Alle Augen ziehen sich auf mich, weshalb meine Haut zu brennen beginnt. Sie haben alle dieses kleine Ähnlichkeit miteinander und ich weis sofort wer sie sind. Meine Augen weiten sich geschockt und ich umfasse immer noch meine Kette.

„Ist das die Diebin Portugals?" spricht einer mit dunkel grünen Augen aus. Ich spüre wie ich beginne zu schwitzen und alles sich in meinem Magen dreht. Eine unfassbare Panik macht sich in mir breit.

„Ja." spricht einer der Jungs hinter mir, weshalb ich kurz die Luft anhalte.

Dumme, dumme, dumme Alana.
Du hättest fliehen sollen!

Plötzlich legt sich Leontes große Hand auf meine Schulter. Er dreht mich zu sich und ich sehe in seine dunklen Augen.

„Du tust jetzt alles was ich sage. Verstanden? Du gehört jetzt mir und wenn-„

Er zieht aus seiner hinteren Hosentasche eine Waffe und hält das kalte Metall an meinen Kopf.

„- wenn nicht. Dann schieße ich dir das Ding durch den Kopf. Dafür das du uns Geld geklaut hast." knurrt er böse und für einen Moment vergesse ich kurz meinen eigenen Namen.

Ohne darüber nach zu denken, lege ich meine Hand auf Leontes Hand, die die Waffe umfässt, und trete ihm mutig einen Schritt näher.

„Dann drück ab, weil ich lieber sterben würde, als dir zu gehören." hauche ich überzeugt.

Dann wars das wohl. Mein Ende. Kurz und schmerzlos. Muss ich wohl so hinnehmen...

Sein heißer Atem prahlt auf mir ab, doch ich sehe nur direkt in seine dunklen Augen. Sie prägen sich in meine Seele so ein, als würde ich sie niemals vergessen. Ich erwarte kein Mitleid von ihm oder von irgendjemanden. Alles in meinem Leben habe ich mir selbst verdient.

Was du gibst, kriegst du zurück.

Er sieht mir noch einmal in die Augen, bis er die Waffe auf den Tisch knallt. Ich atme die angestaute Luft aus und fahre mir durch meine Haare.

„War ja klar." nuschle ich.

„Wie bestrafst du sie?" frägt Alessio seinen großen Bruder interessiert.

Jetzt schießen alle Blicke zu ihm. Mir ist schon klar, wieso Leontes Douro der führer dieser Jungs ist. Er ist der Sohn von Alejandro und Maria Douro. Die meist gesuchten kriminellsten Menschen Portugals. Sie taten alles, was man sich darunter vorstellen kann. Menschenhandel, Drogenhandel oder Steuer Hinterziehung. Sie haben am Hafen Portimãos über 25 tausend Packungen Kokain geschmuggelt. Über 2000 Bordells Portugals gehören der Douro Familie. Jeder einzelne Waffe in Portimão ist mit der innenschrift „família Douro" gekennzeichnet. Ich habe sie selbst benutzt. Das größte Drogenlager Portugals ist direkt hier in Portimão und wird direkt von Leontes Douro geleitet.

Alles illegale, läuft über dieses Haus hier. Realamente. Wie bei Narcos.

„Das wird sie noch früh genug bemerken. Agora Mande-os embora."  Jetzt schickt sie weg.

Sofort packt mich an einem Arm Adriano und am anderen Marion. Sie zerren mich wieder aus dem Raum und ich sehe nur unglaubig zu ihnen hoch.

„War es wirklich wert mich durch die ganze Stadt zu jagen?" frage ich Adriano genervt der abschätzend zu mir herunter sieht.

„Dafür das du uns Geld bestohlen hast. Unsere Geschäfte durcheinander gebracht hast und unsere Regeln gebrochen hast. Jap."
schießt es aus ihm heraus.

„Eure Regeln sind Scheiße!" brülle ich laut los und bin mir sicher dass mich Leontes hören muss.

