Rythmus im Blut

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Nach der Schule schleppte Ella mich in einen Park.
Ein solcher Park, indem fragwürdige Jugendliche heimlich mit illegalen Drogen dealen und an jeder Ecke gefährliche Typen warten.
Wieso denn auch hier?
Ella wollte nichts sagen.
Sie bezeichnete es als" Eine Überraschung".
"Eine sehr sehr gefährliche Überraschung!", protestierte ich, aber Ella ignorierte meine berechtigte Panik und zog mich einfach weiter.
Ich hatte natürlich Recht.
Im Park standen überall gruselige Typen, die noch gruseligere Sachen machten.

Ich wollte grade umkehren und sagen, dass mir das ganze zu gefährlich ist, als ich Musik hörte.
Es hatte eine gute bassline, ich liebte dass Lied.
Samsara hiess es.
Vorsichtig ging ich in die Richtung aus der die Musik kam, um eine Gruppe von vermummten Personen zu sehen, die...tanzten.
Und zwar verdammt gut.

Jeder Teil von ihnen liess sich von der Melodie leiten.
Es waren keine ruckartigen Bewegungen, sie waren flüssig, gingen ineinander über ohne Nahtstellen.
Trotz der Masken konnte man erkennen wie diese Menschen das Tanzen liebten.
Sie führten ohne zu zögern, komplett synchron jede einzelne Bewegung mit Liebe zum Detail und penibler Genauigkeit aus.
Unglaublich dynamisch.

Mit offenem Mund starrte ich auf die tanzende Gruppe, die sich gerade zu den letzten Takten bewegte.
Ella neben mir lachte über mein Staunen.
"Sie sind gut, nicht wahr?", fragte sie, wärend sie vertäumt auf die vorderste Tänzerin starrte, welche sie in diesem Moment bemerkte.
"Ella!", rief sie laut, und rannte leichtfüßig auf uns zu.
"Toll dass du kommen konntest.
Hab dich schon vermisst!", witzelte sie.
Ella grinste verlegen.
"Hey Nisha!
Das ist Liviana.
Meine beste Freundin.", brachte sie schließlich hervor.
"Hallo Liv.Ich darf dich so nennen?"
Ohne meine Antwort abzuwarten fuhr sie fort:"Unser kleiner Aufttritt scheint dir gut gefallen zu haben.", stellte sie selbstsicher fest.
"So offensichtlich?", lachte ich.
"Versuchs auch mal!"
Mit diesen Worten zog sie mich zur Musikanlage und stellte wieder Samsara an.
"Einfach locker machen.Tanzen kann jeder!"
Rief sie zuversichtlich.
Unsicher blickte ich mich nach Ella um.
Die ersten Takte begannen, aber...Hier waren so viele Menschen.
Und sie blickten mich erwartungsvoll an.
Würde ich jetzt tanzen, lief ich Gefahr schlecht zu sein.
Würde ich es aber nicht tun, würde ich alle enttäuschen und als Feigling gelten.

Ich brauchte nicht darüber nachdenken.
Es war einfach da, dieses Gefühl, dass ich immer hatte, wenn ich zu Hause tanzte.
Freiheit.
So, als würde man fliegen, anstatt nur in den Himmel zu schauen.
Tanzen anstatt gehen.
Ich schloss die Augen.
Es passierte alles automatisch.
Die ganze Welt schien die Luft anzuhalten, nur für diesen einen, unfassbaren Moment.
Und in diesem Moment, machte ich mir einmal keine Sorgen.
Ich registrierte die um mich versammelte Menschenmenge garnicht mehr.
Ich war einmal einfach nur unglaublich glücklich.
Und tanzte.

Nach viel zu kurzer Zeit war das Lied zu Ende.
Und mit ihm dieses Gefühl von Freiheit.
Unsicher blickte ich in die stumme Menge.
Schließlich brach Nisha die Stille.
"Liv,"wisperte sie beeindruckt,"Du hast den Rythmus im Blut."
Plötzlich begannen alle zu klatschen.
Und stolz lächelte ich ihnen entgegen.

Monster-or Friend?Where stories live. Discover now