Kapitel 3

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Elli POV

„Hast du was von Felix gehört?", zischte mir Schoki so plötzlich ins Ohr, dass ich vor Schreck fast vom Stuhl fiel. Etwas genervt blickte ich sie an. „Nein, er hat sich nicht bei mir gemeldet", gab ich zurück. Ein Tag war nach Felix' Ausbruch vergangen und da es nun eben eine Schule war, wussten es alle. Mein Cousin ist ein äußerst netter Kerl...wenn du die richtige Person bist. Und wer seine geliebte Schwester auch nur krumm ansah...naja, wir hatten es alle mitbekommen.
Vor uns laberte Frau Zwick irgendwas über Physik. In diesem Fach saß ich neben Schoki, die ihren echten Namen so wenig leiden konnte, dass sie sich wegen ihres schokoladenbraunen Haares in „Schoki" umbenannt hatte. Wir waren schon seit dem Kindergarten befreundet und waren dann wieder zusammen in derselben Klasse. Außerdem war sie ein Ass in Physik und wegen ihrer zeitweise genialen Einwürfe Lehrerliebling von Frau Zwick, was zeitweise ziemlich praktisch war.
„Felix hat sich nicht gemeldet, weder bei Ani, Kita, Sissi oder mir. Er ist auch von Zuhause verschwunden, niemand weiß, wo er ist", wisperte ich zu Schoki. „Er ist weggelaufen? Ernsthaft?" Schoki blieb fast der Mund offen stehen. „Das ist so gefährlich...Kennst du den Polizisten in unserer Stadt, Erwin Krall? Er hasst entlaufene Kinder, er soll sogar schon welche erschossen haben!" Ich runzelte die Stirn. „Krall? Das ist doch der Nachname von Ama-" Mitten im Satz wurde ich unterbrochen. „Ach, Frau Schwalbe, so gesprächig heute? Na dann, sag mir doch: Was ist die Antwort für Nummer 3?" Zerknirscht sah ich sie an und wollte gerade antworten, dass ich es nicht wisse, als Schoki mir half. „Radioaktive Strahlung", sagte sie ungefragt. Doch anstatt zu schimpfen, wurde der Blick von Frau Zwick weich und sie lobte: „Ah, sehr richtig. Klasse, nimmt euch daran bitte in Beispiel!" Dann zwinkerte sie Schoki zu, bevor sie sich wieder dem Unterricht zuwandte. Die antwortete mit einem gespielt freundlichem Lächeln. „Danke", flüsterte ich ihr zu. „Bitte, immer stets zu Diensten", antwortete sie und lächelte aufmunternd. „Und das mit Felix wird sich schneller lösen als gedacht, glaub mir."

Sie wusste nicht, wie recht sie da haben sollte. Am Nachmittag hatte ich mich mit Ani verabredet, um die Lage mal zu besprechen. Jetzt saßen wir in meinem Zimmer, beide am Bett mit einer Tüte Chips. „Hat er eine Freundin, zu der er abhauen könnte?", fragte ich kauend. Ani schüttelte den Kopf. „Nein, verliebt in irgendwen vielleicht, aber sicher keine Beziehung." Nachdenklich blickte ich aus dem Fenster in den Garten. Plötzlich sah ich einen Schatten huschen, von Baum zur Gartenhütte. Ich runzelte die Stirn. „Ani-", setzte ich an, doch meine Stimme stockte.
Ani blickte mit weit auf gerissenen Augen auf meinen Schrank, an dem ganz cool eine in völlig schwarz gekleidete Person lehnte und uns angrinste. Felix. „Mein Gott, was tust du denn hier und wie zur Hölle bist du hier rein gekommen?", fragte ich etwas geschockt. Er öffnete den Mund, aber plötzlich traf ihn ein Avocadokissen mitten im Gesicht. „FELIX!!", brüllte Ani, die vom Bett aufsprang und sich vor ihm aufbaute. Sie hob das Avocadokissen auf und begann, damit auf Felix einzudreschen. „DU PRÜGELST DICH, HAUST AB, MELDEST DICH NICHT MEHR, LÄSST MICH HIER ALLEINE VERZWEIFELN UND TAUCHST GANZ PLÖTZLICH, WANN ES DIR IN DEN TERMINKALENDER PASST WIEDER HIER AUF!!! KRIECH GEFÄLLIGST NOCH MAL IN DAS LOCH ZURÜCK, AUS DEM DU JÄMMERLICHER WASCHLAPPEN GEKROCHEN BIST!!!", kreischte meine sonst friedvolle Cousine mit hochrotem Kopf, während sie ihn mit meinem armen Kissen drangsalierte.
Ich sah nur stumm zu und musste gleichzeitig lachen und weinen. Wo zur Hölle war er gewesen? Und warum war er jetzt Ninja-like hier rein gekommen?
Als Ani endlich aufhörte, ihren Bruder mit meinem Lieblingskissen zu verprügeln, stieß sie einen letzten Wutschrei aus, schleuderte mir mein Kissen genau in mein Gesicht, worauf ich mit einem gedämpften „Uff" antwortete, stapfte zum Bett und ließ sich dort fallen. Felix lehnte noch immer gegen meinen Kasten, allerdings nicht so cool wie vorher, eher mehr zerknirscht. Seine Schwester blickte ihn mit funkelndem Blick an und zischte bedrohlich: „Und jetzt rede!"

