Kapitel X - Ecce homo

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Die Erde schien zu erbeben, als Hope und Asasel aufeinanderprallten.

Regina taumelte. Ich ließ sie nicht aus den Augen. Meine Hände waren immer noch gefesselt, aber ich war entschlossen. Hopes Anwesenheit verlieh mit Kraft.

„Miststück!", schrie Regina. „Du hast Lilim mit irdischen Einflüssen verdorben!"

„Ich kenne Lilim nicht", erwiderte ich ruhig. „Ich kenne nur Hope."

Mit wutverzerrter Miene kam Regina auf mich zu. Hastig zog sie ihre Pistole aus dem langen Gewand. Ihre Hand zitterte so sehr, dass sie sie kaum halten konnte. Ich musterte sie ekelerfüllt.

„Ich habe dich Mutter genannt", flüsterte ich. „Und wie hast du es mir gedankt?"

„Die Antworten auf meine Fragen hätten der ganzen Menschheit genützt!", brüllte Regina.

Ich ließ sie nicht aus den Augen. Ich sah die Verzweiflung in ihrem Blick.

Regina zielte. Der Lauf der Waffe pendelte hin und her. Mein Herz schlug mir bis zum Hals.

„Ich habe keine Angst mehr vor dir", flüsterte ich.

Ein Zittern fuhr durch meinen Körper, als ich zutrat.

Ein hässliches Knirschen ertönte. Schwester Regina kippte nach hinten. Ihr Kopf schlug hart auf dem Steinboden auf. Mein Atem stockte, als ihr Blut die metallene Pistole umspülte.

Asasel stieß einen langgezogenen Schrei aus. Hope wich lauernd zurück. Seine Haut bröckelte von seinem Körper.

„Jetzt verstehe ich!" Der Blick seiner blutroten Augen richtete sich auf mich. „Wenn mein Meister vergeht, vergehe auch ich ..."

Im nächsten Moment zerfiel sein Körper zu Asche.

Einen Moment lang herrschte vollkommene Stille. Eine Ewigkeit schien zu vergehen, bevor Hope endlich meine Fesseln löste. Ich zitterte am ganzen Körper und sank zu Boden.

„Es ist vorbei", flüsterte ich. „Oder? Ist es vorbei?"

Hope nickte sanft. Chloe rieb ihre Handgelenke. Ihre Augen waren schreckgeweitet. Wie in Trance ging sie an Reginas Seite in die Knie.

„Luna", flüsterte sie. „Es tut mir leid."

„Was denn?" Ich sah sie überrascht an.

„Alles." Chloes Augen füllten sich mit Tränen. „Einfach alles."

Ich zuckte zusammen, als sie plötzlich Reginas Pistole auf sich richtete.

„Ich kann so nicht weiterleben", schluchzte sie. „Nicht mit diesen Erinnerungen."

„Chloe, nein!" Ich streckte die Hände nach ihr aus. Nicht sie! Nicht Chloe!

„Gibt es wirklich ein Leben nach dem Tod?", fragte Chloe.

Hope zuckte die Schultern. „Ich weiß es nicht. Ein Dämon weiß nichts. Alles, was wir erschaffen, sind Illusionen."

Chloes Unterlippe bebte. Dann drückte sie ab.

Kinder der Hölle - eine LiebesgeschichteWaar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu