4- Erinnerungen an einen Regenbogen

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Genervt saß ich auf einer Parkbank und blinzelte in die Herbstsonne. Ich wartete nun schon länger auf Lewis, obwohl ich wirklich keine große Lust auf ihn- und seine nervige Art hatte. Seine Nachhilfelehrerin zu spielen, hatte ich eh nur zu gestimmt, um Mrs.Fairygodmother nicht zu entäuschen. Ich fragte mich sowieso schon länger warum er überhaupt in der Schule war? Wenn er die Wahrheit sagte, dann musste er in seinen siebzig Jahren, wenigstens ein bisschen Bildung erfahren haben. Ich überkreuzte meine Beine unter meinem weißen Spitzenrock, den ich zusammen mit einer lachsfarbenen Bluse trug und schaute mich im Stadtpark um. Ich hatte diesen Treffpunkt vorgeschlagen, weil ich mich hier- inmitten vieler Menschen, die nochmal etwas Sonne tanken wollten, bevor es etwas kälter wurde, sicher vor Lewis perfiden Annäherungsversuchen fühlte. Ich hatte mich also bewusst für den Louis Armstrong Park entschieden, den ich mit seinen ganzen Wasserspielen und Statuen schon immer gemocht hatte. Als ich neun Jahre alt war, hatte ich einen schlimmen Streit mit meinen Eltern und rann von Zuhause weg. Ich rannte auf direkten Weg hier hin und verbracht den Nachmittag damit, die Menschen, die in den idylisch aussehenden Kaffees saßen zu beobachten und den Jazzbands zu zuhören. Der Park war nach dem gleichnamigen Jazztromperter und Sänger benannt. So in meine Gedanken versunken, bermerkte ich erst nicht, wie sich jemand ir von hinten näherten. Dann legten sich plötzlich zwei, schwere kalte Hände um meinen Nacken und drückten leicht zu. Erschrocken zuckte ich zusammen und wirbelte herum. Hinter mir stand Lewis mit einem dreckigen Grinsen in seinem Gesicht, das in mir das unglaublich große Bedürfnis weckte es ihm aus dem Gesicht zu schlagen. Lewis schwang sich über die Parkbank, setzte sich eindeutig zu nah neben mich und legte seinen Arm um meine Schulter. Ich rutschte schnell weg und schüttelte seinen Arm von mir weg.,,Sag mal was soll das ganze eigentlich? Warum geht man als praktisch achtzig jähriger noch zur Schule? Was willst du denn da noch lernen?" fragte ich ihn irritiert. Lewis lachte nur.,,Vielleicht will ich nur etwas über dich lernen. Vermutlich geh ich nur zur Schule um näher bei dir zu sein. Bei dir und deinem Blut, dass nach wie flüssiges Glück schmeckt. Wie das Elixier des Lebens. Wie ironisch,dass ich das ausgerechnet sage."sagte er. Mit einem Ruck stand ich auf.,,Wenn du keine Interesse daran hast Mathe zu lernen, dann geh ich jetzt."sagte ich, nahm meine Handtasche und drehte mich auf dem Absatz um. Doch natürlich hielt er mich zurück. Er zog grob zurück zu ihm. Mein Arm schmerzte und ich sah ihn verstimmt an. Auch er wirkte jetzt plötzlich ernst.,,Unterschätz mich nicht Angel. Du weißt ich bin stärker als du!"zischte er bedrohlich und durchbohrte mich mit seinen Blicken. Doch ich hielt diesesn tapfer stand.,,Das glaube ich nicht. Um genau zu sein, denke ich, dass ich sogar viel stärker bin."meinte ich herrausfordernd. Sofort entspannten sich eine Gesichtszüge wieder und musste schmunzeln.,,Ach ja? Wie das denn? Glaubst du wirklich du könntest mich in einem Zweikampf besiegen?"fragte er mich amüsiert und rutschte wieder näher auf mich zu. ,,Nein ich würde dich in einem Zweikampf ziemlich sicher nicht besiegen. Aber du soltest nach deiner langen Zeit auf dieser Welt wissen, dass Stärke nicht nur physisch ist. Sie kommt von Innen. Vom Herzen. Und ja ich denke da bin ich stärker als du. Denn auch wenn ich so jung bin, habe ich viel durchstehen müssen. Und das hat mich gestärkt und unverwundbar gemacht."flüsterte ich. Es tat weh das zu sagen, denn so erinnerte ich mich wieder an Damals. An das was ich lieber vergessen hätte, von dem ich aber wusste, dass es viel zu wertvoll zum Vergessen war. An meine Schwester, die ich vor neun Jahren verloren hatte. An einem Tag, an dem ich lernte, dass wir Menschen, egal wie weit wir uns entwickelt haben, der Natur immer noch und ewig unterlegen sind...

Flashback

29.August.2005

,,Angel beeil dich! Bevor Mum und Dad merken, dass wir weg sind!"rief mir meine Schwester zu. Carly lief vor mir an ein paar Betten vorbei, die notdürftig aufgestellt wurden. Es war zum brechen voll. Überall verängstigte Menschen, die mit ihren wenigen Habseligkeiten zitternd auf dem Boden kauerten. Die Umstände unter den wir und über 10.000 andere Menschen hier zusammen kommen mussten, waren grausam. Wir waren die jenigen, die es nicht mehr rechtzeitig aus der Stadt geschafft hatten. Nicht rechtzeitig vor dem Hurikane Katharina fliehen konnten. Nun waren wir im Superdome, der mitten im Zentrum vom New Orleans stand und in dem sonst Footballsoiele abgehalten wurden. Und warum hatten wir nicht rechtzeitig gehen können? Weil unsere tollen Eltern sich mal wieder gestritten hatten. Und ehe wir uns versahen, wurde schon die Alarmstufe Rot ausgerufen.Der Dome war unsere einzige Chance auf Zuflucht gewesen. Doch inzwischen wurde das Essen langsam weniger und die Bedigungen nahmen unmenschliche Gesalt an. Und was machten unsere Eltern? Sie stritten weiter. Ich und Carly hielten es hier nicht mehr aus. Es war schrecklich. Und wir müssten wohl noch längere Zeit hier bleiben, bis es eine offiziele Entwarnung gab und danach sah es jetzt noch lange nicht aus. Wir setzten uns an den Rand, dort wo nicht ganz so viele Menschen waren und hielten uns an den Händen fest. Ich war acht Jahre alt und sie zehn. Wir beide hatten Angst. Aber als große Schwester war es ihre Aufgabe, das nicht zuzugeben und ich stattdessen zu trösten. Und das tat sie. ,,Ich hab Angst."flüsterte ich Carly zu.,,Stell dir vor, all die Tränen die hier vergossen werden sind wie Regentropfen. Und nach dem Regen entseht immer ein Regenbogen. Und wenn du das weißt. Wenn du dir auch nur einer Sache sicher sein kannst, brauchst du nie Angst zu haben." meinte sie. Für ihr junges Alter hatte sie immer gewusst, wie man das richtige sagt. Wir saßen lange Zeit so da und schwiegen. Versuchten all die Geräusche auszublenden. All die Geräusche und all die Angst. Irgendwann schlief ich neben ihr ein. Als ich aufwachte, war meine Schwester weg. Ich ging zu meinen Eltern. Doch da war sie auch nicht. Ich dachte mir aber nichts dabei. Bei so vielen Leuten auf engen Raum passierte es leicht, dass jemand kurz verschwand. Man musste sie dann einfach nur finden. Doch wir würden sie nicht irgendwo i Stadium finden. Nachdem die offizielle Entwarnung endlich ausgerufen wurde, was noch eine ganze Nacht brauchte, war Carly immer noch nicht aufgetaucht. Niemand hatte sie gesehen. Die Polizei befragte die Menschen, die sich danach noch im Superdome befanden. Und tatsächlcih hatte sie doch jemand gesehen. Ein kleines Mädchen. Sie war etwa neun Jahre alt. SIe meinte Carly gesehen zu haben, wie sie rausgegangen wäre. Sie hat erzählt, dass sie Carly aufhalten wollte, aber sie wie unter Transe und hat sich nicht aufhalten lassen. Dann war sie weg und im Regen und Gewitter verschwunden. Tage später wurde eine kleine Mädchenhand gefunden. Das war das einzige was von ihr übrig geblieben war. Den Rest hatten, der Polizei zu Folge, wilde Hunde gefressen, die nach den schweren Unwetter auf  verzweifelten Nahrungssuche waren. Ein grausamer Tod. Ein seltsamer Tod. Ich hatte nie verstande warum Carly das gemacht hatte. Damals war ich so jung, dass mir vorallem eine Fragen nicht mehr aus dem Kopf gingen.,,Warum war sie nicht bei mir geblieben?Dann hätten wir zusammen den Regenbogen sehen können. Die Sache, der ich mir immer sicher sein könnte. In einer Welt in der alles passieren konnte."

Flashback Ende

Ich wurde von Lewis Stimme aus meinen Gedanken gerissen.,,Deine Augen...sie sind gerade so dunkel geworden. So wie meine, wenn ich Blut wittere. Woran hast du gedacht?" wollte er von mir wissen. Mit einem kleinen Lächeln erhob ich mich von der Parkbank. Ich hatte einen Ort wo ich jetzt wirklich sein musste.,,An Regenbögen."sagte ich und rannte in großen Schritten weg.

(Übrigens der Name Lewis wird wie Louis ausgesprochen, und NICHT wie Levis... :) )

Blood of EvilWhere stories live. Discover now