kapitel meine kleine Kazutora FF haben wird, da dieses Teil mal wieder aus einem eigentlich geplanten OS entstanden ist. Tja, kurz und knapp liegt mir irgendwie nicht. Vielen Dank an eine Freundin, die mich dazu inspiriert hat. Ich hoffe doch du findest hier auch her ^^So, ich will auch gar nicht weiter nerven, eins noch, falls ihr Rechtschreibfehler ect. findet, immer schön an die dumme Autorin weiter reichen. Ihr müsst die nicht behalten oder erdulden (-_-)ゞ kann ja mal passieren und ich bin leider kein Rechtschreibgenie.
Also viel Spaß ( ๑>ᴗ<๑ )


(✿◕ ‿ ◕)凸



Dienstag, 20.09.2005

Kazutora starrte gelangweilt aus dem Fenster seines Klassenzimmers, die Augen auf nichts Bestimmtes fokussiert. Er konnte einige Vögel durch den sich langsam verdunkelnden Himmel fliegen sehen und folgte diesen mit seinen sandbraunen Augen.
Wieso musste Schule auch immer so öde sein? Konnte nicht etwas Interessantes passieren? Er war erst seit ein paar Tagen wieder hier und doch war die Zeit in der Jugenderziehungsanstalt deutlich aufregender als das hier.
Langsam wanderte seine Aufmerksamkeit zu dem Eingang in den Hof, dort war das Tor noch immer geschlossen, es würde erst wieder aufgehen, wenn der Unterricht beendet wurde. Das war das einzige, dass ihn an die Zeit hinter Gittern erinnerte. Auch wenn das niedrige Tor, mit seinen 150 Zentimetern, wohl kaum einen Menschen hier drinnen gefangen halten könnte.
Gerade als er über so etwas Dummes nachdachte, erkannte er eine Bewegung.
Im Schatten einiger Bäume blitzte der hellgraue Stoff des Rockes einer Schuluniform auf. Neugierig setzte er sich etwas aufrechter hin und beugte sich ein Stückchen weiter nach vorne, um besser sehen zu können.
Leise drang das sachte Klingeln des Ohrrings in seine Gedanken.
Als er den schlanken Körper das nächste Mal sehen konnte, sah sich die Schwarzhaarige verstohlen um.

Was hat dieses Mädchen nur vor?
Interessiert folgte sein Blick der Kleineren, die immer näher an das verschlossene Tor herantrat.
Aufmerksam wand sie sich noch einmal herum, überblickte für einige Sekunden das Schulgebäude und lies ihre Augen auch kurz über das Fenster fahren, hinter dem er selbst saß.
Bemerkt hatte sie ihn sicher nicht, dafür war wohl die Spiegelung in der glatten Oberfläche zu stark, doch er war sich sicher, dass die Unbekannte gleich irgendetwas Verbotenes tun würde.
Und wirklich, im nächsten Augenblick griffen ihre zarten Hände nach der oberen Querstange und sie zog sich daran hinauf.
Mit genügend Schwung beförderte das Mädchen ihre Beine darüber hinweg ohne, an den darauf angebrachten Zacken, hängenzubleiben. Der kurze Rock flog dabei gefährlich hoch und um ein Haar hätte Kazutora sagen können, welche Farbe ihre Unterwäsche hatte.

Hab ich die hier schon mal gesehen?
Versuchte er sich daran zu Erinnern, doch dafür hatte er die Kleine nicht deutlich genug in Augenschein nehmen können.
Wieder gelangweilt legte er seinen Kopf in die Handfläche des aufgestützten Armes und starrte erneut in den grauen Himmel hinauf.
Von den anderen hatte er bisher kaum Notiz genommen, da sie ihn eher weniger interessierten, doch gerade war er ein klein bisschen neugierig geworden.
Und aus welchen Grund schlich sie sich überhaupt aus der Schule, also nicht das ihn die Regeln groß jucken würden, aber die Weiber waren da doch eher darauf versessen sich daranzuhalten.
Noch eine ganze Weile dachte er darüber nach.

Als es endlich zum Schulschluss klingelte, stand Kazutora schon vor dem Läuten auf seinen Beinen und zog sich den Riemen seiner Tasche auf die Schulter. Schule hatte er eindeutig nicht vermisst, es war ihm einfach zu langweilig Stunde um Stunde nur herumzusitzen und nichts tun zu können.
Doch diesen Tag hatte er auch endlich geschafft und nun würde er sich deutlich spannenderem zuwenden. Zum Versteck von Walhalla gehen und mal sehen was dort so vor sich ging. Irgendein Trottel würde sich sicher mit ihm anlegen wollen. Wenn nicht, wäre zumindest Hanma dort, sie könnten darüber reden, wie sie die Gang weiter ausbauen wollten oder aber über neue Mitglieder diskutieren. Er musste ihm so oder so noch Baji vorschlagen, denn sein Kindheitsfreund und er hatten schon seit seiner Entlassung wieder Kontakt. Der Größere hatte schon deutlich gesagt, dass er Toman verlassen würde, dass er ihm helfen wollte, Mikey zu Fall zu bringen und ihm die Lichter auszuknipsen.

Gemächlich verließ Kazutora das Klassenzimmer, davor schon zwei seiner Schergen stehend, diese sahen erst etwas desinteressiert aus, doch als sie die Nummer drei Walhallas erblickten, straffte sich ihre Haltung. Kaum war er wieder hier, musste er dem ein oder anderen Gehorsam einprügeln, doch dieser hielt auch jetzt noch an.
Ohne ein Wort an die beiden zurichten, ging der Drittklässler an ihnen vorbei, Lächelte lässig und verließ in Begleitung dieser das Gebäude.
Den Weg zum Versteck kannte er sehr gut, doch er wollte erst noch bei einem Laden vorbeigehen um sich was zu Essen zu besorgen.
Also schickte er seine Schatten schon mal vor, er bräuchte keinen Begleitschutz oder irgendwelche Idioten, die ihm auf Schritt und Tritt folgten und das nur, weil sie in derselben Schule waren.
So trennte Hanemiya sich, ohne eine weitere Erklärung von den beiden Jüngeren, um bei einem der kleinen Läden haltzumachen. Noch immer spukte das Mädchen wage durch seine Gedanken.
Seltsamerweise konnte er die Kleine einfach nicht vergessen, da es doch sehr selten vorkam, dass gerade eine Schülerin gegen Regeln verstieß.
Noch dazu schien sie genau zu wissen, zu welcher Zeit sie ungesehen vom Gelände kam und wann nicht.
Ob sie das schon öfter gemacht hat? Oder hat sie nur sehr gut beobachtet, wann sie verschwinden kann, ohne Aufsehen zu erregen?
Grübelte er darüber nach und sah sich das Angebot in den Kühlregalen dabei an.

Mit einer Packung Erdbeermilch in der einen und Dangos in der anderen Hand, verließ er das Geschäft wieder. Seine Augen huschten kurz in den, noch immer grau verhangenen, Himmel hinauf. Sicher würde es bald regnen, so wie die Wolken sich zusammen zogen.
Gemächlich setzte er einen Fuß vor den anderen, eilig hatte Kazutora es nicht, bis etwas seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Verwundert blieb er stehen und starrte zu dem Eingang in eine Gasse.
Als seine sandbraunen Irden den grauen Rock erhaschten, der nur teilweise sichtbar war, da ein Werbeschild den Rest verdeckte, zog sich ein Lächeln auf seine Lippen. Automatisch musste er an die Schwarzhaarige denken und vielleicht hatte er ja Glück und sie war es.
Den letzten Schluck seines Getränkes in den Rachen saugend, schmiss er die Verpackung gekonnt neben den Mülleimer und schritt leise weiter auf das Mädchen zu.
Als er einige Schritte näher kam, konnte er die Geflohene erkennen, die vor einer Stunde heimlich vom Schulgelände getürmt war.
Sie drückte sich gegen die dunkelgraue Hausmauer, an deren Eck es in eine düstere Gasse ging, in den Händen einen Baseballschläger.
Angestrengt klammerten sich ihre zierlichen Finger um den Griff, während sie das Sportgerät auf ihrer linken Schulter ruhen hatte. Die Augen hatte sie fest geschlossen und er konnte das tiefe ein und aus atmen deutlich hören.
Das ganze wirkte irgendwie seltsam und dennoch konnte der Schüler sich dem Bild nicht entziehen.
Locker schritt Kazutora näher heran und lehnte sich knapp neben die Kleinere, mit der Schulter, an die kühle Fassade. Neigte dann seinen Kopf neugierig etwas nach rechts, wobei das Glöckchen seines Ohrrings leise klingelte.
Erst auf dieses kurze Geräusch hin öffneten sich die Lider der Mittelschülerin und das Mädchen sah ertappt zu ihm hinauf.
Ohne zu blinzeln starrte der Schwarzblonde der Namenlosen entgegen, während er die Dangos zu seinem Mund führte und den pinken Kloß zwischen die Zähne nahm, um ihn vom Spieß zu ziehen.

