„Amy, Klein Amy, hast du etwa geweint?“ Wie immer hatte sich Klein Amy in der Ecke zusammengekauert. „Du hast rote Augen, Klein Amy. Ich weiß, dass du geweint hast. Wie ein kleines Kind.“ Billy kicherte.
„Schämst du dich denn nicht? Du zeigst Schwäche.“ Billys gackerndes Lachen lenkte den Blick einiger Aufseher auf die Beiden. „Hast du geglaubt, du kannst es verstecken, Klein Amy? Ich sehe so etwas. Alles sehen so etwas.“ Billy grinste sie an. „Du musst mitten in der Nacht weinen, nicht am Morgen. Dann merkt es keiner.“
„Warum lachst du immer?“, fragte Klein Amy. „Du sitzt doch auch hier fest. Oder liegt das einfach daran, dass du verrückt bist?“
Billy leckte sich über die Lippen. „Wer weiß, Klein Amy, wer weiß? Vielleicht sind die da draußen verrückt, nur ich bin noch bei Sinnen? Wer weiß das schon, Klein Amy? Weinen nützt dir nichts. Du bekommst nur noch mehr Tabletten… welche Tabletten bekommst du, Klein Amy?“
„Ich wüsste nicht, was dich das angeht.“
„Nicht doch, Klein Amy! Wir sind doch Freunde, nicht wahr, Klein Amy. Klein Amy, ich sage dir, welche ich bekomme. Eine Weiße und eine Blaue. Weiß wie die Wände, wie der Boden, wie die Decken, die Betten, die Kittel, die Westen, die Haare. Blau wie die Seifenspender. Bekommst du die auch, Klein Amy?“
„Blau wie die Seifenspender?“
„Das denke ich mir immer, wenn ich sie nehme.“ Billy gluckste. „Ist doch lustig. Klein Amy, Klein Amy. Du weißt nicht, was Spaß macht.“
„Du weißt nicht was Spaß macht. Du hast doch keine Ahnung von der Außenwelt. Du denkst, das hier ist alles, was das Leben zu bieten hat, Tabletten, ekelhaftes Essen und Leute, die dich den ganzen Tag beobachten. Du hast keine Ahnung.“
Erneut wurde Billy von einem hysterischen Lachanfall geschüttelt. „Ich weiß vieles und ich weiß vieles nicht. Aber weinen bringt dir nichts. Nur Kopfschmerzen, Klein Amy, nur Kopfschmerzen. Auch wenn es nichts zu lachen gibt, weinen macht es nur noch schlimmer.“
„Du bist verrückt. Du bist irre. Du bist gruselig. Man sollte dich wegsperren. Aber irgendwo ist an allem, was du sagst, etwas Wahres dran.“
„Klein Amy.“
„Hm.“
„Klein Amy, Klein Amy.“
„Was?“
Aber Billy gab keine Antwort. Er lachte nur.
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Blau wie die Seifenspender
Short StoryBillys Zuhause ist die Psychiatrie, seit Jahren schon. Ein geregelter Tagesablauf, Zwangsjacke und Tabletten, das ist sein Leben. Immer wieder dieselben Gänge, dieselben Hallen, dieselben Gesichter. Nur eines dieser Gesichter zieht seine Aufmerksamk...
