1-Begegnung in der Dunkelheit

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Es war spät am Abend. Ich lief aus dem Club und Antony rannte mir hinterher.,,Angel! Komm zurück!"schrie er und erwischte mich am Ärmel meines Kleides. Genervt drehte ich mich um und schaute ihn an. Er war groß und hatte hellbraune Haare, die er mit Gel gestylt hatte. Seine blauen Augen schauten mich verzweifelt an. Wir waren ein Jahr zusammen gewesen, doch dann hatte er mich mit irgendeiner Bitch betrogen und heute Abend hatte ich herausgefunden, dass es keine einmalige Sache gewesen war. Ich wand mich aus seinem Griff. ,,Lass es einfach gut sein, Antony. Ich hab echt kein Bock mehr auf dich und deine ewigen Lügen! Ich hab ja versucht nach unserer Trennung wieder mit dir befreundet zu sein, aber du bist einfach ein zu großes Arschloch!"keifte ich zurück und rannte in die Dunkelheit.

Mein Gang war etwas torkelig, da ich eindeutig zu viel getrunken hatte. Ich blieb stehen und entlud meinen Mageninhalt an der nächsten Straßenecke.,,Oh Gott...das wird morgen einen mächtigen Kater geben."dachte ich und lief weiter. Ein leichter Wind schlug mir entgegen. Es war Ende Oktober und es begann richtig kalt zu werden. Ich bog um die Ecke und stand plötzlich in einer Sackgasse. Na toll. Ich hatte mich verlaufen. Daran war nur der Alkohol schuld! Missmutig nahm ich mein Handy aus meiner Clutch und musste festellen,dass ich hier kein Netz hatte. Die Sackgasse endete an einer Betonwand, vor der einige Holzkisten standen. Wenn ich mich auf die draufstellte, hätte ich vielleicht besseres Signal. Kurzerhand begann ich zu klettern. Als ich beinahe auf der obersten Kiste angekommen war, rutschte meine linke Hand ab. Scheiße! Kleine Holzspiltter bohrten sich in meine Handfläche und ließen kleine Blutstropfen hervorquellen. Vorsichtig zog ich einen Splitter nach dem anderen raus, doch dadaurch floss nur noch mehr Blut und beklekerte schließlich mein Outfit. Argh! Ich hatte dieses Kleid von meiner besten Freundin geliehen. Sie würde mich umbringen. Plötzlich hörte ich hinter mir ein Geräusch. Schritte. Dann tauchte vor mir eine Gestalt auf, die aber durch die kaputten Straßenlaternen, nur spärlich beleuchtet wurde. Ich schloss für einen kurzen Moment meine Augen, da diese sich unglaublich schwer anfühlten. Es waren nur drei Sekunden. Trotzdem, stand er nun direkt vor mir. Wie hatte er es so schnell zu mir rüber geschafft? Vor mir stand ein junger Mann. Er war höchstens 19 Jahre alt. Wenn überhaupt. Trotz der schlechten Beleuchtung konnte ich eins feststellen: Er sah unglaublich gut aus! Er hatte schwarze Haare, die sich an der Stirn lockten und wie ein Rahmen für seinen ebenso perfektes Gesicht dienten. Seine Augen waren grau. Ja schon fast weiß. Doch seine Haut...sie war extremst hell. Fast so weiß wie seine Augen. Aber das lag vielleicht nur an dem Licht. Der Mann trug ein hellblaues Hemd, durch das man einen trainierten Körper erahnen konnte und eine ausgefranste dunkle Jeans. Er fixierte mich für einen Moment. Dann sog er mit seiner Nase Luft ein. Verwirrt schaute ich ihn an. Sollte ich mich fürchten? Ich war eine junge Frau, die Nachts ganz alleine auf einer dunklen Straße, von einem rätselhaften Fremden beschnuppert wird. Ja, ich würde mal sagen, dass wäre mehrere Gründe um zu rennen. Doch ich saß wie versteinert da und schaute fasziniert in seine grauen Augen. Er hingegen stoppte mit der Fixierung und legte den Kopf schief.,,Was bist du?"fragte er. Seine Stimme war unglaublich rau, ließ aber auch den Fluchtinstinkt in mir erwachen. Erstaunt starrte ich ihn an. Was war das für eine Frage? Was bist du? Vielleicht noch eher,,Wer bist du?" oder ,,Was machst du hier?" Aber nein. Er hatte mir das Neutrum gegeben.,,Ich bin Angel."antwortete ich zaghaft. Warum tat ich das überhaupt? Ich sollte einfach wegrennen. An dieser ganzen Sachen war doch was faul. Er könnte gefährlich sein. Ein Mörder oder sogar ein Vergewaltiger! Doch trotzdem hatte ich keine große Angst vor ihm.,,Du bist ein Engel?"fragte er mich. Verächtlich schnaubte ich auf. Ich hatte diesen Witz über meinen Namen schon gefühlte tausendmal gehört. Doch er schien seine Frage wirklich ernst zu meinen, denn er hob nur seine Augenbrauen hoch und erwartete anscheinend eine Antwort von mir.,,Ich hab noch nie jemanden wie dich gesehen. Du riechst...du riechst wie der Frühlingsanfang."flüsterte er und kam noch ein Schritt näher auf mich zu. Okaaay...jetzt wurde es aber wirklich creepy. Schöne Visage hin oder her. Ich wollte hier weg.,,Jaa...mein anscheinend unwiderstehlichen Duft bekomme ich dank so einer Sache die nennt sich Parfume und ich würde jetzt wirklich lieber gehen."sagte ich und betonte das Wort Parfume extra übertrieben. Doch er ließ meinen Arm nicht los. Im Gegenteil. Er drückte immer fester zu. Seine Augen suchten meine und es fühlte sich an, als könnte er mir direkt in die Seele gucken.,,Du hörst mir jetzt genau zu. Du wirst nicht wegrennen oder schreien. Du wirst ganz ruhig bleiben und danach nichts mehr von unserem Treffen wissen. Und du wirst die nächste Woche nur noch einen Schal um deinen Nacken herum tragen."sagte er mit eintöniger Stimme. Einen Moment war ich versteinert. Dann schüttelte ich verwirrt den Kopf. Wollte er mich hypnotisieren? Wenn ja, dann hatte es nicht funktioniert. Aber bevor er das gemerkt hatte, zog er mich an meinem Arm noch näher zu sich hin. Wir atmeten dieselbe Luft. Nur das von ihm seltsamerweiße kein Atem ausging. Mit einem ekelhaft schamtzenden Geräusch, versenkte er plötzlich seine Zähne in meinen Nacken und begann zu saugen. Ein markerschütternder Schrei meinerseits erfüllt die Dunkelheit. Er ließ von mir ab und wischt sich mein Blut von seinen Lippen. Erst jetzt sah ich sie: Zwei, weiße, im Licht des Mondes, gefährlich aufblitzende Vampirzähne.Was zum...das konnte nicht sein. Vampire existierten doch nur in Filmen oder in Büchern! Er schaute mich fassungslos an.,,Dein Blut...es ist himmlich! Ich hab dich nicht manipulieren können. WAS bist du?"fragte er mich erneut in einem schneidenden Tonfall.,,Ich bin auf der Flucht vor einem..vor einem Vampir.DAS ist was ich bin!" schrie ich und riss mich von ihm los und rannte so schnell ich konnte weg. Ich rechnete damit, dass er mir folgen würde und drehte mich deshalb nochmal um. Doch er stand einfach nur da und schaute mir beim Rennen zu. Bevor ich aus der Sackgasse draußen war, hörte ich ihn rufen.,,Schön dich kennengelernt zu haben, Angel!"

Blood of EvilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt