Drei Tage geht es so weiter. Emmy trainiert alles so gut es irgendwie möglich ist. Wandlungen funktionieren ohne Probleme und auch kontrolliert. Sie kann ihre Ohren bewusst drehen und selbst bei ihrem Schweif hat sie langsam aber sicher den Dreh raus! Es hat ein wenig gedauert bis sie gemerkt hat wie sie ihn bewusst steuern kann. Auch Heinkel und Yumiko beteiligen sich nun am Training und die ersten Kampfszenen werden inszeniert damit sie ein besseres Gefühl für ihren Körper bekommt. Abrupte Drehungen und Wendungen bei denen sie sich anfangs gemault hat werden nun schon fast elegant ausgeführt. Richtungswechsel, bei denen sie vorher ihre Beine nicht koordiniert bewegen konnte sind nun kein Problem mehr und selbst ihren Schweif setzt sie ein! Wobei der mehr unterbewusst gesteuert wird, sodass sie manchmal mittendrin aufhören weil sie einen der beiden mit dem Schweif so geschlagen hat dass sie auf dem Boden lag. Doch auch die beiden lernen, wie man am besten mit einem Averam umgehen kann und welche Schwachpunkte sie haben. Zumindest die offensichtlichsten, denn Emmy hat viele. Aber solange sie sich dieser bewusst ist, kann man auch etwas dagegen tun. Beziehungsweise sie kann versuchen zu verhindern dass diese Schwachpunkte ausgenutzt werden. „Verdammte Scheiße..." Heinkel liegt mit verzogenem Gesicht auf dem Boden, über ihr direkt der eigentlich ziemlich tödliche Schnabel Emilias. Die blondhaarige Frau sieht zu ihr hoch und grinst mit einem Mal breit. Immerhin ist dies das erste Mal dass Emmy sie bezwungen hat! Eigentlich mehr ein Zufall und weil sie sich hat ablenken lassen, aber sie hat es geschafft. „Du packst das! Locker!", ruft ihr Heinkel entgegen und mit einem leisen und gurrenden Geräusch lässt Emilia sie frei und wartet bis sie aufgestanden ist. Erst dann dreht sie ihren Kopf und geht besorgt zu Yumiko, die sich aber wieder aufgerichtet hat. Entschuldigend stupst sie sie an, bekommt aber eine Hand auf ihren Kopf. „Ist schon gut. Das war gar nicht schlecht, okay?" Emilia ist erst ziemlich spät draufgekommen, dass sie die Dynamik der beiden Frauen gegen sie nutzen kann. Sie wandelt sich wieder in einen Menschen und es gibt eine kurze Besprechung. Hauptsächlich um zu klären, was eigentlich passiert ist. „Das war gar nicht schlecht!" Heinkel wirkt wie eine stolze Mutter oder eine stolze große Schwester, was Emmy schmunzeln lässt. „Wenn man bedenkt dass ich euch an sich nur ausgenutzt habe..." Verwirrung steigt auf und auch Alexander, der sich das aus einiger Entfernung angesehen hat, kommt nun zu den drei Frauen. „Ihr beide... ihr habt so eine gewisse Dynamik. Dumm von mir das erst so spät zu bemerken, aber ist so. Also habe ich erst ausgetestet wie ihr darauf reagiert, wenn der jeweils andere erwischt wird. Und ich konnte herausfinden dass Yumi ein wenig langsamer reagiert was den Schweif anbelangt! Und da du, Heinkel, extrem reagierst wenn sie getroffen wird, habe ich das als Ablenkung kombiniert. Es tut mir echt leid, Yumi!" Entschuldigend blickt sie auf den Boden, jedoch wird nur gekichert. „Wir wissen jetzt worauf wir achten sollten, ist doch nicht schlecht!"

Schon geht es mit dem Training weiter. Emmy versucht ihre alte Taktik immer wieder! Doch sie muss sich eingestehen dass die wohl nicht mehr hilft und sie muss sich etwas Neues überlegen. „Hach, die Jugend von heute." Der Papst konnte es sich auch nicht nehmen lassen dem Training Emilias aus der Ferne zuzusehen. Sie hat große Fortschritte gemacht und auch wenn es für ihn komisch ist dass sie sich nicht einmal freinimmt um mit Pater Anderson etwas zu unternehmen, das Training lohnt sich offensichtlich. „Die Jugend von heute ist leider um einiges gefährlicher als sie damals war.", gibt Renaldo von sich und sieht von dem Trainingskampf zu seinem Seelenverwandten. Dieser dreht ebenfalls seinen Kopf, lächelt aber ruhig vor sich hin. „Sie ist genau so gefährlich wie wir es einst waren, nur haben sie jetzt die ein oder andere Waffe mehr." Der Erzbischof räuspert sich kurz. „Ist das nicht die Definition von ‚gefährlicher'?" Doch der Papst sieht nur nach vorn. „Renaldo, mein bester. Meine Definition von ‚gefährlicher' wäre die, dass wir jetzt schon den dritten Weltkrieg hätten. Mehr Gewalt als damals und so weiter und so weiter." Kurz denkt er nach, ehe Renaldo den Kopf leicht schief legt. „Ist es nicht so? Die Gewalt steigt! Die-" „Hast du dir die Altersgruppe angesehen? Die Gründe? Erstens sind viele Gewalttaten von Leuten ab 25 begangen worden. Zweitens haben viele keine andere Wahl. Sie würden sonst untergehen, wenn sie sich nicht gegen die Regierung stellen würden die sie unterdrückt und ausbeutet. Oder gehen wir eine Stufe runter! Familie. Viele Kinder und Jugendliche bäumen sich gegen ihre Familien auf weil sie sehen was falsch läuft. Sie haben andere Ansichten, andere Gefühle und andere Motivationen! Dinge, von denen viele Eltern heute gar keine Ahnung haben oder sie können sich nicht in ihre Kinder hineinversetzen. Ich wette mit dir sogar dass die Jugend von heute um einiges friedlicher wäre, wenn wir alten Knacker einiges in unserer eigenen Jugend anders gemacht hätten. Die Welt, Renaldo... Die Welt ist kurz davor weitere Klimakatastrophen durchzustehen weil wir nicht darauf achten. Nur um eines von vielen Beispielen zu nennen. Ich bin der Meinung dass diese Generation es verdient hat ein wenig aggressiver zu sein, immerhin hinterlassen wir ihnen einen Planeten den wir ausgebeutet haben und sie müssen sich darum kümmern. Regierungen sind korrupt, illegaler Handel blüht auf und so weiter und so weiter. Und jetzt sag mir eines, Renaldo..." Der Papst blickt wieder nach vorn und sieht den dreien beim weiteren Training zu. „Ist die Jugend von heute aggressiv, oder versucht sie sich nur zu verteidigen? Zu überleben? Mit ihrer Einstellung zu versuchen das alles irgendwie zu ändern?" Nun sieht auch er nach vorn und beobachtet sie. In seinem Kopf rattert es und er muss seinem Partner und Vorgesetzten doch recht geben. Auch wenn es sehr komisch ist es zugeben zu müssen. Diese Generation lebt in Angst. Vielleicht nicht in der Angst in welcher diejenigen während der Weltkriege gelebt haben, aber in einer Angst dass die Welt auf welcher sie im Moment noch so ruhig leben, in ihren Grundfesten erschüttert werden könnte. Untergehen. Auseinanderbrechen. Die ersten Anzeichen dafür gibt es und man versucht nun ein Pflaster auf eine Wunde zu kleben, welche schon jahrelang offen vor sich hin nekrotisiert hat.

A soul for twoWhere stories live. Discover now