»Wahnsinn. Und sie hat sich so lange beim Karaoke versteckt.« Rick stieß mich kurz an und ich nickte. Die Cheerleader verteilten sich auf dem Feld und es war schwer sich vorzustellen, wie das alles mit all den bunten Lichtern aussehen sollte, die geplant waren. Der Song mixte schließlich in einen weiteren Coldplaysong, zu dem wir dann mit unseren Fahnen aufliefen. Wir blickten in Richtung der Tribüne und sich vorzustellen, wie voll diese sein würde und wie viele Menschen mitsingen und feiern würden, war ein sehr merkwürdiges Gefühl. Mein Blick schweifte über eben diese und blieb an Ben und Christian hängen, die gemeinsam dasaßen und sich das Spektakel ansahen. Christian sah nicht gut aus, sein Gesicht spiegelte mehr als deutlich meine eigene Gefühlslage.

Ich blickte wieder zu Fiona, die sich auf das Finale des Songs konzentrierte. Jede Träne ist ein Wasserfall. Davon hatte ich heute mehr als einen vergossen.

»Wow, das war super Fiona.« Überschwänglich drückte er Fiona, als sie zu uns kam. Die Aufregung war ihr anzumerken, die Wangen glühten in einem feurigen rot. Aber sie machte einen verdammt guten Job.

»Das wird so cool. Ich bin echt aufgeregt.« Sie biss die Zähne zusammen.

»Das wird es« Ich drückte sie ebenfalls. »Kann ich nicht mit jemanden weiter hinten die Plätze tauschen? Ich habe echt ein wenig Angst vor Charlotte«, raunte ich meiner Freundin ins Ohr. Es war nicht nur Charlotte, denn tatsächlich sollte ich neben Fiona stehen und damit im Sichtfeld von allen anderen. Etwas, was mir nicht behagte.

»Ich rede mal mit den anderen, vielleicht können wir da was machen.« Sie schenkte mir ein Lächeln, was nicht ehrlich war. Sie würde nicht fragen, sie würde mich genau hier neben sich stehen lassen. Vielleicht gab es ihr ein klein wenig mehr Sicherheit, wenn wir so nah bei ihr waren. Wenn ich an ihrer Stelle gewesen wäre, ich hätte auch gern alle um mich herum versammelt.

»Das wird eine super Show.« Ben. Seine Stimme erkannte ich unter allen heraus. Ein tiefes, aber beruhigendes Brummen, das bei ihm mitschwang. Innerlich war ich schon darauf vorbereitet, dass sie zu uns kamen. Christian stand nicht wie erwartet neben Ben.

»Ist alles gut zwischen euch?« Nun fiel es auch Rick auf, die Distanz, die wir hielten. Er hatte seine Stimme extra gesenkt, um nicht einen der anderen zu alarmieren. Nur ganz sanft nickte ich. Denn eigentlich war gar nichts gut, jedoch konnte ich noch nicht sagen, warum. Es war nur dieses Gefühl in meinem Bauch, was es mir sagte.

Charlotte schien die Gunst der Stunde zu nutzen und stellte sich neben ihn an den Rand des Spielfeldes. Sie quatschte auf ihn ein, doch er sah zu mir.

»Dass sie ihn nicht einfach in Ruhe lassen kann.« Fiona schien meinem Blick zu folgen. Nein. Charlotte würde keinen Versuch auslassen, ihn von sich zu überzeugen.

»Sie reden doch nur.« Ich zuckte die Schultern. Selbst wenn es diesen ganzen Tag nicht gegeben würde, mit all dem was auf mich eingeprasselt war. Ich würde mein Revier nicht markieren. Sollte sie doch mit ihm reden.

Als ich noch einmal aufsah, war er bereits losgelaufen, in meine Richtung, ließ Charlotte einfach stehen. Verdattert sah sie ihm hinterher. Wenn er nicht selbst so aussehen würde, als wüsste er, was passieren wird. Es würde so vieles einfacher machen.

»Wir sehen uns später«, verabschiedete ich mich. Dann machte ich einen Schritt auf ihn zu und noch einen weiteren. Ein vorsichtiges Lächeln huschte über seine Lippen und ich nickte. Er deutete an, dass wir über einen der Seitenausgänge rausgehen sollten, wo wir ungestört waren.

»Wie geht es dir?« Er sah mich fragend an, während er neben mir weiterlief, darauf bedacht mir meinen Raum zu lassen.

Ohne zu antworten, griff ich in meine Tasche und holte ein kleines Döschen heraus.

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