Felix strich sich etwas nervös durch das Haar, bevor er begann. „Ähm, geliebte Schwester, geliebte Cousine, ihr würdet doch immer und zu jeder Zeit zu mir stehen, oder?" Ich nickte sofort stumm, Ani knurrte ihn nur an und tötete ihn fast mit ihren Blicken. Er atmete erleichtert auf und fasste meine Zustimmung schon als genügend auf. „Gut, denn eventuell habe ich gerade fast die Welt untergehen lassen."

POV: ???
Die Katze miaute in seinem Schoß, als er sanft über sie streichelte. Er kraulte sie hinterm Ohr, was sie mit einem Schnurren dankte. Dann richtete er wieder seinen Blick auf die Frau, die zitternd vor Angst vor ihm stand, ihr rotes Haar war zerzaust, ihre Augen blutunterlaufen. Ihre Schultern hingen herab, als hätte sie eine unvorstellbar schwere Last zu tragen. Zwei schwarz gekleidete Männer umfassten je einen ihrer Arme, aber selbst wenn sie frei gewesen wäre, hätte sie keinen Fluchtversuch unternommen.
„Nun, Rosalie, was mache ich mit dir?", säuselte der Mann mit der Katze, er hatte eine warme und überraschend wohlklingende Stimme. Rosalie, die sich kaum noch auf den Beinen halten konnte, würgte hervor: „Er...Er hätte das nie getan, nie erlaubt! Bitte...das hätte er nicht gewollt!"
Der Mann kräuselte seine Lippen zu einem Lächeln. „Nun ja, Rosalie, ich bin nun mal nicht er. Ab heute gelten hier andere Regeln!", zischte er. Dann erkaltete sein Blick und er nickte dem rechten Sicherheitsmann zu. „Kaltmachen." Rosalie kratzte ihre letzte Kraft zusammen und bäumte sich gegen den Sicherheitsmann auf, gegen den sie aber nicht mal den Hauch einer Chance gehabt hätte. Er war groß und massig, jeder Wrestler konnte sich fürchten.
Als die Frau aus dem Raum geführt wurde, brüllte sie ihre Seele aus dem Hals. Aber nichts half. Sie wurde gnadenlos von den Männern mit sich gezerrt. „Er hat es mir versprochen, versprochen hat er es!!"
Der Mann wandte sich wieder seiner Katze zu, die selig schnurrte, während in der Ferne die Schreie plötzlich abbrachen. Der Mann musste unwillkürlich lächeln. Eine neue Ära hatte angefangen.

So, das war es mit dem Kapitel auch wieder, neue Fragen, kaum Antworten. Es wird spannend, oder? Außerdem, Feli, habe ich jetzt den allerersten Kill auf meinem Konto, von wegen Massaker. Pathetic.
Natürlich habe ich auch wieder Freunde von mir eingebaut, nämlich die liebe Schokofrosch007 als Schoki in dieser Geschichte vertreten. Naja, das letzte Kapitel gab es bei felixx5 und wird es auch wieder bei ihm geben. Lassen wir uns überraschen. Und bring mich nicht als erstes um, ja?

Schwalbenflug - Jubiläum und Special (Buch 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt