Training für die Tonne

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Sicherer geht es eigentlich nicht mehr. Baskerville liegt auf Emmy drauf, die es sich eigentlich auf der Couch gemütlich gemacht hatte und sieht nun ebenfalls ein wenig YouTube mit, während er aber auch gleichzeitig auf die Umgebung achtet. Die junge Frau liegt auf ihrem Bauch und hat irgendeinen Stream am Laufen. Dass Baskerville wieder auf ihr liegt, daran gewöhnt man sich relativ schnell. Von Katze auf Arsch ist es kein großer Unterschied zu Höllenhund auf... überall. Hin und wieder hat sie seinen Kopf auf ihrem oder neben ihrem. Dann hebt er ihn wieder, sieht sich um und wirkt angespannt, bis er wieder ruhig wird und weiter zusieht. „Ich habe eine dumme Idee die wir ausprobieren könnten.", murmelt Emilia und dreht leicht ihren Kopf um Baskerville anzusehen. Idee? Sie und ihre Ideen sind meist eigentlich nicht gerade das gelbe vom Ei. Aber wenn es hilft sie von diesem dummen Stream wegzubringen der eigentlich nur irgendeine Reaction auf ein anderes Video ist, dann soll es so sein. Sie geht aus YouTube raus, geht auf den Playstore und lädt sich- Sie lädt sich einen Hundeübersetzer runter? Das ist jetzt echt nicht ihr Ernst. Die Dinger sind als Witz gemacht worden! „Du kannst ja auch einfach nicken oder den Kopf schütteln wenn es richtig oder falsch ist!" Warum tut ihm das sein Herr noch einmal an? Warum lässt er sich überhaupt darauf ein?! „Ich weiß es ist an sich nutzlos, aber was besseres fällt mir nicht ein und langsam wird der Stream langweilig. Und der Fernseher... ich versteh kein Schottisch. Schlafen wirkt aber auch nicht wirklich wie die beste Idee, wenn ich einen Schuss ins blaue absetzen darf." Baskerville mustert sie kurz. Der Schuss ins blaue hat sich bei ihr ganz schnell in einen Schuss ins Schwarze gewandelt. Denn schlafen wäre im Moment mit der Gefahr draußen ein wenig schwierig. Nicht unmöglich, aber schwierig. Spürt sie die Gefahr, oder warum geht sie davon aus dass es nicht die beste Idee ist? Jetzt wäre das Beherrschen der menschlichen Sprache doch ganz praktisch. Bevor sie aber loslegen können, reißt Baskerville seinen Kopf abrupt hoch und sieht zur Wohnzimmertür. Sofort steht er auf, das Fell sträubt sich und der Kopf senkt sich ein wenig, während er lautlos zur Tür geht. Emilia sieht die Körperhaltung und zieht sich sofort zurück. Okay, jetzt hat sie dann doch ein wenig Angst. Ein Höllenhund ist nicht umsonst gleich in hab-Acht-Stellung, wenn eigentlich nichts wäre. Es muss also etwas wirklich schlimmes sein, wenn er gleich so extrem drauf anspringt! So zumindest ihre Gedanken. Emilia drückt sich in die hinterste Ecke neben einem Regal und atmet nur noch flach. Hofft, dass es einfach nur ein Fehlalarm ist und dass sie sich wieder sicher fühlen kann. Sicherheit, welche Sicherheit? Langsam kriecht die eigentliche Panik aus dem Keller wieder ihren Rücken hinauf und lässt sie erstarren. Ihr Herzschlag ist bis zu ihrem Hals hinauf spürbar, sogar in den Zähnen merkt sie den Puls. Es rast. Es rast, so wie sie rasen sollte um hier rauszukommen! Doch etwas hält sie davon ab.

Wer auch immer hier ist, er ist oben. Baskerville will die Sache erledigt haben ohne dass Emilia den gewaltsamen Tod des anderen nicht mitbekommen muss. Immer noch lautlos schleicht er sich die Treppe hoch und gibt auch seinem Herrn bescheid dass hier etwas ist und er sich darum kümmern wird. Diese Nachricht gefällt Alucard überhaupt nicht, dennoch entscheidet er sich für die weitere Suche. Es kann ein Fehlalarm sein und wenn ihm dann dieser Wichser durch die Finger gleitet... nein. Baskerville wird sich wirklich darum kümmern und er sollte ihm vertrauen. Er ist immerhin sein Dämon der auch nicht umsonst als Höllenhund deklariert wird. Eben jener ist oben angekommen und hört das leise Rascheln von Kleidung in einem der Zimmer. Baskerville verschwindet im Schatten und taucht im Raum wieder auf. Sein leises Knurren lässt die Person überrascht vom Bett aufsehen, in welchem niemand liegt. Noch niemand zumindest. „B-Braves Hündchen!", versucht der Kerl zu beschwichtigen und hebt abwehrend die Hände. Der Höllenhund hingegen bekommt ziemlich schnell mit dass der Kerl nicht einmal menschlich ist. Ohne auf irgendwelche Gnadenbitten zu achten, springt er auf ihn zu und zerfleischt ihn mitten im Raum. Emilia, die unten in der Ecke kauert, macht sich so klein wie möglich. Die Schreie kann sie hören. Auch wird irgendetwas auf den Boden geworfen, da das Zimmer direkt über dem Wohnzimmer ist. Die Schreie erinnern an Ägypten. Sie kann den Keller wieder sehen. Die Zustände. Sie spürt ein leichtes Brennen auf ihrem Rücken, genau dort wo die Peitsche auf ihren Körper getroffen ist. Ihr gesamter Körper fängt an zu zittern und sie kann es nicht verhindern dass Tränen über ihr Wangen laufen. Sie hat das Gefühl einen riesigen Druck auf der Brust zu haben und kann kaum atmen. Zitternd versucht sie die Luft einzusaugen, schafft es aber nicht. Etwas blockt sie. Zu ihrer Angst und leichten Panikattacke schiebt sich noch die Panik dass sie nicht richtig Luft bekommt, was zu mehr Hyperventilation führt. Sie will nicht allein sein, sie will nicht sterben! Etwas drückt sich von unten durch ihre Arme die sie vor ihr Gesicht gepresst hat und im nächsten Moment hat sie eine warme Zunge die ihr die Wange leckt. Ein leises Winseln bringt sie aus einem Teufelskreis dem sie alleine nie entkommen wäre. Emmy legt ihre Arme um den Hals Baskervilles und muss sich selbst daran erinnern dass sie atmen muss. Sie sagt es Patienten mit einer Panikattacke oder ähnlichen Symptomen, also sollte sie es auch können. Die Wärme des Höllenhundes, und das Fell in welchem sie ihr Gesicht vergraben kann... das hilft ihr gewaltig. Sie ist nicht allein. Sie wird nicht sterben! Langsam aber sicher bekommt sie die Kontrolle über ihre Lungen und kann wieder atmen. Baskerville gibt währenddessen über alles einen Lagebericht und ist nicht überrascht, dass sein Herr innerhalb der nächsten halben Minute hier ist. Die junge Frau, noch immer ein wenig gefangen in ihrer kleinen Welt, bekommt hiervon nicht wirklich etwas mit. Sie ist nur darauf bedacht nicht wieder einer neuen Panik zu verfallen.

A soul for twoWhere stories live. Discover now