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9 Jahre später


Ares ist 15 Jahre alt. Er ist davon überzeugt, dass die guten Menschen immer zuerst verschwinden. Er vermisst seine Mutter und das Leben vor ihrem Tod. Wenn er nur eine Minute bekommen würde, um mit ihr zu reden, würde er ihr versichern, dass er nicht mehr wütend auf sie war. Er würde ihr sagen, dass er sie liebt und vermisst.

Nach ihrem Tod ist er zu seinem Vater gezogen. Seine Stiefmutter, Teresa, zeigte großes Verständnis für seine Situation und auch wenn es ihn ganze vier Jahre gebraucht hat sie zu mögen, ist sie immer freundlich geblieben. Ihr ist bewusst, dass sie nicht die Ersatzmutter sein kann und das hat sie auch nie geplant. Sie möchte nur eine Stütze für den kleinen Jungen sein. Denn die Mutter in so jungen Jahren zu verlieren ist grausam.

Anastasia, seine Halbschwester, kennt kein Leben mehr ohne ihren coolen großen Bruder. Auch wenn die beiden sich manchmal streiten, könnte sie sich niemals vorstellen, wie es wäre ein Einzelkind zu sein. Sie hat sehr spät verstanden, dass Ares nur ihr Halbbruder ist, aber gestört hat es sie kein bisschen.

Im Gegenteil sie findet das klasse. Halbbruder klingt einfach so viel cooler als Bruder. Und eigentlich sind ihr die Begriffe egal, weil sie ihn immer als ihren Bruder, auf den sie sich meistens verlassen kann, sieht.

Ares mochte Anastasia früher nicht. Aber er hat angefangen sie zu akzeptieren. Sie ist seine Schwester und eine Person, die ihn als Idol wahrnimmt. So ist das nun mal, wenn man das ältere Kind ist.

Er wird sich vermutlich nie so wirklich gewollt fühlen in dieser Familie. Egal wie willkommend die Familienmitglieder sind. Im Hinterkopf weiss er ganz genau, dass er eigentlich gar nicht hier sein sollte, sondern in seinem alten Leben. Mit seinen alten Freunden. Und mit seiner Mutter. Hier wird er sich immer wie ein Gast fühlen.

Seufzend zieht er das graue Jackett an. Er schließt zwei der drei gold-gelben Knöpfe und wuschelt sich noch mal über die dunkelblonden Locken. Sowie Mutter es machen würde. Dann geht er in die Küche, in welche Vater und Teresa sind. Teresas schwarzen langen Haare liegen offen auf ihrer Schulter. Sie sitzt am Küchentisch und trinkt aus ihrer Lieblingstasse Kaffee. Die Tasse haben Anastasia und er zum Geburtstag gekauft. Das ist mittlerweile drei Jahre her. Seit dem pflegt sie diese mit größter Sorgfalt.

„Ich bin bereit.", ertönt seine Stimme. Beide Erwachsenen wenden ihre Blicke zu ihm. Sein Vater trinkt einen letzten Schluck seines Kaffees, legt die große Zeitung bei Seite und steht auf. Dabei bewegt sich der Holzstuhl und lässt ein unangenehmes Geräusch erklingen. Ares bekommt Gänsehaut. Während er sich streckt, spricht er: „Dann lass uns los fahren. Wo ist deine Schultasche?" Als Antwort hebt Ares seine Umhängetasche. Sie ist hellblau und hat weiße Stellen hier und da. Vater hat ihn die Tasche zum neuen Schuljahr gekauft mit der Behauptung: „Mein Sohn wird nicht jedes Jahr an einer der besten und bekanntesten Schulen ganz Japans angenommen! Da muss er natürlich auch strahlen, haha!"

Sein Vater nickt. Er bückt sich ein wenig, um seiner Ehefrau einen Abschiedskuss zu geben, und begibt sich dann zum Auto. Teresa lehnt sich an dem Türrand und ruft: „Einen schönen ersten Schultag!" Ares bedankt sich bevor sein Vater aus der grauen Garage fährt.

Die Autofahrt verläuft still. Sein Vater hat das Radio leise eingeschaltet. Er blickt aus dem Fenster und beobachtet die Leute auf den Straßen. Ihm fallen viele Kinder auf. Einige hüpfen glücklich und scheinen Freude über das bevorstehende Schuljahr zu verspüren. Andere blicken grimmig gerade aus oder auf den Boden. Er ist sich nicht sicher wie er sich fühlen soll. Seine Hände halten wie immer den Gurt fest. Erst als sein Vater vor der Schule hält, tauschen sie Worte aus.

Er tippt Ares auf die Schulter. Dieser dreht seinen Kopf nun zu ihm. Die kupferblauen Augen seines Vater blicken in seine. Ein kleines Lächeln schleicht sich auf sein Gesicht. „Ich wünsche dir viel Spaß. Vielleicht findest du ja schon Freunde."

„Vielleicht." Und mit diesen Worten schnallt er sich ab, nimmt seine Tasche und steigt aus. Der Mann am Lenkrad lächelt noch breiter. „Ich bin so stolz auf dich." Er fährt los, um nicht zu spät zur Arbeit zukommen.

Ohne zu stoppen, begibt Ares sich sofort in das große Schulgebäude. Dank eines Briefes der Schule, weiss er, dass sein neues Klassenzimmer in Zimmer 209 aufzufinden ist. Daher geht er, all die Schülerignorierend, die Treppen hoch in die zweite Etage. Dank der großen Fenster kann er seinen Schulweg von hier aus bis zu seinem Wohnviertel beobachten. Weit weg befindet sich sein Zuhause auch nicht. Auch die großen Wolkenkratzer der Stadt sind gut zu sehen.

207.... 208... Da, 209. Er würde lügen, wenn er behaupten würde, dass er nicht aufgeregt wäre. Langsam stellt er sich vor die große blaue Tür. Er wischt sich den Schweiß aus seiner Hand und legt dann seine rechte Hand auf die Klinke. Tief atmet er einmal ein und einmal aus. Er wuschelt sich über seine dunkelblonden Locken und öffnet die Tür.

Im Klassenzimmer befindet sich eine Person. Wenn er auf die Uhr an seinem Arm blickt, weiss er auch wieso. Sein Vater hat ihn, wie in der Mittelschule auch, viel zu früh zur Schule gefahren. Dies liegt daran, dass Vater bereits um 7:45 Uhr auf der Arbeit sein soll.

Als er die Tür geöffnet hat, hat die schwarzhaarige Momo Yayourouzu aufgeblickt. Sie ist überrascht, dass sie nicht die einzige frühe ist. Kurz hat sie überlegt sich vorzustellen, doch diese Idee verschwand als der Lockenkopf an ihr vorbei geht. Ihr keines Blickes würdigt. Verärgert schaut sie auf die Tafel. Das ist nicht höflich, wie sie findet.

Ares hat sich nach ganz hinten gesetzt. Hier hat er mit Leichtigkeit auf jeden einzelnen Stuhl dieses Klassenraumes Übersicht. Dazu kommt, dass er direkt links von sich eines der großen und für die U.A typischen Fenster hat. So kann er ganz einfach die Außenwelt beobachten, wenn er kein Interesse an dem Unterricht hat. Zufrieden und dankbar, dass er an seinem ersten Tag so früh gekommen ist, lächelt er stumm vor sich hin. Dann beschäftigt er sich mit seinem Handy bis der Unterricht beginnt.

Nach Ares sind die meisten in Gruppen von mindestens zwei Leuten in die Klasse gekommen. Manche kannten sich noch von der Mittelschule, während andere zufällig im selben Moment in die Klasse gingen. So hat sich jeder schnell einen Sitzplatz ergattert und ist dann ins Quatschen geraten.

Ares hat sich in der gesamten Zeit mit seinem Handy beschäftigt. Er hat noch kein Interesse sich mit irgendwem anzufreunden. Dazu hat er das ganze Schuljahr Zeit. Erst als er einen kleinem Streit lauscht, hebt er seinen Kopf.

„Solltest du deinen neuen Klassenkameraden nicht Respekt zeigen? Senk deine Füße vom Tisch!", ruft ein schwarzhaariger großer Junge hysterisch. Der angesprochene- ein blonder Junge, der seine Arme an seinem Hinterkopf legt- lacht abfällig. „Von was einer Schnöselschule kommst du? Ich mache was ich will, du Extra!" Dann lässt er seine Hand eine Bewegung machen, die zeigen soll, dass er verschwinden soll.

Bevor weiter gestritten werden kann, kommt ein grünhaariger Junge näher. Bis vorhin stand er am Eingang. Izuki stellt sich unsicher vor die beiden. „W-warum entspannen wir uns nicht kurz?"

Während Kaachan mit seiner Zunge schnalzt, bringt Iida ein „Hmpf." hervor und überkreuzt seine Arme. „Wir sind Schüler der U.A. Ein solches Verhalten ist unverzeihlich!"

Ares verdreht den Kopf. Er legt sein Handy in seine Hosentasche und stützt dann sein Kopf mit seiner rechten Faust. Am ersten Tag sich zu streiten ist extrem kindisch, wie er findet. Mission Nummer eins für die meisten ist doch Freunde zu finden.

Ares (bnha ff)Where stories live. Discover now