Chapter 18

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Ein zartes aber dennoch demonstratives Klopfen weckt mich aus meinem leichten Schlaf auf. Automatisch checke ich die Uhrzeit auf meinem Handy. Es ist 10:3 a.m. Karines Stimme ertönt hinter der Tür. „Y/n liebes, stehst du auf? Sadie kommt bald und ich möchte, dass wir sie alle herzlich begrüßen." Ich stoße ausschließlich ein Brummen aus. Sadie kommt. Hätte ich meinem besten Freund schon eher von meinen Gefühlen erzählt, wäre sie jetzt nicht an Noahs Seite. Die arme wird als Ersatz für mich verwendet. Es staut sich bei dem Gedanken an sie zum ersten Mal nichts in mir zusammen. Wow. Schnell schleiche ich in Chloes Zimmer, um sie zu bitten, mir mein Kleid aufzumachen. Ich habe ihr verkauft, dass ich sie nach dem Telefonat mit Ava und Emily nicht wecken wollte und Noah tatsächlich auch schon geschlafen hat, sodass ich keine andere Wahl hatte, als es anzubehalten. Nachdem ich mich wieder in mein Zimmer zurückgeschlichen habe, mache ich mich zügig fertig. Weihnachten ist nun offiziell vorbei, also ziehe ich mir normale Kleidung an. Ich muss gestehen, dass ich Angst davor habe, Noah gegenüberzutreten. Wahrscheinlich schaffe ich es nicht mal, ihm vernünftig in die Augen zu schauen, ohne dass ich Flashbacks von gestern Nacht bekomme. Ich glaube, ich habe Noah zum ersten Mal so richtig wütend gesehen. Er ist sonst immer ein total positiver Mensch, aber gestern sind wir beide einfach durchgedreht. Das kann also heiter werden.
Als ich gerade dabei bin, die Treppen runtersteigen zu wollen, geht hinter mir eine Tür auf. Obwohl ich mir denken kann, wer dort hinter mir steht und ich es deshalb besser lassen sollte, drehe ich mich um. Noah senkt blitzschnell seinen Blick, als ich ihn angucke. Er sieht sehr müde aus. Eine Weile verstreicht, bis mir auffällt, dass ich ihn bereits zu lang angeschaut habe. So schnell es nur geht, laufe ich die Treppe herunter und gehe in die Küche. Dort schnappe ich mir eine Schüssel und einen Löffel, setze mich auf einen Hocker am Tresen und kippe mir erst einige Cornflakes und dann Milch ein, das bereits beides dort stand. Hinter mir ertönt Mitchells Stimme. „Noah, wann sollen wir Sadie vom Flughafen abholen?" Ich erschaudere, als Noah sich zu mir setzt und seinem Vater antwortet. „Sie hat geschrieben, dass sie sich ein Taxi nehmen will. Du brauchst uns also nicht fahren." „Sie ist echt ein Engel. Gute Wahl, mein Junge. Dabei dachte ich immer, dass du und Y/n zusammenkommen würdet." Mir bleiben die Cornflakes im Halse stecken, aber ich will jetzt nicht husten, also versuche ich es mir so gut es geht zu verkneifen. Noah lacht auf. „Ja, das dachte ich früher auch immer. Aber jetzt sind wir fast Erwachsen und jeder von uns hat sein eigenes Leben." Oh Noah. Ich drehe mich vorsichtig zu Mitchell um. „Aber denkt dran, es heißt heirate deinen besten Freund. Also solltet ihr es vielleicht irgendwann doch mal miteinander versuchen. Ich mag Sadie echt gern, aber noch lieber hätte ich Y/n als Schwiegertochter." Er zwinkert uns zu, bevor er anschließend den Fernseher anmacht, um lauter als normal ein Baseballspiel anzuschauen. Typisch Dads. Wenigstens herrscht nun keine komplette Stille zwischen mir und Noah. Ich stochere noch eine Weile in der Cornflakes Schüssel herum und stelle sie anschließend in die Spüle. Meine Gedanken kreisen dabei die ganze Zeit über um Noah. Wir hatten noch nie wirklich großen Streit gehabt. Als Kinder haben wir uns zwar oftmals wegen dem letzten Keks oder den schönsten Buntstiften in die Haare gekriegt, aber letztendlich fanden wir immer eine Lösung für unsere Probleme. Karine teilte den Keks in zwei gerechte Stücke und jeder durfte mal mit dem schönen grünen Stift malen. Warum sollte es dieses Mal also nicht auch so sein? Ich werde meinen Keks mit Noah teilen und mich mit ihm aussprechen. Nur wie? Erschrocken zucke ich zusammen, als ich dabei bin mich umzudrehen und in Noah reinlaufe. „Sorry.", sagen wir beide gleichzeitig, ohne uns wirklich dabei anzusehen. Ich atme seinen vertrauten Geruch ein und plötzlich, wie auf Knopfdruck, kommen mir die Tränen. Warum fühlt er sich auf einmal nur so fremd an? Ist unsere Freundschaft nun vielleicht für immer zerstört? Ich wusste, dass Liebe und Gefühle ein Keil zwischen uns treiben würden, dabei haben wir uns letzten Abend nicht mal geküsst. Das wäre mit sogar lieber gewesen. Schnellen Schrittes bin ich auf dem Weg ins Badezimmer, als Finn mir über den Weg läuft. Ihn habe ich wirklich total vergessen. Verdammt, bin ich eine schlechte Freundin. „Hey, ist alles gut bei dir?" Besorgt greift er nach meinem Kinn, sodass ich ihn ansehe, während er mir dabei über die Wange streicht. „...ja-äh ich habe mir nur gerade meinen Zeh gestoßen. Tut ziemlich weh. War ja klar, dass ich wieder irgendwo gegen laufen muss." Er nickt verständnisvoll und sieht mich mit seinen schönen Augen an. Soll ich jetzt noch was sagen? Küssen wir uns jetzt und dann? Meine Gedanken werden unterbrochen, als neben uns die Tür vom Badezimmer aufgeht und Chloe versucht, sich unauffällig an uns vorbeizuschleichen. Unglücklicherweise stößt sie sich dabei an einer Kommode und flucht leise vor sich hin. Finn lässt mich kurzerhand los und geht zu ihr, um sie zu fragen, ob alles okay bei ihr ist. Hallo Superkrankenpfleger? Deine Freundin hat sich gerade imaginär ihren Fuß verletzt und du kümmerst dich lieber um einen anderen Patienten? Tzz.
Mein Herz bleibt eine Sekunde stehen, als es plötzlich an der Tür klingelt. Sadie. Ich bin gespannt auf sie, da ich sie bis jetzt noch nie in echt kennengelernt habe. Noah hat meistens Familie und Geschäftliches voneinander getrennt. Natürlich hat er Chloe schon einige Male irgendwohin mitgenommen, aber im großen und ganzen kenne ich ihn nur als Noah-Noah und nicht
als Filmstar-Hilfe-alle-Mädchen-stehen-auf-mich-Noah. Da ich bereits so gut wie bei der Tür bin, bin ich es, die diese aufmacht und Sadie als erste begrüße. „Hi Y/n, es ist so schön, dich endlich kennenzulernen. Noah hat mir schon so viel von dir vorgeschwärmt, dass ich wahrscheinlich deine komplette Biografie schreiben könnte." Sie lacht und klingt dabei total anmutig wie eine Fee oder eine Elfe. -Sofern man ein Lachen mit einem Fabelwesen vergleichen kann. Beinahe wäre mir der Mund offen stehen geblieben, weil sie wirklich total strahlt. Bestimmt hatte sie die letzten 30 Stunden recht wenig geschlafen, aber das hätte man ihr keinesfalls ansehen können. In der Wirklichkeit sieht sie doppelt so hübsch aus wie man sie sonst aus dem Internet kennt. Mit einem Mal fühle ich mich schlecht, dass ich so negativ von ihr gedacht habe,weil ich sofort erkenne, dass sie ein herzensreiner Mensch ist. Noah hat sie wirklich verdient und obwohl es mir trotzdem noch immer einen klitzekleinen Stich versetzt, kann ich sagen, dass ich froh bin, dass die beiden sich gefunden haben. Jetzt wird mir auch endlich klar, warum Noah neulich so früh aufgestanden ist und uns motiviert wie eh und je Frühstück gezaubert hat. Denn Sadie strahlt eine Energie aus, die auch mir die Mundwinkel nach oben zaubern lässt. „Es ist wirklich toll dich endlich kennenlernen zu dürfen, Sadie. Du tust Noah sichtlich gut und das freut mich total für ihn." Wir umarmen uns kurz, ehe Noah seine Freundin endlich in den Arm schließt und sie zur Begrüßung küsst. Trotz meinem vorherigen Gedanken schaue ich weg, um mir die beiden nicht ansehen zu müssen.

Später sind Finn und ich allein in meinem Zimmer und gucken zusammen einen Film. Dabei ist die Zimmertür auf Mitchells Befehl hin natürlich ein Stück geöffnet. Was denken amerikanische Eltern nur immer was man hinter verschlossener Tür alles treibt? Die Tür geht vorsichtig einen größeren Spalt breit auf und Sadies Kopf lugt hervor. Nun habe ich endlich einen Grund, mich aufzurichten, denn es wurde ziemlich ungemütlich so an Finn angekuschelt. „Es tut mir leid, dass ich euch stören muss, aber Finn, ich bräuchte einen kurzen Moment deine Hilfe. Kommst du kurz mit?" „Jetzt? Also jetzt sofort?" Er bewegt sich kein Stück. „Bitte, Noah ist gerade mit seiner Mom beschäftigt Ich brauche dich jetzt wirklich." „Na gut." Stöhnend erhebt Finn sich und bewegt seinen Körper schleppend zur Tür. Würde ich nicht wissen, dass er erst vor kurzem achtzehn geworden ist, hätte ich gedacht, dass er achtzig wäre. -Naja, onbwohl, Noah ist genauso.
Ich versuche mir die Zeit, in der Finn nicht da ist, mit meinem Handy zu überbrücken. Wobei er Sadie wohl so dringend helfen muss? Ich antworte meinem Bruder auf eine Nachricht, die er vor etwa 20 Minuten geschickt hat, als ich ein Geräusch wahrnehme. „Das ging ja schnell. Ist bei Sadie wieder alles in Ordnung?" „Du solltest wohl lieber fragen, ob bei uns alles in Ordnung ist." Ich schrecke ein wenig zusammen, als auf einmal die Stimme Noahs anstelle der von Finn ertönt. Langsam setze ich mich auf und schaue eingeschüchtert zu ihm, während mir Wärme in den Kopf steigt. „Das ist eine wirklich gute Frage. Wir haben uns den ganzen Tag über schon ignoriert, also ist definitiv nicht alles so wie sonst.", bemerke ich in einem Flüsterton. Noah nickt leicht. „Wir haben uns einige Dinge an den Kopf geworfen. Am besten sollten wir darüber reden " „Ja. Dabei ist dein Wunsch sogar in Erfüllung gegangen. An meiner Stelle war nun den ganzen Tag Sadie. Weißt du nicht mehr, du wolltest, dass sie anstelle von mir bei dir ist." „Ja, weil du total genervt hast." Dabei entweicht Noah ein breites Grinsen. Juhu. „Das ist doch auch sonst immer deine Aufgabe, findest du nicht?", meine ich belustigt. „Haha.", sagt er mit einem sehr ironischen Unterton. Sein Lächeln vergeht. „Y/n, es tut mir leid, dass ich dir die Schuld für alles gegeben habe. Du hattest die ganze Zeit über Recht, Gefühle werden unsere Freundschaft zerstören." „Noah, eigentlich müsste ich diejenige sein, die sich bei dir entschuldigen sollte. Es tut mir leid, dass ich dich so angegiftet habe." „Komm her." Er bereitet die Arme raus, doch ich zögere kurz. „Was ist los mit dir, Y/n?" „Ich muss dir noch was erzählen.", beginne ich. „ Du wolltest doch wissen, warum ich bei dir aufgekreuzt bin. Eigentlich war ich nur da, damit du mir mein Kleid aufmachst. Ich hatte gar nicht vor, irgendwas mit dir zu machen." Schnell schließe ich mich in seine Arme, bevor er diese wieder wegziehen kann. „Du bist so fies!" Er löst sich von der Umarmung und versucht mich zu fangen, doch mit schnellen Reflexen laufe ich vor ihm weg. Durch seine langen Beine hat er einen deutlichen Vorteil, wodurch er mich einfängt und aufs Bett schmeißt. Lachend ergebe ich mich. Doch, damit wir uns nicht aus Versehen näher kommen, erhebe ich mich schnell wieder.
„Hat Sadie dich eigentlich zu mir geschickt?" Er legt sich lässig auf die Seite. „Wie kommst du darauf?" Ich merke ihm an, dass er nervös ist. So hat er früher auch immer geguckt, als er Mist gebaut und Karine in darüber ausgefragt hat. Typisch Noah. „Dein Blick verrät alles." Er druckst einen Augenblick herum. „Ja, kann schon sein, dass sie möglicherweise was bemerkt und mich dann gezwungen hat, mit dir zu reden." Sie ist eine echt tolle Freundin. „Du bist echt durchschaubar, weißt du das?" „Jaja, schon klar." Er erhebt sich wieder und steht mir nun gegenüber. Plötzlich wird mir etwas klar. „Hast du- ich meine, weiß Sadie über was wir gestritten haben?" „Kann auch sein, dass ich die Wahrheit ein bisschen verdreht habe.", antwortet Noah. „Hast du Finn was erzählt?" „Nein."
Er schaut mich an. „Wollen wir nicht vielleicht nochmal von vorne anfangen?" Verwirrt blicke ich zu meinem besten Freund. „Was meinst du?" Er streckt mir die Hand hin. „Hey Y/n, ich bin Noah, dein bester Freund. Du weißt, dass ich sehr lange auf dich stand, was du immer lustig fandest. Mittlerweile aber habe ich eine wundervolle Freundin." Ist das jetzt gut oder schlecht? Ich schüttle ihm die Hand, als wären wir gerade dabei, den Deal unseres Lebens zu vereinbaren und stelle mich ebenfalls vor. „Schön dich kennenzulernen, Noah. Ich bin Y/n und bin ebenfalls in festen Händen. Vielleicht sollten wir mal auf ein Doppel Date gehen." Wir grinsen uns triumphierend an und lassen uns los. Und wieder haben wir es geschafft, uns zu vertragen. Voller Euphorie frage ich: „Wollen wir Kekse essen?" „Nur, wenn du sie holst!" Er schmeißt sich auf mein Bett und schaut mich fordernd an. „Jaja, ich geh ja schon."
Auf dem Weg in die Küche begegne ich Sadie und Finn, die uns auf Sadies Plan hin allein gelassen haben. Mit den Keksen gehen wir zusammen zurück zu Noah und gucken den Film weiter, den Finn und ich angefangen haben. Als nur noch ein Keks in der Schüssel ist, nehme ich ihn mir, doch Noah schreit auf. „Den wollte ich haben!" Er schaut mich schmollend an, bis Sadie mir den Keks aus der Hand nimmt und ihn in zwei gerechte Stücken teilt. „Hier. Damit es nicht noch mehr Streit gibt." Sie reicht jedem von uns ein halben Keks.
Ich versuche mir ein Schmunzeln zu unterdrücken. Wie in alten Zeiten.

The love of my life~ Noah Schnapp FF Where stories live. Discover now