Hu Boums und die Gedanken zum Glück

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Eintrag 161 Huboums

13 Tag des 8. Monats

Wetter: sonnig, wärmer als lauwarm

Tagesplan der Huboums

Nun, da ich die Huboums seit einer Woche jeden Tag beobachte und mir genaue Notizen zu ihrem Tagesablauf gemacht habe, scheinen sich die Gerüchte, die ich hörte zu bestätigen. Ich wollte nicht glauben, dass sie jeden Tag wirklich auf die exakt gleiche Weise leben, zu den exakt gleichen Zeiten, die exakt selben Tätigkeiten ausführen, aber ich muss mir eingestehen, dass das von mir nicht Geglaubte wahr zu sein scheint. Ihr Tagesplan sieht folgendermaßen aus:

6.30 gemeinschaftliches Aufstehen und sich in die Länge Strecken

6.36 Morgenhüpfen

7.21 gemeinschaftliches Frühstück

8.33 gemeinschaftliches Aufräumen mit immergleichen Gemeinschaftsgesang

9.45 immergleiches ausgelassenes Hüpfen

12.00 Mittagessen mit geselligem Quatschen

12.55 gemeinsames Aufräumen mit immergleichen Gemeinschaftsgesang

13.07 Mittagschlaf

15.15 Gemeinschaftskuscheln und Gemeinschaftsmassage

17.00 Abendessen

18.23 gemeinschaftliches Aufräumen mit immergleichen Gemeinschaftsgesang

19.30 Huboum Einschlafmeditation

Eintrag 25 „Huboums"

18 Tag des 4. Monats

Wetter: sonnig, kuschelwarm

Einstweilige Beendigung der Suche nach dem Glück

Nach drei Wochen der Beobachtung der Huboums, den glücklichsten Wesen in dieser Welt, komme ich zu einem, anfangs enttäuschenden Entschluss, der mir meine Sichtweise aber so erweitert hat, dass ich mit dem Gedanken spiele die Suche nach dem Glück in meinem ursprünglich verstandenen Sinne vorerst zu beenden und eventuell zu späterem Zeitpunkt und mit noch klareren Gedanken in eine andere vielleicht richtigere Weise fortzuführen.

Anfangs war ich mit tiefstem Glück erfüllt die Huboums endlich gefunden zu haben. Die Wesen, denen nachgesagt wird sie hätten das Glück zur Gänze verstanden. Die Wesen müssten mich doch lehren können, was Glück bedeutet und vor allem, wie man es lebt.

Ich habe mir ihre allzu routinierten Routinen notiert und bin zu dem ergebnissvollen Ergebnis gekommen, dass es die asketische Einhaltung einer ekstatischen Lebensführung ist, welche sie so glücklich macht. Sie verhindern jede Form des Leids, indem sie nur Dinge machen, welche sie kennen und von denen sie wissen, dass sie ihnen Wohlbefinden bereiten. Das immer gleiche rituelle Hüpfen, ein immer gutes, immer gleiches Essen, immer gleiche Gemeinschaftsgesänge, eine immer gleiche Liebe zu jedem anderen ihrer Genossen und tägliche immer gleiche Einschlafmeditationen. Ein einfaches Leben im Abseits, ungestört von jeglichen Einflüssen der restlichen Welt. Immer lachend, immer hüpfend, immer liebend, immer glücklich.

Eine Woche lang war ich voller Euphorie. Genau das habe ich in der ganzen Welt gesucht. Das pure, unverfälschte, einfache glücklichste Glück.

Doch ich habe mich gezügelt und wollte nichts übersehen, denn es gab sicher noch einiges zu lernen von diesen Wesen und habe meine Beobachtungen noch eine 2. Woche weitergeführt. Oft nickte ich währenddessen weg, wie man es bei einem Schauspiel, das man schon mehrere Male gesehen hat und bei dem es nichts neues mehr zu entdecken gibt, macht. Es scheint ich habe das gesamte Leben, einer gesamten Art in gerade mal einer Woche durchschaut. Doch da mir dies sehr töricht anmutete, beschloss ich auch noch eine 3. Woche der Beobachtung anzuhängen, weil ich sicher noch Dinge über die Huboums lernen würde, welche ich vorher übersah.

Die 3. Woche brachte genau keine neue Erkenntnis, keine Minute, keine Sekunde war anders als in den vorangegangen 14 Tagen.

Schon am 2. Tag der 3. Woche wurde mir unglaublich langweilig. Ich schaute mehrere Minuten lang dem Sekundenzeiger meiner Uhr, beim Verstreichen der Zeit zu, um nicht einzuschlafen und wenn ich von der Uhr aufblickte, wusste ich lediglich anhand der Zeit was die Huboums jetzt gerade machten und jedes Mal bestätigte mir mein überprüfender Blick was ich an der Zeit ablas. 2 Tage bin ich in einen gar ohnmächtigen Zustand gefallen. Da liegt das Handbuch des Glücks, wenige Meter von mir entfernt und hüpft in Form von Huboums grinsend im Kreis und ich will es nicht und kann es nicht fassen. Daran zu denken langweilt mich so sehr, dass ich erstarren könnte. Absolut glücklich sind sie, aber absolut glücklich kann ICH so nicht werden. Ich würde das Abenteuer vermissen, die Erfahrungen, die Begegnungen. Ich vermute sogar, mir würde das Leid, die Tränen und die Traurigkeit in dieser glücklichen Öde fehlen. Und das erste Mal seit meiner langen Reise und überhaupt das erste Mal in meinem Leben wirft sich mir die Frage auf ob absolutes, immer andauerndes Glück überhaupt erstrebenswert ist?

Die Antwort kann ich mir noch nicht geben aber über die Frage kann ich nachdenken.

Ich werde erst einmal hierbleiben, die Pause wird mir nach den ganzen Abenteuern ein verdienter und gar ausgleichender Ausgleich sein. Und umgeben von diesen entspannten Huboums, deren Anblick mir mein Herz erwärmt wie laue Sonnenstrahlen, umgeben von der ruhigsten aller Ruhen und der Flauschigkeit, die sie bis in den Wald ausstrahlen, habe ich den perfekten Ort gefunden um auch ein paar trüben Gedanken nachgehen zu können ohne Angst zu haben in eine tiefe eisige Kälte zu stürzen.

ImaginariumWhere stories live. Discover now