„Du hast dich als eine von uns ausgegeben und damit alles durcheinander gebracht nur um deinen Arsch zu retten." meint Marion wütend.

Das kann ich nicht leugnen. Es war schon ziemlich witzig mich als die Schwester von Leontes Douro auszugeben. Die blicke die ich geerntet habe, waren unbezahlbar und das Geld dass ich dadurch gemacht habe, war unglaublich. Ich dachte bloß niemals das ich erwischt werde.

„Ganz schön schlau von mir." am liebsten würde ich mir selbst auf die Schulter klopfen.

Marions Griff wird fester, weshalb ich aufhöre zu lachen. Jetzt kommen wir an den unschönen Teil des Gebäudes an und zwar bei den Kerker. Na toll. So als wäre ich eine Schwerverbrecherin. Eigentlich gehören ja sie eingesperrt. Nicht ich!

Adriano öffnet die Zelle in der gerade mal nur ein Bett steht. Keine Toilette. Kein Fenster. Kein Tisch oder Stuhl. Nur ein Bett und das auch noch ohne Kissen oder Decke. Sie waren dann doch noch warmherzig und haben mir eine Matratze hingelegt.

„Wie lieb von euch." gespielt sehe ich zu ihnen.

Das angeberische Grinsen auf deren Gesicht, bringt mich fast zum explodieren. Diese...

„Gute Nacht Sonnenschein." flötet Adriano und ich atme genervt auf. Sie schließen die schwere Tür, in der ein kleines Fenster mit Gitter ist, sogar zwei mal ab. Keine Sorge ich hab schon keine Hulk Fähigkeiten!

„Wollt ihr mich verhungern lassen? Oder soll ich am besten hier verrecken!" schreie ich wütend und beide sehen sich nur lachend an.

„Du wusstest welches Risiko du eingehst, als du gegen unsere Regeln gegangen bist." spricht Marion gefasst aus.

„Ihr könnt mich mal!"
So ein Sturkopf wie ich bin setzte ich mich auf das harte Bett und starre an die Wand.

„Scheiß Bastarde." fluche ich wütend und höre wie Adriano und Marion ohne ein Wort gehen und mich in diesem dunklen Raum zurück lassen.

Nein ich werde jetzt nicht weinen. Nein. Nein. Nein. Das gönne ich ihnen nicht. Dafür bin ich viel zu stark. Wenn sie glauben mich dadurch zu brechen, dann haben sie falsch gedacht. Sie versuchen mir das zu nehmen, was mir schon immer am wichtigsten war.

Meine Freiheit.

Im Gang schaltet sich das Licht ein, weshalb etwas Licht durch die Tür scheint und ich so wenigstens mich selbst erkennen kann.

Sie können vielleicht meinen Körper einsperren, aber nicht mich. Nicht meine Seele. Schon als mich das Sozialamt haben wollte, weil ich eine Waise war, bin ich geflohen. Ich bin doch viel zu schön um mich einzusperren zu lassen.

Wenn ich alleine bin und es so leise ist dann wird es in meinem Kopf immer so laut. Die Stimmen in mir machen mir immer solche Kopfschmerzen und sie verbreiten diesen Kummer in mir. Dann erst bemerke ich wie hoffnungslos nicht nur diese Situation, sondern mein ganzes Leben ist.

Ich weiß nicht wie lange ich einfach nur versteinert da sitze und nicht versuche durch zu drehen, höre ich plötzlich ein Geraschel, was mich zusammen zucken lässt. Ich realisiere immer mehr wo ich mich gerade befinde und als das Geraschel lauter wird, steigt wieder diese Angst in mir auf.

Langsam öffnet sich die schwere Tür und mein Blick schießt in diese Richtung. Als ich den Jungen mit der Narbe erkenne, weiß ich dass das JETZT mein Ende sein wird. Lebendig oder tod.

PORTE CALOWo Geschichten leben. Entdecke jetzt