Kapitel siebenundvierzig

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Er betrachtete mich mit einem Lächeln das ich noch nie gesehen hatte. Es löste Schmetterlinge in meinem Bauch aus und ließ mich ganz rot werden. Sergio erhob sich vom Sofa und kam auf mich zu. Erwartungsvoll betrachtete ich ihn, ehe er mich in seine Arme schloss. 

Ganze drei Sekunden tat er dies. Drei wunderbare Sekunden, in denen er mir aufrichtig zu danken schien, dass ich seine Familie wieder zusammen gebracht hatte. 

So plötzlich die Umarmung kam, so war sie auch schon wieder vorbei. Er nickte mir einmal zu und setzte sich wieder zu seiner Frau und seinen Kindern, ehe er ein breites grinsen auf den Lippen trug. 

Ich verschwand im Garten wo ich in den Himmel sah. Es war bereits spät am Abend und einige Sterne waren schon zu sehen. Ich lehnte mich an das Geländer des Pavillions und sah auf das Meer, das mit lautem rauschen gegen die Klippe prallte. 

Einige Sekunden später schlangen sich zwei Arme um mich und auf meiner Schulter wurden Küsse verteilt. Ich brummte zufrieden und genoss den Moment mehr als alles andere zurzeit.

"Ich will es auch", sprach er.

"Was?", fragte ich irritiert.

"Ein Foto mit dir", meinte er und zog sein Handy aus der Hosentasche. Gerührt nahm ich es an und öffnete die Innenkamera. Er grinste neben mir in die Kamera und ich machte ein Foto. Kurz darauf verpasste er mir einen festen Kuss auf die Wange, was mich noch breiter grinsen ließ und ich zusammen zuckte. Dadurch machte ich aus versehen ein Foto, was letztendlich das aufrichtigste und schönste Foto ist, welches ist jemals gesehen hatte. 

Was wäre, wenn das alles nicht so gekommen wäre wie jetzt. Wenn ich den Moretti Job nicht angenommen hätte, nicht so konsequent gewesen wäre um es durchzuziehen. Mir wäre einiges an Leid erspart geblieben, jedoch würden mir diese Menschen eindeutig viel zu sehr in meinem Leben fehlen.

"Kann ich dir eine private Frage stellen", sprach ich leise und er antwortete mir mit einem zustimmenden brummen.

"Wieso warst du im Gefängnis?", hauchte ich und holte tief Luft, da ich mich drauf einstellte, dass er böse werden würde über diese Frage.

"Grob gesagt wegen Nelio", hauchte er bedrückt. 

"Du musst mir das nicht erzählen wenn du nicht willst", versicherte ich ihm.

"Keine Geheimnisse mehr voreinander, also wird es Zeit, dass du darüber auch Bescheid weißt", erwiderte er sicher, weshalb ich nur nickte.

"Ich hatte eine Verlobte", fing er an und ich spürte wie sich mein Herz zusammen zog.

"Nelio war schon immer so, dass er alles wollte, was andere hatten, so auch meine Verlobte. Er machte immer wieder sexuelle Anspielungen ihr gegenüber und irgendwann fühlte sie sich damit unwohl und hatte es mir gesagt", erklärte er und ich schluckte schwer. 

"Ich habe Nelio drauf angesprochen und ihm hat es nicht wirklich in den Kram gepasst, dass sie es mir gesagt hatte. Eines Tages war sie Spurlos verschwunden", erzählte er weiter und ich spürte, dass es ihm noch etwas Überwindung kostete dies zu erzählen, weshalb ich mich zu ihm drehte und seine Wange streichelte.

"Irgendwann stand die Polizei vor meiner Tür und nahm mich fest. Nelio hatte sie vergewaltigt und schließlich halbtot liegen lassen, bis sie ihren Verletzungen erlag", sprach er leise und sah dabei stur aufs Meer. Ich holte tief Luft und sah ihm genau in die Augen, ob er auch wirklich okay war.

"Ich weiß nicht wie er dies getan hatte, aber es gab keine einzige Spur, die auf ihn hinwies. Der einzige Anhaltspunkt war ich und da die Polizei sowieso mich auf dem Kicker hatte, war es für sie ein klarer Fall", meinte er. 

"Das ist jetzt ein ein halb Jahre her und ich habe es dir zu verdanken, dass ich wieder auf freiem Fuß bin", hauchte er vorsichtig und sah zu mir hinunter. Ich hatte nicht bemerkt, dass ich die Person war, die kleine Tränen verdrückte, die er mir nun weg wischen musste.

"Ich kann froh sein, dass ich sie nicht sehen musste als sie tot war, denn das hätte ich nicht überstanden. Nicht in der Verfassung, in der ich mich zu diesem Zeitpunkt befand", beichtete er mir ehrlich und ich nickte nur verständnisvoll. 

"Meine Familie weiß davon, jedoch versuchen meine Eltern das Verhältnis zu Alessia, Emil und Cosima aufrecht zu erhalten und dazu zählt dann leider auch Nelio. Ich hoffe du hast dich nicht gewundert, dass Arian und ich immer aufgepasst haben wenn er dir zu nahe kam", meinte er und stemmte sich vom Geländer ab.

Sprachlos schüttelte ich den Kopf und war umso glücklicher darüber ihn zu haben. Er gab acht auf mich und passte auf, dass es mir gut ging. Ich könnte nicht glücklicher sein.

"Das tut mir leid Keno", sprach ich nun und nahm ihn fest in den Arm.

"Ich habe damit Abgeschlossen, aber der Hass ihm gegenüber, der bleibt für immer. Ich werde es ihm niemals verzeihen", erklärte er mir.

"Das musst du auch nicht. Dazu bist du nicht verpflichtet. Du hast gutes Recht dazu ihn zu hassen und niemand nimmt es dir übel", versicherte ich ihm und zog sein Gesicht zu mir hinunter, damit er mir bei meinen Worten in die Augen sehen musste.

"Hörst du? Du bist gut so wie du bist und du machst nichts verkehrt", wiederholte ich mich, was ihn zum nicken brachte.

"Ich liebe dich, Valentina Clark", meinte er mit einem ehrlichen schmunzeln auf den Lippen. 

"Und ich liebe dich Keno Elian Leander Moretti", erwiderte ich auf seine Worte hin, bevor er mir einen sanften Kuss aufdrückte.

𝐌𝐨𝐫𝐞𝐭𝐭𝐢 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt