6. Enttäuschung

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Der Tag neigt sich dem Abend zu. Ich stehe soeben im Bad und mache mich fertig. Da wir kein Bad für uns alleine bei unserem Zimmer haben, muss ich das Gemeinschafts-Bad nutzen. Die 10 Minuten in welchen ich geduscht habe, habe ich von ganzem Herzen gehofft das keiner das Bad betritt. Zu meinem Glück hat das auch keiner getan.

Ich spucke die Minz-farbene Zahnpasta aus, verstaue mein Zeug in der kleinen Waschtasche und mache mich auf den Weg zum Zimmer. Ju könnte schon schlafen, da er 15 Minuten vor mir im Bad war. Aus diesem Grund bin ich so leise wie nur möglich.

 Jedoch vermute ich nicht das er schläft, bevor er nicht abschließen kann. Und selbstverständlich kann er das nicht solange ich nicht da bin. Und selbst wenn er wollte, könnte er nicht. Ich habe vorhin, bevor ich ins Bad gegangen bin, Frau Sporn um den Zimmerschlüssel gebeten. Sie hat ihn mir, wenn auch nur ungern, gegeben. 

Ich habe sie rumgekriegt indem ich gesagt habe das, wenn sie schon sonst nichts macht, mir wenigstens den Schlüssel geben soll. Augenrollend hat sie ihn mir anschließend überreicht, mit den Worten: Ich solle keine Dummheite mit dem Schlüssel machen. Auch wenn ich mich Frage wie ich das überhaupt machen sollte wenn ich wollte.

Gedankenverloren drücke ich die Klinke zu dem Zimmer, aus welchem komische Laute zu mir klingen, runter. Aufmerksam schaue ich ins Zimmer, um zu sehen ob Ju tatsächlich schon schläft. Geschockt sehe ich wie Ju und Nina verschwitzt zu mir schauen. Nina liegt auf Ju und ich sehe das beide nackt unter der Decke liegen. 

Als wäre das noch nicht genug, kommt plötzlich Natalie unter der Decke hervor und schaut betreten wie die anderen beiden, zu mir. Auch sie ist nackt. Bedauerlicherweise weiß ich genau was die drei dort gerade treiben. 

Ich werfe die Schlüssel auf das Bett, wie ich mit einem letzten Blick ins Zimmer sehe genau auf Jus Beine, und schließe im selben Atemzug schnell und mit einem lauten Krachen die Tür. Kurz kommt stolz für den perfekten Wurf und dramatischen Abgang in mir hoch, doch dieser stolz wird direkt wieder runter geschluckt als ich mich daran errinerte was ich soeben gesehen habe. 

Warme Tränen beginnen in Strömen über meine Wangen zu laufen. Sofort laufe ich los. Keine Ahnung wohin, Hauptsache weg von diesem Raum. Meine verschleierte Sicht lässt es nicht zu das ich überhaupt eine Ahnung habe wohin ich überhaupt renne. 

So führen mich meine Füße schließlich in einen Raum, wo ich auch direkt die Tür hinter mir zu werfe. Ich sinke schluchzend, mit dem Rücken an die Tür gepresst, auf den Boden. Warum weine ich? Ist es der Ekel davor was ich gerade gesehen habe? Die Enttäuschung da ich kurz dachte Ju wäre anders? Vernünftiger? Oder doch dieses andere Gefühl, diese... Ach ich weiß doch auch nicht was es ist. 

Wütend greife ich nach dem nächstbesten Gegenstand und werfe ihn gegen die Wand. Zu meinem Unglück ist es ein Glas welches anschließend laut an der Wand zerschellt. Kurz wische ich mir die Tränen weg. Es ist nun zu erkennen wo ich bin. Anscheinend bin ich in der Bibliothek gelandet. Doch diese Erkentniss hilft mir gerade eher weniger weiter

Mit einer Mischung aus Wut und Trauer drehe ich mich auf die Seite und lasse meinen Tränen erneut freien Lauf. Ich ziehe die Beine eng an den Körper und schließe die Augen in der Hoffnung das es einfach wieder besser wird. Doch das wird es nicht. Weiterhin strömen mir die Tränen in Bächen über das Gesicht. 

Doch plötzlich... nichts! Absolut nichts! Ich fühle garnichts mehr! Weder die Trauer oder Wut, noch den harten Boden unter mir, oder die ebenso harte Tür in meinem Rücken. Schwärze umgibt mich.


{620 Wörter} 

The truth (Juzo ff)Where stories live. Discover now