Mehrmals blinzelnd sahen ihm die warmen braunen Augen entgegen, er konnte sehen, wie sie seinen Bewegungen folgte. Wie die Kleinere genau musterte, was er tat und scheinbar nicht einordnen konnte, was sie mit seiner Anwesenheit anfangen sollte.
Doch auch er betrachtete die Schwarzweißhaarige genauer. Dass sie schwarzes Haar hatte, konnte er bei ihrer Flucht schon erkennen. Doch nun sah Kazu auch, dass die unteren Haarsträhnen weiß gefärbt waren, dass der fransige Pony ihr bis in die Augen hing und sie unzählige Piercings in den Ohren hatte. Der dunkle Kajal war schon lange verwischt und hob sich deutlich von der hellen Haut ab, umrahmte die aufmerksamen Augen wie ein dunkler Schleier.
Interessiert starrte er sie weiter an, ließ seine Pupillen ihren Körper hinab fahren und erkannte die lose gebundene rot-weiß gestreifte Krawatte.
Sie musste diese gelockert haben.
Die Jacke hatte sie ausgezogen und um ihre Hüfte gebunden, auch ihre Tasche stand zu ihren Füßen an die Hauswand gelehnt und schien gerade ziemlich unwichtig für die Schülerin zu sein.
Als seine Aufmerksamkeit wieder weiter hinauf glitt, fixierte er den Schläger, Kazutora konnte einige Kerben darauf erkennen und auch, dass das weiße Griffband schon älter sein musste. Denn es hatte Risse, war an manchen stellen dunkel verfärbt oder schon durch neue Stücke ersetzt worden.
Noch immer klammerten ihre Finger fest darum, doch als der Mittelschüler weiter darüber nachdenken wollte, was sie vorhaben könnte, unterbrach die Kleinere seine Gedanken.

Sie wusste nicht, was sie mit dem unbekannten Jungen neben sich anfangen sollte, doch plötzlich stand er neben ihr. Woher er gekommen war, oder weswegen er sich ihr genähert hatte, wusste die Schülerin nicht.
Es war ihr allerdings auch vollkommen egal. Alleine das seichte klingeln der Glocke an seinem Ohrstecker, hielt sie noch davon ab ihn gleich zu fragen, wer er war. Für einen Augenblick nahm der ungewöhnliche Ohrring ihre Aufmerksamkeit ein, denn sie stand auf außergewöhnlichen Schmuck. Und so einen hatte die Gepiercte noch nie gesehen.
Aufmerksam betrachtete sie auch den Rest, der zu dem Jungen gehörte. Er hatte blonde Strähnen und die Uniform ihrer Schule an.
Der geht auf meine Schule?
Rasch versuchte die Schwarzweißhaarige sich zu erinnern, ob sie ihn schon einmal gesehen hatte, doch er war ihr vollkommen unbekannt.
Ihre hellen Augen huschten zu seinen und für einen Moment fesselten die sandfarbenen großen Iriden ihren Blick. Er hatte einen faszinierenden Ausdruck, etwas das ihr bekannt vorkam, lag darin, doch konnte die Schülerin nicht genau sagen, was es war.
Kurz blinzelte sie erneut, um sich aus der starre zu lösen und ihn endlich anzusprechen.

Leise flüsternd beugte sich die Schwarzweißhaarige weiter zu ihm, stierte in seine kühlen Iriden: „Wer bist du?".
Ein leichter Duft, bestehend aus harzigen- und zitronigen-Aroma, umgab den Größeren plötzlich und er fühlte sich viel wacher und beschwingter. Ein Lächeln zog seine Mundwinkel auseinander, während die, zum Dahinschmelzen schönen, Augen ihn weiter anstarrten, als sei er ein Fremdkörper.
Auch ihr Blick suchte sich rasch erneut einen Weg über seine Erscheinung, blieb deutlich länger an seinem Hals hängen, als an allem anderen. Was er nur zu gut verstehen konnte, denn dort zierte seine Haut das Tiger Tattoo. Ihre Stirn zog sich in Falten und ließ ihn deutlich erkennen, dass sie noch immer nichts mit seiner Person anfangen konnte.
„Verzieh dich bitte", sprach sie immer noch flüsternd weiter, löste dabei eine Hand von dem Griff, um diese gegen seine Brust zu stemmen.
Doch Kazutora dachte nicht daran, einfach zu gehen. Seine Mimik verlor das Lächeln und er fasste nach dem Handgelenk, umklammerte es ziemlich fest und zog sie ein Stückchen näher.
„Warum sollte ich?", murrte er in einem rauen Stimmton und konnte dabei ihren warmen Atem auf seinem Gesicht spüren.
Sie kniff widerspenstig die Augen zusammen, versuchte dabei ihr Gelenk aus seinem Griff zu befreien, scheiterte aber kläglich und knurrte dann etwas schroffer: „Was gehts dich an? Ich will dich da nicht mit hineinziehen, also verschwinde."

Doch diese Worte ließen den gelangweilten Mittelschüler nur noch mehr Interesse an all dem hier entwickeln. Dennoch ließ er sie wieder frei und neigte dabei seinen Kopf wieder ein wenig, betrachtete sie neugierig, ehe er doch nachfragte: „In was genau?".
Ein leises Ausatmen erklang, wobei seine Augen noch mal den Baseballschläger fixierten, den sie nun langsam zu Boden sinken ließ, um sich etwas darauf zu stützen.
Die Kleinere wand ihr Gesicht plötzlich ab und sah zu Boden und das wo sie bisher seinem Blick so standhaft begegnet war.
„Da kommen gleich zwei Typen aus der Gasse...", begann sie leise und biss sich fest in die Lippe, die Hand am Griff ihres Schlägers, verkrampfte sich.
Hanemiya begriff, was sie vorhatte, doch noch wusste er nicht, weswegen ausgerechnet ein Mädchen solch einen Plan fasste.
„Sie haben meinen Bruder letzte Woche verprügelt und... ihm das ganze Geld weggenommen, das er so lange gespart hatte.", beendete die Braunäugige ihre Erklärung, ohne dass er selbst noch mal nachfragen musste.
So recht verstand er nicht, weswegen das jetzt schlimm war. Immerhin war es ziemlich normal, dass irgendwer verprügelt wurde. Aber gut, wenn sie ihren Bruder rächen wollte, würde er sie nicht davon abhalten.
Als die Kleinere wieder zu ihm hoch schielte, zuckte er leicht mit den Schultern: „Ich werde dich nicht aufhalten, oder dir im Weg stehen."
Das Ganze war wirklich eine schöne Abwechslung und irgendwie wollte er gerade nur noch sehen, wie das ausgehen würde.

Vollkommen irritiert huschten die hellbraunen Augen über seine eigenen, suchten wohl vergebens nach einer Lüge oder etwas vergleichbaren. Stattdessen lächelte Kazu ihr entgegen und lehnte sich wieder gegen die Mauer, aß dabei das weiße Dango und genoss den weichen Klebereis.
Doch ehe die Gepiercte erneut etwas zu dem Größeren sagen konnte, erklangen feste Schritte aus der dunklen Gasse.
Augenblicklich wand sich das Mädchen herum, umfasste den Baseballschläger wieder mit beiden Händen und atmete geräuschvoll aus. Scheinbar sammelte sie all ihren Mut.
Wann genau er so etwas das letzte Mal gemacht hatte, konnte Kazutora nicht mehr sagen. Irgendwann hatte er einfach keine Angst mehr davor und war nur noch darauf fixiert, dem Trottel eine in die Fresse zu geben, der ihn nervte oder sich mit ihm anlegen wollte. Aber für sie war das sicher das allererste Mal, dass sie einem anderen weh tun würde.
Mit angespannten Schultern stand die Mittelschülerin direkt vor ihm, das leichte zittern konnte er deutlich sehen. Und dennoch schien sie vollkommen entschlossen.
Irgendwie fand er das ziemlich niedlich, beinahe wie ein Kätzchen, das seine ersten Schritte machte.

