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Sicht Chris
Sie lag ruhig auf dem Bett. Es sah fast aus als wäre alles normal und sie würde einfach nur schlafen. Gerade war sie operiert worden und stand nun noch unter Betäubung. Die Ärzte hatten gesagt sie würde wieder werden. Anscheinend hatte sie echt noch Glück gehabt, da der Schuss das Herz verfehlt und nur die Schulter zerfleischt hatte. Sie würde nun ihren linken Arm für längere Zeit nicht mehr richtig bewegen können aber sie lebte. Ich saß nun wieder an ihrem Bett und streichelte langsam über ihre Hand. An Schlaf war für mich nicht zu denken. Zu viele Gedanken kreisten in meinem Kopf herum. Allen voran der Entschluss, dass ich Linda von meinen wahren Gefühlen erzählen würde sobald sie wieder imstande war anständig zuzuhören. Diese Situation, in der ich sie fast verloren hatte, hatte mir gezeigt, dass ich ihr so bald wie möglich sagen musste wie ich fühlte, denn morgen schon könnte es vorbei sein. So schnell könnte ihr Leben vorbei sein und genauso meines. Und eins wusste ich ganz genau: Keiner von uns sollte sterben, ohne, dass ich ihr gesagt hatte wie sehr ich sie liebte. Gleich müsste ich nach Hause, da dann die Nachtruhe im Krankenhaus begann.

Zuerst fuhr ich zu Lindas Wohnung, und sammelte dort ein paar Sachen für sie zusammen. Kleidung, Zahnbürste, Shampoo, Duschgel und so ein Zeug. Als ich die Schränke noch nach einem ihrer tausend Labellos durchsuchte, fielen mir plötzlich "Frauenhygieneartikel" in die Hände. Ich nannte sie so, weil ich den echten Namen immer vergaß. Hatte sie vielleicht ihre Tage? Schnell stopfte ich diese auch noch in die Tasche. Die Tasche würde ich ihr morgen mitbringen wenn ich sie wieder besuchen käme. Danach fuhr ich zu meiner eigenen Wohnung und setzte mich ins Wohnzimmer. So spät war es noch gar nicht... Trotzdem fühlte ich mich fertig wie nach einem Marathonlauf. Ich öffnete auf dem Fernseher den Stream von Tim und schaute ihm ein bisschen beim Valorant spielen zu, doch schon nach kurzer Zeit erinnerten mich die Schüsse nur noch an den Vorfall heute Nachmittag. Ich schaltete den Stream wieder aus. Erneut hing ich hier und wusste nichts mit mir anzufangen. Linda fehlte mir. Da kam mir eine Idee. Wenn sie wieder aus dem Krankenhaus käme, wäre sie warscheinlich körperlich und auch psychisch beeinträchtigt. Doch sie würde trotzdem wieder streamen wollen. Ich hatte immernoch mein "Büro" leerstehend. Ich könnte dort ein Setup für sie aufbauen und dann könnte sie von hier aus streamen! Gesagt getan. Ich begann sofort damit den Raum herzurichten. Ich suchte Zeug für ein Setup raus und baute es auf dem Tisch auf. Auch einen Stuhl hatte ich mir schon gekauft als ich das Büro eigentlich für mich einrichten wollte. Dann begann ich den Raum zu dekorieren. Ich brachte ein Regal an der hinteren Wand an wo ich Kleinigkeiten reinstellte aber auch viel Platz für ihre Sachen ließ. Dann begann in den Raum mit Pflanzen zu schmücken. Linda liebte Pflanzen. In einem Raum ohne Pflanzen wäre sie ganz sicher nicht bereit zu streamen. Um fast vier Uhr war ich mit dem Raum halbwegs zufrieden. Ich beschloss morgen noch ein wenig Deko zu holen wie zum Beispiel eine Lichterkette und das Bild was Linda mal zum Geburtstag bekommen hatte.

Am nächsten Morgen stand ich schon an der Rezeption des Krankenhauses bevor sie überhaupt besetzt war. Als schließlich eine ältere Frau kam meinte sie mit hochgezogener Augenbraue: "Sie müssen ihre Freundin wirklich sehr lieben wenn sie zu dieser unmenschlichen Zeit schon hier stehen." "Wo liegt sie?", fragte ich ohne auf die Frage einzugehen und die Frau gab mir augenverdrehend den Zettel mit der Zimmernummer. Eigentlich hatte sie ja schon recht. Ich hatte gerade mal zwei Stunden geschlafen bevor ich schon wieder hier her gekommen war um Linda zu sehen. Ich eilte zu ihrem Zimmer und betrat es leise. Dort saß sie, aufrecht in ihrem Bett und starrte an die Wand gegenüber. Als ich an den Türrahmen klopfte schreckte sie auf doch dann stahl sich ein Lächeln auf ihr Gesicht. "Chris!", flüsterte sie aber ich hörte sie trotzdem. "Ich hab dir Sachen mitgebracht.", meinte ich, unschlüssig was ich sonst sagen sollte, und hielt die Tasche hoch. "Danke.", lächelte sie und mir wurde warm ums Herz. Ich stellte die Tasche ab und setzte mich neben ihr Bett.

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Magic moment- Eine Vlaso FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt