Kapitel 1

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Sommer 2013
"Vielen Dank!" Sagte ich zum Taxifahrer der mich gefahren hatte, mir die Koffer ausgeladen hatte und reichte ihm den fünfzig Dollar Schein, den ich dabei hatte. Der Fahrer, ein Mann, augenscheinlich südamerikanischer Herkunft, Mitte fünfzig, lächelte und fuhr wieder an. 
Ich seufzte und hielt mir die Hand vor die Augen um das Sonnenlicht auszublenden. Hier in Los Angeles war mal wieder super Wetter, strahlender Sonnenschein und ungefähr 30 Grad Celsius im Schatten. 
Mein kleiner schwarzer Koffer stand neben mir, der Rucksack hing über meine linke Schulter. 
Ich ging auf das Tor, welches zu den Studios führen würde, zu. 
"Hey. Uhm meine Name ist Charlotte Young. Ich hab hier einen Brief von Joss Whedon. Ich soll mich hier melden, damit man mit sagen kann wo ich hin muss." Sagte ich und hielt ihm meinen Brief hin. 
"Joss Whedon. Der neue Marvel Film." Die Frau hinter dem Schalter schien genervt, aber sie blätterte ihre Unterlagen durch. 
"Studio 13." Sagte sie und öffnete dann das Tor. Ich zog meinen schwarzen Koffer hinter mir her und trat durch das Tor. 
So begann mein langer Gang zu Studio 13. Die Studios hier waren von kleinen nach größeren Nummern aufgebaut. Also musste ich zum vorletzten Block gehen und dann links abbiegen.
Die Sonne brannte auf mich herab und ich fühlte den Schweiß meine Stirn hinab laufen. Die Haare in meinem Nacken begannen schon zu kleben. Ich begann nach Luft zu keuchen. Verdammt, warum waren meine Schulsachen nur so schwer und wieso war es notwendig, dass ich sie mitnahm. 
Endlich kam Studio 13 in Sicht. Ein großes graues Gebäude, mit einem Eingang eine große, weiße 13 neben der Tür gemalt.
Ich ging näher. Da waren schon einige Menschen. Nicht nur einige sondern verdammt viele. 
Zögerlich ging ich auf den Eingang zu, eine Gruppe von Menschen stand zusammen und unterhielt sich lauthals. 
"Hey. Wer bist du denn?" Eine blonde Frau hatte mich gesehen und kam auf mich zu. 
"Uhm. Hey mein Name ist Charlotte." Sagte ich leise. Meine Stimme schwankte leicht, auch nach all den Jahren als Schauspielerin gelang es mir immer noch nicht Selbstbewusstsein zu spielen. 
"Freut mich Charlotte. Ich bin Scarlett." Das Lächeln der Frau schien größer als vorher. 
Ich lächelte zurück. 
"Bist du vom Tor hierher gelaufen? In der Hitze?" Ich nickte ein wenig. 
"Warum hat denn die Frau am Tor nicht angerufen?" Sie legte einen Arm um meine Schulter und führte mich zum Eingang. 
"Komm mit Honey. Da drinne ist es kühl und es gibt Getränke." Wir kamen der Gruppe von Menschen näher und ich sah wie die Leute zu uns rüber guckten. 
"Scarlett? Wer ist denn das?" Ein Mann mit braunen Haaren trat vor. 
Ich lächelte und winkte den Menschen zu. 
"Das ist Charlotte." Die Frau neben mir lächelte die anderen Menschen an. 
Begrüßungen wurden ausgetauscht und die anderen stellten sich vor. 
Der Mann, der gefragt hatte,hieß Robert. Die junge Frau, neben ihm, Elizabeth. Es gab zwei blonde Männer, die beide Chris hießen. Einen Mann mit ursprünglich dunklen gelockten Haar, das nun aber schon leicht ergraut war, er hieß Mark. 
Und der letzte Mann hieß Aaron, er war ungefähr so alt wie Elizabeth. 
"Du spielst also unsere kleine Schwester." Sagte er und lächelte mich an. 
Ich lächelte zurück und nickte.  
"Komm ich zeig dir alles." Lächelte Scarlett nun neben mir. Ich zuckte mit den Schultern, nickte aber.
Sie zog mich sanft mit ihr mit. In dem Gebäude war es angenehm kühl und ich ließ einen wohligen Seufzer aus.
"Wir sollten dir wohl zuerst etwas zu trinken besorgen." Die Blonde neben mir führte mich zu einem kleinen Raum, mit Sofas, einem Kühlschrank und einer kleinen Küche.
"Das ist der Pausenraum." Sie öffnete den Kühlschrank und hielt mit eine Flasche Wasser hin. 
"Und hier haben wir was zu trinken für dich.
"Vielen Dank." Sagte ich und nahm die Flasche an. Ich öffnete sie und nahm gierig einige Schlucke des Wassers, es war nahezu eiskalt weswegen sich mein Magen leicht zusammen krampfte.
"Komm ich zeige dir wo dein Wohnwagen steht. Wo sind eigentlich deine Eltern? Sollten sie nicht mit dir hier sein oder dich wenigstens herbringen?" 
Ich schüttelte den Kopf. "Mein Vater ist sehr beschäftigt, daher kann er nicht kommen."
Die Frau neben mir zog mich mit sich zu einer Reihe Wohnwagen. 
"Das hier ist dein Wagen." Sagte die Frau und zeigte mir einen der Wohnwagen. 
"Dankeschön." Sagte ich und lächelte sie an. Sie öffnete die Tür und schon mich durch bevor sie meinen Koffer hinterher mir her. 
"Brauchst du vielleicht Hilfe beim auspacken oder so?" 
"Nein vielen Dank. Ich komme klar, aber uhm wann beginnt der Dreh?" Fragte ich. 
"Morgen früh. Wann genau du dran bist musst du nachgucken. Der Plan hängt an der Tür zum Pausenraum." Ich nickte.
"Okay vielen Dank." Sie lächelte mich an und ich lächelte zurück. 
"In Ordnung ich lasse dich jetzt alleine um dich in Ruhe auspacken zu lassen." Sie verließ den Wagen und ich begann meinen Koffer auszupacken. 
Für die nächsten drei Monate würde ich hier wohnen. Die Hosen in das eine Fach , die T Shirts und Pullover ins andere. Pyjamas in die Kommode neben dem Bett und die Schulsachen auf den kleinen Tisch im vorderen Bereich des Wagens. 
Mehr besaß ich nicht also ließ ich mich auf den einen Stuhl gleiten und begann meine Schulaufgaben zu machen, je mehr ich heute schaffte, desto weniger musste ich den Rest der Woche schaffen. 
Ich war gerade versunken im analysieren und interpretieren einer Karikatur, als es an der Tür klopfte. 
"Ja?" Sagte ich, aber anscheinend nicht laut genug, denn die Person klopfte wieder. Ich stand auf und öffnete. 
Elizabeth und Scarlett standen da. 
"Wir wollten dich zum Abendessen abholen." Sagte die Brünette und ich lächelte dankbar. 
"Oh vielen Dank. Eine Sekunde ich zieh mir nur eben Schuhe an." Ich schlüpfte in meine alten, schwarzen Turnschuhe, die schon fast zu klein waren, aber Vater hatte mir keine neuen kaufen wollen, als ich darum gebeten hatte, also würde ich es wohl noch eine Weile ertragen müssen.
Ich folgte den beiden Frauen zu einem Wagen. 
"Da es der erste Abend ist gehen wir als Cast zusammen essen." Sagte Scarlett und ich war dankbar, dass ich meinen Rucksack mitgenommen hatte, in dem ich noch mindestens 30 Dollar hatte. Die Taxifahrt heute morgen war teurer gewesen als ich gedacht hatte, weswegen ich jetzt nur noch relativ wenig Geld hatte. 
Ich saß hinten neben Elizabeth, Scarlett auf ihrer anderen Seite. Robert fuhr und ChrisE saß auf dem Beifahrersitz. Die Erwachsenen führten eine Unterhaltung über die Szenen, die wir morgen filmen würden. Anscheinend waren nur zwei Szenen dabei in denen ich spielen würde. Die eine Szene, würde noch im letzten Film als Post Credit Scene verwendet werden, und man würde die drei Maximoffs in ihren Zellen mit ihren Kräften sehen. Die andere wäre eine der Szenen für den Film. Wir würden einfach hinter Baron Strucker stehen bis wir entscheiden abzuhauen. 
Bei beiden Szenen hatte ich keinen Text also konnte ich mich entspannen. Zwar war es einfacher mit Text zu spielen, aber ich hatte in den letzten paar Jahren viel über das schauspielern ohne Text gelernt und es war mir lieber, da es eine größere Herausforderung war.
Der Wagen hielt vor einem Restaurant. Innen drinne saßen schon Aaron, ChrisH, Mark und ein Mann, den ich nicht kannte, der mir aber als Jeremy vorgestellt wurde, an einem Tisch. 
Die Bedienung kam und händigte uns die Karten aus. Sie schien leicht beeindruckt zu sein, wobei leicht untertrieben war. Sie brachte keinen Ton heraus und als ChrisE sie dann noch umarmte war es ganz mit dem Ruhig Bleiben vorbei.
Ich warf einen Blick auf die Karte. Selbst das billigste Gericht kostete 11 Dollar plus Getränk. Wenn ich aber das Kindermenü nahm wäre ein Getränk dabei, zwar wäre die Menge kleiner, aber ich sollte eh nicht so viel essen. 
Als also die Frage an mich gerichtet wurde bestellte ich die Kinderportion Nudeln mit Soße und Käse, dazu Wasser. 
"Willst du nicht lieber ein richtiges Gericht? Kindergerichte sind sehr klein." Sagte Scarlett, der besorgte Ton in ihrer Stimme war deutlich und ihren grünen Augen schwamm Besorgnis.
"Nein alles gut. Ich hatte eben einen kleinen Snack, als ich Mathe gemacht habe." Sagte ich und versuchte möglichst überzeugend zu klingen. 
Obwohl ich als Schauspielerin arbeitete, war mir lügen noch nie leicht gefallen, weswegen ich sehr erleichtert war, dass sie sich von mir weg drehte und Aaron zu wand mit dem sie zuvor geredet hatte. 
Das Essen kam und während die anderen durcheinander redeten blieb ich ruhig, redete nur wenn angesprochen und aß brav mein Essen. 
"Wo hast du eigentlich bisher mitgespielt?" Fragte plötzlich jemand ich sah auf und schaute in das neugierige Gesicht von ChrisH. 
"Uhm ein paar Filme aber  vor allem kleine Auftritte hier und da." Versuchte ich seine Frage ausweichend zu beantworten. 
"Welche Filme?" Fragte Robert und ich stöhnte innerlich auf. Super. Jetzt schaute jeder zu mir. 
"Als ich fünf war habe ich die Hauptrolle in einem Film namens 'The last Mimzy' gespielt und vor zwei Jahren dann in 'The legend of Longwood' sonst nur kleine Rollen." Sagte ich während ich nach unten schaute. 
"Aber das ist doch was. Du bist wie alt 10? 11?" 
"13." Korrigierte ich Robert.
"13. Okay. Dafür, dass du so jung bist, ist das doch ganz ordentlich." Ich nickte nur dankbar und lächelte kurz bevor ich mich wieder meinem Essen zuwand. 
"Robert hat Recht Honey. Es ist sehr beeindruckend wie hart du arbeitest und was du in dem Alter schon erreicht hast. Du musst nicht nur weil dir das eingetrichtert worden ist so bescheiden sein." Sagte Scarlett jetzt und ich spürte wie sich meine Wangen rot färbten.
"Danke." Murmelte ich, während ich die Gefühle, die das Lob in mir auslöste beiseite drückte. Weit weg in den hintersten Winkel meines Kopfes verbannte um sie ja nie wieder zu spüren. Mein Vater hatte mich gelehrt, dass ich es nicht wert war solche Komplimente zu bekommen. Dass mein Ego schon schlimm genug war, und dass ich es nicht verdiente, wenn jemand mir so freundlich begegnete. Alleine dadurch war ich mir schon sicher, dass auch die anderen hier an diesem Tisch bald keine Lust mehr auf mich haben würden. 
Sie würden merken wie langweilig, nutzlos und wertlos ich war und mich fallen lassen. Alleine zurücklassen so wie jeder andere es auch getan hatte. 
Das Lachen der anderen riss mich aus meinen Gedanken und für einen kurzen Moment konnte ich mir vorstellen wirklich dazu zu gehören, aber dann fiel mir alles wieder ein. 
Ich blickte in die Runde, all diese guten und netten Menschen. