26~Einladung

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Völlig geschockt ließ er mich in meinem Laden zurück. Ich fühlte mich wie in einem Film, denn es war eindeutig zu viel Glück in den letzten Tagen.

Das erneute Aufklingen der Tür riss mich aus meinen Gedanken und ein Kunde betrat den Laden. Sein Wunsch war ein großer Rosenstrauß, den ich ihm auch zu gerne erfüllte.

Nach Ladenschluss fuhr ich wieder mit meinem Fahrrad nach Hause und stieg schnell unter die Dusche. Louis hatte mir ein paar Minuten nachdem er den Laden verließ, die Adresse geschickt. Laut Google waren es nur etwa zehn Minuten Fahrweg.
Als ich gerade unter die Dusche stieg, wurde mir auch bewusst, dass ich Louis in ein paar Minuten sehen würde. Es klang so unrealistisch...
Meine Nervosität stieg auch immer mehr an. Und ich war mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob er mich jemals so wollen würde, wie ich jetzt war. Meine Knochen waren überall zu sehen, meine Haut war blasser als die von einer Leiche und auch die wenigen Haare machten mich nicht attraktiv. Eigentlich hatte ich mich immer relativ wohl in meinem Körper gefühlt, aber seit dem Krebs habe ich es immer soweit es geht vermieden, in den Spiegel zu schauen. Vor allem wenn ich keine Klamotten an hatte.

Da ich ein wenig im Stress war, wusch ich mir schnell meine Haare und meinen Körper und ging in Handtuch bekleidet in mein Schlafzimmer, um frische Klamotten auszusuchen. Eine schwarze Jeans und ein lockeres, buntes Hemd schienen für mich angemessen. Ein paar Ringe und eine Kreuz Kette zog ich mir auch noch an und ging wieder in das Badezimmer, um meine Haare zu föhnen. Als ich vor dem Spiegel war, fiel mir wieder ein, dass es doch nichts zum Föhnen gab. Diese Millimeter langen Haare waren längst getrocknet. Etwas bedrückt ging ich also in das Wohnzimmer und schnappte mein Handy. Ich nahm noch einen Schluck Wasser und zog mir anschließend noch eine Mütze über, gefolgt von bunten Airforce. Da es schon Abend war, nahm ich noch eine Jacke mit und setzte mich dann in mein Auto. Meine Hände zitterten mittlerweile schon leicht und mein Herzschlag wurde immer schneller, sodass ich ihn schon in meinem Kopf spürte.
Um mich etwas abzuregen, schaltete ich das Radio an und fuhr los. Ich kannte die Gegend, wo er wohnte, da Liam dort früher gewohnt hat. Dort angekommen, parkte ich auf einen der vorgesehenen Parkplätze des riesigen Grundstücks und stieg nervös aus dem Auto aus. Mein Handy steckte ich in meine rechte Jackentasche und meine Schlüssel in die Linke. Dann stand ich vor der Tür mit dem Namen 'Tomlinson'. Falsch war ich also schon mal nicht. Dennoch traute ich mich nicht, zu klingeln und brauchte einen Moment, um mich wieder zu fangen. Ich war kurz davor, einfach wieder in das Auto zu steigen und weg zu fahren. Zu sehr Angst hatte ich vor dem, was nun kommen würde. Ich ging wieder einen Schritt zurück und schaute noch einmal auf die Uhr. 20:27 Uhr. Ich gab mir einen Ruck und drückte schnell auf die Klingel. Nach ein paar Sekunden wurde sie auch schlagartig geöffnet und vor mir stand Louis in blauer Jeans und einem dunkelroten Hemd. Wie sollte ich mich bei diesem Anblick bitte zurückhalten? Gefesselt von seiner Schönheit, stand ich einfach nur da.

„Willst du heute noch rein kommen oder lieber draußen bleiben?" fragte mich Louis ironisch, woraufhin ich sein Haus betrat. Es war riesig. Total modern und dennoch im altmodischen Style. Das Haus war etwas bunt gestaltet, jedoch nicht zu bunt. Für meinen Geschmack genau perfekt. Überrollt von diesem Luxus, lief ich ihm hinterher, während ich mich in diesem riesigen Wohnzimmer umsah. Auf jeden Fall kein Vergleich, mit meiner kleinen Bruchbude. Trotzdem liebte ich meine vier Wände.

Louis ging von dem Wohnzimmer über in die offene Küche, wo auch ein großer, gedeckter Esstisch war. Der Raum war erfüllt von gut riechendem Essen. Er zog wie ein Gentleman den Stuhl von dem Tisch etwas weg und deutete mit einem Nicken an, dass ich mich setzen solle. Ich zögerte nicht und nahm dankend Platz. Louis nahm gegenüber von mir Platz.

„Magst du die Mütze nicht ausziehen?" fragte er skeptisch. Ich schüttelte nur unsicher den Kopf, was Louis zum Glück auch akzeptierte.
Er legte mir eine Portion der lecker riechenden Pasta auf den Teller, ich bedankte mich und auch er tat sich etwas auf seinen Teller.

