Kapitel sieben

26.7K 718 34
                                    

Nach dem Telefonat mit meinen Eltern, hatte ich noch bis Abends gearbeitet. Meine Fragen lagen auf meinem Nachttisch und starrten mich förmlich in den Boden. Aus unerklärlichen Gründe hatte ich genauso viel Panik vor dem morgigen Interview, wie das letzte mal auch.

Die Situation und mein Gegenüber sind die gleichen, jedoch lag wieder enorm viel Druck auf mir und es stand mehr für mich auf dem Spiel, als es üblich ist. Seufzend band ich meine Haare zu einem Messy Dutt und kuschelte mich unter die dünne graue Bettdecke.

Wohlig seufzend machte ich mein kleines Licht aus und schloss daraufhin bereits die Augen um in das Land der Träume abzudriften.

***

Am nächsten morgen ging ich früh duschen, stylte meine Haare und machte mein Make Up. Daraufhin zog ich mir eine Strumpfhose und einen Bleistiftrock an. Meine hell Blaue Bluse steckte ich in den Rock und dazu kombinierte ich meine schwarzen High Heels. Um meine Finger machte ich dezente Ringe, die meinem Outfit das gewisse etwas verpassten. Nachdem ich fertig angezogen in meiner kleinen Küche stand, machte ich mir etwas zum Frühstück und aß dies, während ich mein Instagram checkte.

Ich werde später meinen Account mal etwas umwandeln. Ich denke, dass ich mich dort offizielle Journalistin nennen werde und meine zukünftigen Artikel ankündigen werde, damit ich die gewünschte Reichweite für meinen Job bekomme.

Pünktlich verließ ich meine Wohnung und fand mich keine zwanzig Minuten später im Gefängnis wieder. Alles war genau wie beim letzten mal. Mir wurden jegliche Sachen abgenommen und ich wurde einmal auf verbotene Gegenstände geprüft.

Schließlich wurde ich wieder in die Halle gebracht und vor eine der Boxen gesetzt. Ich breitete meine Sachen auf dem kleinen Tisch aus und überschlug daraufhin die Beine übereinander. Einige Minuten musste ich noch warten, bis das Schloss der Eisentür erklang.

Mister Moretti kam mit einer eiskalten Miene auf den Stuhl zu und setzte sich dort hin. Seine Hände, die in Handschellen lagen, legte er vor sich auf den kleinen Tisch und starrte mir schließlich ausdruckslos entgegen.

"Mister Moretti, schön sie wieder zu sehen", sprach ich mit einem provozierend freundlichen grinsen auf den Lippen. Er kommentierte meine Worte nur mit einem schnaufen, was mich breiter grinsen ließ.

Die Freundlichkeit in Person.

"Wie fanden sie meinen letzten Artikel, ich habe ihnen den Ausschnitt zukommen lassen", sprach ich neugierig, da ich gerne sein Feedback hätte.

"War ganz in Ordnung", ertönte seine Tiefe Stimme nach einer kurzen Pause. Langsam nickend nahm ich seine Meinung hin, da ich wusste, dass es für seine Verhältnisse wahrscheinlich ein Kompliment sein musste.

"Ich habe wieder einige spannende Fragen an sie, die sie liebend gerne beantworten dürfen", meinte ich mit einem scharfen Unterton, weil er das Beantworten beim letzten mal nicht so ernst genommen hatte.

"Spannende Fragen?", hakte er ungläubig nach, als könnte er nicht glauben, dass ich dies soeben gesagt hatte.

„Mister Moretti", fing ich ungehindert an, damit er sich endlich auf das Interview konzentrierte. Ich stellte einige Fragen, die ich mir zuvor bei der Arbeit notiert hatte und dachte mir noch einzelne spannende Fragen dazu, die sich gerade so ergaben.

„Im Anschluss habe ich noch eine Frage an sie", sprach ich und lauerte auf meinen Voll gekritzelten Zettel um meine Abschlussfrage zu finden.

„Na dann schießen sie mal los, hab ja keine Wahl", seufzte er und fummelte dabei an seinen Handschellen rum.

„Was würden sie als erstes tun, wenn sie ihre Strafe abgesessen haben?", fragte ich interessiert und erwartete eine vernünftige Antwort.

„Wenn ich ganz ehrlich bin, dann würde ich mir zuerst einen richtigen Kaffee von Starbucks holen", meinte er, mit einem neckenden grinsen auf dem Gesicht.

„Vermutlich einen schwarzen Kaffee?", fragte ich grinsend hinterher und war mehr als froh, wie das Interview verlief.

„Mit einem Schuss Milch und Karamellsirup", meinte er, zog grinsend eine Augenbraue hoch und erhob sich dann vom Stuhl. Erleichtert seufzte ich auf, schob meine Zettel zusammen und erhob mich ebenfalls.

„Vielen Dank Mister Moretti. Ich gehe davon aus, dass ich ihnen nun nicht weiter auf die Nerven gehen werde", versprach ich ihm mit einem leichten grinsen.

„Ich hoffe sie bekommen ihre Kaffee wenn sie hier raus sind", fügte ich schnell hinzu und wurde dann von einem Wärter wieder heraus geführt, während Mister Moretti wahrscheinlich wieder in seiner Zelle eingesperrt wurde. Mich würde wirklich sehr interessieren, wieso er nun wirklich hier drin saß. Dies werde ich aber wohl niemals erfahren. Ich habe bereits das zweite Interview geführt und habe trotzdem das Gefühl kein bisschen schlauer aus der Familie geworden zu sein.

Als ich wieder draußen stand, rief ich mir ein Taxi und entschied mich schließlich dazu ein Foto von dem Gefängnis zu machen. Ich schrieb die Worte >Teil 2 des Moretti Interviews, Check< drauf, bearbeiteter es schön und stellte es schließlich auf meinen Instagram Account den ich mir gestern angelegt hatte um mehr Reichweite für meine Texte zu erlangen.

Nach einigen Minuten stieg ich in das Taxi und ließ mich wieder zu meinem Arbeitsplatz fahren, wo ich meinen Artikel schreiben konnte.

***

Als ich Abends im Bett lag öffnete ich Instagram und entdeckte, dass ich 2.690 neue Abonnenten gemacht hatte. Sprachlos sah ich auf die Zahl der Menschen, die meine aktuelle Story angesehen hatten. 3.734. Ich seufztet überfordert auf und checkte schließlich alle Beiträge in denen ich markiert wurde. Einer von den zwei Beiträgen war meine Mutter, die ein Bild von sich mit der Zeitschrift neben ihrem Gesicht gepostet hatte. Die Bildunterschrift lautete >Das ist MEINE Tochter!!!<

Lachend verpasste ich dem Beitrag ein Herzchen und scrollte schließlich weiter. Ich öffnete im Anschluss die lieben Nachrichten, die ich über Direkt Message bekommen hatte und antwortete jedem freundlich zurück. Ich hatte die große Hoffnung, dass es ab jetzt mit meinen Artikeln Bergauf gehen würde. Bald hätte ich mein eigenes Büro und könnte endlich richtig als Journalistin arbeiten, wie ich es immer gewollt hatte.

Zufrieden machte ich mich fertig um ins Bett zu gehen und verschwand kurz darauf auch schon unter meiner Bettdecke. Ich hatte heute Abend, bevor ich von der Arbeit nach Hause gegangen bin, den Artikel abgeschickt, damit dieser direkt übermorgen in der Zeitschrift erscheinen würde.

Miss Thompson hatte ich den Artikel dieses mal nicht lesen lassen, da es ihr wieder nicht gefallen würde, wie ich es geschrieben hatte. Jedoch kam genau das sehr gut an, wie wir alle gesehen haben und ich hoffte inständig, dass sie es demnächst einsehen würde und meine Arbeit zu schätzen weiß.

Zufrieden schloss ich schließlich die Augen und versuchte von einer neuen Wohnung, mit neuen Möbeln zu träumen, die sauber ist und eine bessere Lage hatte, als dieses Gebäude, in dem ich aktuelle Wohnte. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf spürte ich, wie ich langsam aber sicher in die Welt der Träume verschwand und endlich einschlief.

𝐌𝐨𝐫𝐞𝐭𝐭𝐢 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt