sechzehn

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Am nächsten Morgen erwachte Kelly vor Niall. Sie beschloss noch etwas liegen zu bleiben, denn der Wecker neben dem Bett zeigte erst 07:30 Uhr an. Sie betrachtete die kleinen Leuchtaufkleber, die an der Decke klebten, als sie plötzlich ein Arm mitten im Gesicht traf. Sie stöhnte überrascht auf und schob Nialls Hand aus ihrem Gesicht. Ihre Nase pochte. Sie setzte sich auf und ging leise nach unten. In der Küche traf sie auf Mrs Horan, die sie mit erschrockenem Blick ansah.

"Kelly, was ist passiert?" Sie runzelte fragend die Stirn und die Frau zeigte auf ihr Gesicht.

Sie fasste sich an die Nase und spürte Flüssigkeit. Als sie auf ihre Hand hinuntersah, bemerkte sie das Blut, dass aus ihrer Nase tropfte.

"Ups, Nialls Arm hat mich erwischt.", grinste Kelly und nahm dankbar den Waschlappen an, den Mrs Horan aus dem Bad geholt hatte.

Als endlich die Sauerei in ihrem Gesicht beseitigt war, saßen sie zusammen am Küchentisch. Kelly blickte angestrengt in ihre Teetasse, während sie ihre schon blau werdende Nase mit einem Beutel gefrorener Erbsen kühlte.

"Ich wollte dir noch sagen, dass mir das mit deiner Mutter sehr Leid tut. Ich hoffe du kommst den Umständen entsprechend gut damit zurück." Mrs Horan sah sie aufrichtig an.

"Dankesehr. Seit Niall getroffen habe, fängt es an, mir wieder gut zu gehen." Ihre Gegenüber lächelte.

"Ich bin froh, dass er dich gefunden hat. Ich hab ihn noch nie so glücklich erlebt, wie im Moment. Und wir Horans mögen dich auch alle sehr, sehr gerne. Ich dachte, heute Abend nach dem Konzert könnten wir zusammen essen gehen." Kelly bejahte den Vorschlag, dann hörten sie jemanden die Treppe hinunter poltern. Niall kam in die Küche und gab seiner Mutter einen Kuss auf die Wange. Dann ging er zu Kelly, die mit dem Rücken zu ihm saß und legte seine Hände auf ihre Schultern.

"Na, gut geschlafen?", fragte ihn seine Mutter. Er runzelte die Stirn.

"Eigentlich ja, nur meine Hand tut mir weh. Keine Ahnung, was da passiert ist, vielleicht lag ich einfach nur drauf."

Kelly drehte sich um, nahm den Eisbeutel vom Gesicht und sah ihren Freund mit hochgezogenen Augenbrauen an.

"Ich kann dir mit Sicherheit sagen, dass es nicht daran liegt, dass du auf deiner Hand geschlafen hast." Niall sah fassungslos in Kellys Gesicht und entschuldigte sich viele Male.

"Oh Kelly, das tut mir so Leid. Ich wollte das nicht. Tuts noch weh?" Jetzt war es an Kelly, fassungslos zu schauen.

"Nein, gar nicht." Ihr Worte trieften vor Sarkasmus.

Er sah sie zerknirscht an, küsste vorsichtig ihre Nasenspitze und ging dann zum Kühlschrank.

Während er sich Frühstück machte begann er zu erzählen.

"Ich hab einen Anruf von Harry bekommen, sieht so aus als würden wir noch etwas länger hier bleiben. Außer dem Konzert heute, müssen wir nocheinmal einspringen in Dublin im Aviva Stadion. Das ist in drei Tagen. Wir fliegen also erst in ungefähr einer Woche wieder." Kelly sah wie ein Strahlen auf das Gesicht von seiner Mutter trat. Aufgeregt wie ein junger Fan fiel sie ihrem Sohn um den Hals und quietsche glücklich vor sich hin.

"Das freut mich so. Ich seh dich doch so selten." Niall erwiderte ihre Umarmung.

"Ich freu mich auch, Mom." Es war ein schöner Moment für die beiden und Kelly versuchte, sich besonders still zu verhalten, um sie nicht zu stören. Als sie jedoch nach dem Eisbeutel griff, stieß sie mit dem Arm ihre Teetasse vom Tisch und sie zersprang mit einem ohrenbetäubendem Klirren auf den harten Fliesen.

Mutter und Sohn schreckten auseinander und Niall sah sie mit einem liebevollem Grinsen an.

"Du hast ganz schön lange durchgehalten, seitdem das letzte Mal soetwas passiert ist.", lachte er und begann, zusammen mit den anderen beiden, die Scherben aufzusammeln und den Boden zu wischen.

"Es tut mir Leid, Maura." Diese winkte ab und verabschiedete sich dann, um unter die Dusche zu hüpfen. Nialls Vater, so erzählte sie war leider schon in der Arbeit, richte ihr aber schöne Grüße aus.

Sie saßen nebeneinander am Früstückstisch, Niall aß Müsli und Kelly kühlte wieder ihre Nase. Niall meinte, sie wäre nicht geschwollen, jedoch ein bisschen blau.

"Meinst du, du kannst das überschminken? Ich möchte nicht, dass die Leute denken ich schlage dich oder so." Kelly prustete los.

"Baby, du bist ungefähr so gefährlich und furchteinflößend wie eine Babyrobbe. Keiner denkt, dass du irgendjemandem irgendetwas antun kannst." Sie streichelte im über die Haare. Niall kicherte.

"Was?", fragte sie irritiert.

"Nichts", er machte eine Pause. "Baby." Kelly sah ihn kleinlaut an.

"Ich dachte ich probiers mal aus. Nicht gut?" Niall lachte und beugte sich zu ihr rüber.

"Doch gut.", flüsterte er und gab ihr einen Kuss.

Nach dem Frühstück verabschiedete sich Niall, weil er zur Probe mit den anderen Jungs musste. Er hatte sie zwar eingeladen, mitzukommen, aber Kelly entschied sich lieber für eine weitere Runde Schlaf und der Erforschung seines Zimmers.

Als Niall und seine Mutter, die unbedingt mitkommen wollte, das Haus verlassen hatten duschte Kelly und überschminkte ihre blaugrüne Nase.

Eine viertel Stunde später saß sie etwas ratlos auf Nialls Bett und sah sich neugierig im Raum um. Es gab nichts, das besonders auffällig war und so schnappte sie sich die Gitarre, die an der Wand lehnte und fuhr andächtig über die Saiten.

Sie hatte seit dem Tod ihrer Mutter weder eine angefasst, noch einen Ton gesungen. Beides Aktivitäten, die sie früher mit Vorliebe und vor allem häufig ausübte. Nach dem Umfall hatte es für sie einfach den Reiz verloren, obwohl sie ziemlich gut war und großen Spaß daran hatte. Zumindest ihre Mutter hatte immer gesagt, dass sie ein Talent hatte.

Jetzt war es ihr kleines Geheimnis. Sie hörte noch einmal hin, ob auch keiner mehr im Haus war, dann spielte sie zögerlich ein paar Töne. Und dann noch ein paar Töne. Und dann spielte sie wieder so wie früher. Es war, als hätte sie niemals aufgehört.

It Started In Heaven (German)Where stories live. Discover now