Die erste Zeit sprachen wir kaum. Es herrschte jedoch auch keine unangenehme Stille. In meinem Kopf schwirrten so viele Dinge, die ich ihm sagen wollte. Ich hatte allerdings keinen Ansatz gefunden und der Mut dafür fehlte mir auch. Mein Selbstbewusstsein hat in der Zeit im Krankenhaus stark abgenommen und genau das hatte ich in diesem Moment stark zu spüren bekommen.
Es war, als wären wir beide mit unseren eigenen Gedanken beschäftigt und konnten deshalb kein Wort sagen.
Als auch die letzte Nudel in meinem Mund verschwand, lehnte ich mich zurück und lächelte.

„Das war wirklich lecker. Danke, Louis." sprach ich freundlich und durchbrach somit die Stille. Louis schaute daraufhin auf und nickte lächelnd. Er räumte den Tisch ab und bat mich, in der Zwischenzeit auf seinem überordentlich bequemen Sofa platz zu nehmen. Die Federung war extrem gut und auch der Stoff fühlte sich hochwertig an. Es schien nicht ganz billig gewesen zu sein. Wen wundert das auch, bei einer so erfolgreichen Karriere?
Ich setzte mich bequem hin und starrte einfach nur seinen Kamin an. Das Feuer machte die Atmosphäre gemütlich und jeder einzelne Funken des Feuers war spannender als jeder noch so gute Film. Ich verlor mich etwas in diesem hypnotisierenden Bild, als Louis sich neben mich setzte.

„Also, Harry. Erzähl mir bitte alles von Anfang bis Ende. Die ganze Geschichte. Wie sie begann und wie sie endete und wie du dich dabei gefühlt hast." sagte er und sah mich dabei etwas traurig an. Völlig überfordert von dem, was er von mir hören wollte, setzte ich mich aufrecht hin und versuchte, die richtigen Worte zu finden. Ich setzte mehrmals an, etwas zu sagen, sprach es dann aber doch nie aus. Mein Körper begann plötzlich zu zittern und ich fühlte mich wie auf einen Schlag total unwohl.
„Harry?" sprach Louis und holte mich zurück in die Realität. Er legte seinen Arm auf meine Schulter, was mich tatsächlich etwas beruhigte.
„Wir haben alle Zeit der Welt. Fang von Vorne an und sag nur das, was du sagen möchtest." Seine Geste ließ mein Herz wieder langsamer schlagen, sodass ich auch endlich die richtigen Worte gefunden habe.

„Ich habe in dir schon seit dem ersten Tag mehr gesehen, Lou. Ich wollte wirklich nicht, dass das alles so endet, wie es geendet hat. Ich wollte dich nie verlieren und erst recht wollte ich dich nie verletzen. Ich weiß auch nicht, was in dem Moment durch meinen Kopf ging, dass ich das einfach beendet habe, anstatt dir die Wahrheit zu sagen." Ich pausierte kurz, um das Chaos in meinem Kopf etwas zu ordnen.
„Als der Arzt mir gesagt hat, dass ich Leukämie habe, warst du das erste, an was ich denken konnte. Ich dachte, es wäre eine gute Idee, dir die Info zu ersparen." sagte ich leise.

„Warte... das heißt, du wusstest schon am ersten Tag, was Sache war und hast mich dann einfach Heim geschickt, mit dem Glauben, es wäre nur Nasenbluten gewesen und nichts weiter?" fragte er unglaubwürdig. Ich nickte nur, geprägt von Schuldgefühlen. Ich hörte, wie Louis laut schluckte. Nach ein paar Sekunden Stille erzählte ich auch weiter.

„An dem Tag, als ich es auch Emily erzählt habe, hat sie mir auch gesagt, dass sie schwanger ist." Was auch immer er mit dieser Information anfangen sollte. Ich schaute zu Louis hinüber, welcher mir aufmerksam zuhörte.
„Ich dachte, ich würde es alleine durch die Zeit schaffen. Zumindest ohne dich..." flüsterte ich.

„Aber Harry... ich hätte dich doch niemals alleine gelassen. Zusammen wäre es doch viel erträglicher gewesen." sprach er auf mich ein.

„Ich weiß, Louis. Aber ich wollte nicht, dass du mich so siehst. Es war mir schon total unangenehm, dass Emily das Ganze mit ansehen musste. Ich wollte nicht, dass auch noch du das mitbekommst." antwortete ich. Louis nickte daraufhin erneut, jedoch konnte man das Verständnis aus seinem Gesichtsausdruck herauslesen. Ein leichtes Lächeln und das Leuchten seiner Augen gaben mir ein wohliges Gefühl. Ich wusste, er würde mich für nichts verurteilen. Womit habe ich ihn nur verdient?

𝚂𝚞𝚗𝚏𝚕𝚘𝚠𝚎𝚛 ~ Larry Stylinson जहाँ कहानियाँ रहती हैं। अभी खोजें