Die huboumsche Morgenroutine

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Eintrag 156: Huboums

25 Tag des 3. Monats

Wetter: sonnig, lauwarm

Beobachtung des Morgenhüpfens

Da hüpfen sie. Der gar liebste liebliche Anblick ist das. "Hu-Boum, Hu-Boum, Hu-Boum ..." Eine Runde nach der anderen. Es ist gerade mal 6.30 am Morgen.

"Hu - Boum"

Erst werden die rundlichen, dicken Zehen des rechteren Füßleins eingerollt wie eine Schnecke und dann gleichzeitig mit dem Heben der Ferse wieder ausgestreckt und dann wird sich mit dem vorderen Fußballen gleichzeitig mit den ausgestreckten Zehen ganz fest vom Boden abgestoßen, sodass der rundliche runde Körper ganz ruckartig in die Höhe hüpft. Das linkere der Beinchen ist dabei durch das Anwinkeln des linkeren Knieleins immer in der Höhe. Nach Abstoßung der rechteren Fußballen und Zehen vom Untergrund und des damit verbundenen niedrig Hochhüpfens, schweben kurzfristig beide Füßlein gleichzeitig, zirka eine drittel Sekunde lang 5,5 cm über dem Untergrund.

Während des niedrigen hoch Hüpfens wird kurz und ganz tief die Silbe HU eingeatmet. Das H nimmt man dabei als Geräusch des kraftvollen Luftzugs in den Mund und Hals wahr. Und mit dem U wird dieser, ins Innere des Körpers fließend, untermalt. Das HU dauert nur knapp eine Sekunde. Also 76 Hundertstel, um genau zu sein. Und wie lieb sie dabei grinsen, ein wahrlich herzerwärmender Anblick. Ganz in Trance und Zufriedenheit vollziehen sie ihr Morgenritual.

Beim Landen aus der 5,5cm niedrigen Höhe verwenden sie gleichzeitig das linkere und das rechtere Füßlein, welche sie an ihren kugeligen Kullerkörpern befestigt haben. Dabei werden alle Zehen aller Füßlein in die Länge gestreckt und diese ganz parallel zum Untergrund gehalten. Wenn die Füßlein dann den Untergrund zu berühren, werden sofort beide der Knielein, das linkere und das rechtere, ein klein wenig gebeugt, um die harte Landung abzufedern. Dabei wird ganz langsam und ganz laut ausgeatmet und dabei ein langgezogenes tiefes BOOOOOUUMMMMMM gesprochen. Das B wird dabei kürzest und eher etwas zu hart für ein weiches B betont. Das O und das U formen sich zusammen zu einem Buchstaben, der genau in der Mitte zwischen O und U liegt, einem beruhigend tiefen, dunkelroten Laut, welcher an eine schwere hohle Kugel, die auf einen dunkelroten Samtpolster fällt und deren dicken Wände durch den Aufprall tief nachklingen, erinnert. Danach kommt das M, das wird erst gesprochen, wenn sie mit dem Ausatmen fertig sind und den Mund schon geschlossen haben. Sie sprechen es so, dass die Lippen dabei leicht geschlossen aufeinander vibrieren. Das B dauert gerade mal 4 Hundertstel, das OU 278 Hundertstel und das M 142 Hundertstel, das ist eine Gesamtzeit von 4 Sekunden 24 Hundertstel, die sie für das ausatmen des Wortes BOUM brauchen. Dieses eingeatmete Hu und ausgeatmete Boum erinnert an eine tiefe, friedvolle Mediationsatmung. Und während ich sie so beobachte, meine kleinen dunkelroten Kullerkugeln versetzt es mich selbst in einen meditationsähnlichen Zustand. Wahrlich glücklich macht der Anblick, dieser lieben Flauschbälle.

Dann ist das linkere der beiden Füßlein dran. Zehen einrollen, ausstrecken, Ferse heben und mit Fußballen und Zehen abstoßen, das rechtere Füßlein durch Anwinkelung des rechteren Knieleins stetig in der Höhe, 5,5cm nieder in die Höhe springen, dabei ein kräftiges kurzes HU einatmen, ein 4 Sekunden und 24 Hundertstel langes Boum ausatmen und dabei mit beiden Füßlein gleichzeitig auf den Boden landen.

Dann wieder das rechtere der beiden Füßlein. Einrollen, ausstrecken, heben, abstoßen, hüpfen, HU – ein, BOUM – aus, landen.

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