Sich locker unterhaltend gingen die beiden Oberschüler weiter in die Richtung von Kazutora und Kaya, nichts ahnend, was gleich folgen würde. Das Mädchen wusste nur zu genau, dass der Brünette es war, der ihren Bruder verprügelt hatte, der andere hatte am Ende nur zwei Mal nach getreten.
Kaum dass der Kleinere, der beiden Bandenmitglieder, einen Fuß auf den leeren Gehweg gesetzt hatte, preschte der Schläger auf dessen Körper zu, traf ihn im Magen und ließ den Älteren zusammensacken.
Keuchend stützte sich der Brünette auf dem Boden ab, hatte den rechten Arm um seine Mitte geschlungen und röchelte nach Luft. Er versuchte den unerwarteten Schmerz zu verkraften und schielte zu seinem Angreifer hinauf.
Doch da stand ein Mädchen, schwer atmend, mit einem Schläger in den Händen, sie sah mit gefletschten Zähnen auf ihn hinunter und presste ein: „Gib mir das Geld von meinem Bruder wieder!", hervor.
Das Gangmitglied realisierte kaum, was die Jüngere meinte und begriff auch sehr langsam, dass es sich tatsächlich um ein Weib handelte, dass ihm hier eine verpasst hatte.
Währenddessen ging sein größerer Kumpel zum Angriff über und holte mit der Faust aus: „Was bist du den für eine Gestörte?", schrie er ihr entgegen.
Jedoch wurde sein Hieb von einer Handfläche abgefangen, die über der Schulter der Schwarzhaarigen hervorschoss und seine Faust fest umfasste, sodass diese gar nicht erst in Kayas Nähe gelangte.
„Du hast doch gehört, was sie will", erklang Kazutoras Stimme freundlich.
Rasch zog der Grünäugige seinen Arm wieder zurück und sah die beiden Kleineren mit einem süffisanten Grinsen an: „Und du bist dann wohl der Macker zu der Göre oder was?".
Ein Lächeln zog sich auf die Lippen des Schwarzblonden, seinen Kopf etwas neigend antwortete er locker: „Nö, nur ein Zuschauer."
Erst nach mehreren Sekunden gelangte die Erkenntnis in dem Schädel des Brünetten an.
Plötzlich begann der Schläger, der noch am Boden Hockte, gebrochen zu Lachen, verzog sein Gesicht zu einer widerwärtigen Grimasse und stemmte sich wieder auf die Beine.
So was Dummes hab ich ja ewig nicht gesehen! Dachte er sich und hatte schon beinahe Mitleid mit der Schülerin.

Das Mädchen, welches noch immer direkt vor Hanemiya stand, konnte seine Körperwärme deutlich an ihrem Rücken spüren und das wo sie sich nicht mal berührten. Kaya sah noch immer zu dem Geschlagenen und wiederholte ihre Worte mit mehr Nachdruck: „Her mit den 6000 Yen!".
Kurz blinzelte Kazutora ein wenig überrascht. Es geht ihr hier um 6000 Yen? Mehr nicht?
Ihr Bruder muss ihr ja unheimlich viel bedeuten, wenn sie sich für so wenig in eine solche Lage begibt.
Überlegte das Walhalla Mitglied.
Darauf hin lachten die Älteren auf: „Kleine, geh nach Hause und spiel mit deinen Puppen. Die Kohle von deinem Bruder siehst du nie wieder. Ich weiß ja nicht mal mehr, welcher dieser Wichser der war."
Auf diese Verhöhnung hin, schwang die Braunäugige erneut geübt ihren Baseballschläger mit aller Kraft, doch fing er den Hieb ab und zog sie mit einem Ruck an dem Holzschläger dichter zu sich. Fies grinsend fuhr seine Pranke in die weichen schwarzen Haare und zog sie aufrechter hin, sodass er ihr ins Gesicht sehen konnte: „Aber wir können ja einen Deal machen, bei dem du die Kohle bekommst", raunte der Brünette, dabei glitten seine schwarzen Augen zu ihrem Begleiter, der noch immer still dastand und nur zusah.
„Dein Freund darf auch gerne zugucken, wenn er zu nichts anderem hier ist, vielleicht lernt er ja noch was", bezog er sich auf Kazutoras Erklärung zu seiner Anwesenheit.
Verbissen zog die gerade in Gefangenschaft geratene den Baseballschläger mit einer Hand hoch und schmetterte ihn mit all ihrer Kraft wieder hinab, erwischte den unaufmerksamen Kerl dabei am Kopf, sodass er gequält aufkeuchte. Dieser ließ augenblicklich los, doch nicht für lange, kaum hatte er sich wieder gefangen und fasste sich an den blutenden Schädel, packte der Brünette erneut nach der zierlichen Schülerin. Zerrte diese an der Bluse grob zu sich, wobei zwei der Knöpfe abrissen und mit leisen Geräuschen zu Boden fielen.
Sie hatte nicht mal die Chance zu entkommen, so schnell hatte der Typ reagiert.

Da Kazu nichts tat, hatte auch der zweite keinen Grund einzugreifen und beobachtete still schweigend das Geschehen. Immerhin würde sein Freund wohl kaum gegen eine Göre verlieren.
Die grünen Augen, musterten den kleineren Jungen kurz, besah sich wie dieser das letzte Dango von dem Spieß zog und sich in den Mund stopfte. Mit leicht gefurchter Stirn besah er sich, wie Kazu das dünne Holzstäbchen dann ungeachtet zu Boden fallen ließ.
Schlau wurde er aus dessen Verhalten einfach nicht, er rührte keinen Finger, um dem Mädchen zu helfen und wirklich Interesse an alle dem schien er auch nicht zu haben. Dennoch stand er hier und ging nicht einfach seiner Wege. Ein leises abfälliges zischen entkam dem Größeren, ehe er sich wieder zu seinem Kumpel wand und dem Geschehen weiter folgte. Mit Sicherheit würde die Tusse dafür bezahlen, dass sie seinem Freund ernsthaft zwei Hiebe verpasst hatte.

„Vergiss die Kohle! Ich werd dir jetzt mal etwas Verstand einprügeln du Schlampe!", knirschte der Brünette wütend und entriss der Schwarzhaarigen den Schläger, schmiss ihn ungeachtet einige Meter weiter, dort kam das Holz scheppernd auf und schlitterte gegen die Hausmauer.
Eisern umfasste die Kleinere sein Handgelenk, versuchte mit Kratzen und aller gewallt die große Pranke von sich zu bekommen, doch er war stärker.
Rasend verließ ihr Atem den kleinen Körper, ihre Augen fixierten die Faust, die der Schläger neben seinen Kopf erhoben hatte und jeden Augenblick in ihr Gesicht krachen würde.
Sie schaffte es nicht mal die Lider zu schließen, denn egal, ob sie es kommen sah oder nicht, schmerzen würde es auf jeden Fall.
Rasend preschte die Faust auf sie zu, doch im nächsten Moment konnte sie es knacken hören und erblickte eine andere Faust, die sich tief in das Gesicht ihres Angreifers bohrte.
Blut spritzte ihr entgegen, der Griff um ihre Kleidung löste sich und der Ältere stolperte einige Schritte zurück.
„Arg! Du Wichser!", fluchte er unverständlich, presste dabei seine Hände auf die Nase und fixierte Kazutora. Denn genau dieser hatte ihm so eben eine verpasst und das nicht nur halbherzig.
Der Schwarzblonde hatte seine Augen weit aufgerissen und starrte dem Brünetten gefährlich entgegen: „Los, rück die Kohle raus!".

Noch immer stand das Mädchen direkt zwischen ihnen, rührte sich keinen Millimeter und sah über ihre Schulter zu ihrem Mitschüler. Sie hatte noch nie erlebt, dass jemand einem anderen mit einer solchen Kraft auf die Nase schlug. Das Blut, das an ihrer Haut haftete, nahm sie gar nicht wahr. Ihre Aufmerksamkeit lag alleine auf dem Ausdruck in Kazutoras Augen. Sie fand diese zuvor ziemlich interessant, doch nun schien er ein Ziel gefunden zu haben, dass er zerfleischen würde, wenn es sein musste. Sie war von dem Blick fasziniert und ihr Herz begann plötzlich rasend gegen ihre Brust zu hämmern. Nicht nur, weil er ihr damit half, sondern auch, weil er sie doch kein bisschen kannte und das nicht tun müsste.
Als sie im Augenwinkel allerdings den anderen erkannte, der auf den Schwarzblonden zuschritt, reagierte sie aus reinem Reflex und stieß Kazutora bei Seite. Mit zwei Hüpfern entging dieser dem Schlag, doch dafür traf der Hieb sie selbst links am Kiefer und beförderte den schmalen Körper mit einem widerwärtigen Geräusch zu Boden.
Augenblicklich wurde es vollkommen düster in Kayas Welt, das Mädchen konnte kaum noch sagen, wo oben und unten war. Jedoch dauerte dieser Zustand nur ein paar wenige Sekunden.

Als sich die hellbraunen Augen wieder orientieren konnten, erkannte sie den Grünäugigen neben sich liegen. Wie er dort hingekommen war, konnte die Schülerin nicht sagen, doch er hustete und spuckte Blut aus. Der Riese schaffte es kaum noch, sich wieder hochzuziehen.
Mit brummendem Kopf drehte sie sich auf die Seite und suchte nach dem Unbekannten aus ihrer Schule.
Ein leises Klingeln ließ ihren Blick in die Richtung des sachten Geräusches wandern, sodass sie noch erkennen konnte, wie er den Brünetten in die Knie zwang. Er hatte den Älteren am Schopf gepackt und zerrte ihn aufrechter vor sich hin, ging dann einen Schritt zurück und holte mit dem Fuß aus.
Immer noch etwas benommen, besah sie sich, wie auch dieser Kerl durch die Wucht des Trittes, der ihn am Schädel traf, zur Seite weg gerissen wurde und bewusstlos auf dem Asphalt aufschlug.

Kazutora sah Emotionslos zu dem Bewegungslosen hinab, spuckte ihm dann direkt auf die Wange und wischte sich über seine Lippen. Er hatte einen einzigen Schlag eingesteckt, doch dieser hatte ihm die Unterlippe aufgerissen und er schmeckte den metallischen Aroma.
Als er sich wieder umdrehte, hatte der andere sich eben wieder etwas aufgerappelt und kniete nun auf allen Vieren da. Noch immer tropfte ihm Blut vom Gesicht und er schien Probleme zu haben das Gleichgewicht zu halten.
Mit leichten Schritten ging er auf den Giganten zu, verpasste ihm einen gezielten Tritt in die Rippen und schickte ihn damit erneut zu Boden. Aufmerksam betrachtete er den auf dem Rücken liegenden, dieser schnaufte gebrochen und presste seine Hände gegen die Seite. Dabei erkannte der Drittklässler auch, dass die Schwarzweißhaarige wieder bei sich war.

Langsam ging er in die Hocke, griff nach der Jacke des Grünäugigen und begann die Taschen zu durchsuchen. Als er gesuchtes endlich gefunden hatte, öffnete er den Geldbeutel und nahm den kompletten Inhalt heraus.
Er wusste nicht mal genau, weswegen er das alles tat, aber er tat es und irgendwie gefiel ihm, wie die Kleine ihn dabei ansah.
„Ich denke mal, es ist ok, wenn ich ihr das wieder gebe. Der Rest ist die Entschädigung, dass ich mich mit euch hässlichen Fickfratzen abgeben musste", gab er bei seinem Tun von sich und ließ das leere Leder ungeachtet zu Boden fallen.
Lächelnd wanderten seine sandbraunen Augen zu der, noch immer, am Boden liegenden, die sich nur holprig aufsetzte. „Komm schon", begann Kazutora und reichte der Schülerin seine Hand: „Lass uns gehen."
Einige Sekunden sah das Mädchen ihn einfach nur an, betrachtete die freundliche Geste und fasste schließlich nach der warmen Hand, an der noch immer Blut klebte und deren Knöchel aufgeschlagen waren.
Mit einem Ruck zog der Schwarzblonde sie hoch, wobei erneut das leise Klirren seines Ohrrings zu hören war.

Für einen Augenblick drehte sich Kayas Welt wiederholt und die Mittelschülerin musste sich an ihm abstützen, um nicht schon wieder Bekanntschaft mit dem Gehweg zu machen. Leicht zitternd klammerte sich die rechte Hand in den schwarzen Stoff seiner Jacke, während die anderen sich fester um seine Finger schlossen.
Die Farben vor ihren Augen begannen sich zu vermischen und Sekunden lang erkannte die Kleinere nur graue, weiße und schwarze Flecken, die sich immer wieder neu zusammensetzten.
Benommen fiel ihr Kopf gegen seine Schulter und sie nuschelte schwach: „Tut mir leid", der Schlag zeigte erneut seine Wirkung, gegen die die Braunäugige nichts tun konnte.
Behutsam stützte Hanemyia die Kleinere und musste ein wenig lächeln. Erstaunlich, dass sie den Hieb so gut weggesteckte, auch wenn der Typ sie nicht richtig erwischt hatte und sie eher zufällig in dessen Schlagrichtung geraten war.
Ein komisches Gefühl begann in seinem Magen zu rumoren, weswegen er seinen Kopf leicht gegen den ihren legte: „Soll ich dich heim bringen?", fragte er fürsorglich.
Von sich selbst ein wenig überrascht starrte er zu dem Typen hinab, dem er eben das Geld weg genommen hatte und der nun dabei war, seinen Kumpel irgendwie auf die Beine zu ziehen, um das Weite zu suchen.
Warum hab ich sie das gefragt?
Doch bevor er weiter darüber nachdenken konnte, stützte die Gepiercte ihre Hände etwas mehr gegen seinen Körper und brachte so wieder Abstand zwischen sich und ihn.
Schwach lächelnd musterte die Mittelschülerin sein Gesicht, betrachtete kurz die aufgeplatzte Lippe und blickte ihm schließlich in die Augen: „Schon gut, mein Bruder kommt hier auch gleich vorbei. Ich gehe mit ihm."
Und schon löste sie sich vollkommen von seiner Nähe, ließ eine seltsame Kälte an den Stellen zurück, an denen sich ihre Körper berührt hatten. Nur der leichte Zitronenduft blieb ihm noch für einige Sekunden erhalten.

„Ich schätze mal, ich sollte mich bei dir bedanken... äh....", hörte der Junge ihre, noch immer etwas, benommene Stimme. Als er begriff, was sie von ihm wollte, musste er wieder lächeln, neigte verspielt den Kopf und stellte sich ihr vor: „Kazutora Hanemiya."
Leicht verneigte sie sich und sprach weiter: „Also vielen Dank Kazutora Hanemiya", als sie sich wieder aufrichtete, erkannte er ein so ehrliches Lächeln, dass sein Herz sich für einen Augenblick anfühlte als würde es in Flammen aufgehen.
Seine Gedanken begannen sich zu drehen und er nahm nur noch diese wunderschönen Augen wahr, die ihn mit einer solchen Aufrichtigkeit ansahen, dass er sich für einige Herzschläge vollkommen darin verlor. Es fühlte sich plötzlich so nostalgisch an und Kazutora wusste nicht mal weswegen.
„.... ya", drang ihre leichte Stimme in seine Gedanken.
Verdammt, was hat sie gesagt?
„Ha?", brachte der Schüler einen dümmlichen Ton hervor, um zu verdeutlichen, dass er nicht verstanden hatte was sie gesagt hatte, dabei glitten seine Hände lässig in die Hosentaschen.
Die Mittelschülerin beugte sich ein Stück nach vorne und sah ihn streng an: „Unhöflich! Du hast nicht zugehört", tadelte sie ihn ein wenig, lächelte dann aber schief. Scheinbar war es ihr peinlich, das noch mal zu wiederholen. „Iwasaki Kaya. Also vielen Dank noch mal", verabschiedete sie sich unterschwellig und wand sich zu der Tasche, die noch immer am Eck lehnte.
Ein wenig wackelig schulterte sie diese und ließ Kazu einfach zurück, als ein schlaksiger Junge auf sie zugeeilt kam.

„Kaya!", sprach dieser entsetzt aus, als er die zerwühlte Kleidung, das Blut in ihrem Gesicht und die gerötete Wange sah. Kurz schossen die, ebenfalls hellbraunen, Augen des Jungen zu Hanemiya, der mit einem bescheuerten Lächeln da stand und der Mittelschülerin nach wank.
„Was ist denn passiert?", fragte der Junge misstrauisch, doch seine ältere Schwester tat das einfach ab und lächelte ihn an, wie sie es immer tat: „Keine große Sache. Lass uns Heim gehen, ich verhungere sonst noch."
Gezwungenermaßen schritt er neben ihr her und versuchte noch den kompletten Weg über herauszufinden, was geschehen war. Doch seine Schwester schwieg und auch Zuhause sagte sie kein Wort dazu.

Vicinity [Tokyo Revengers]Where stories live. Discover now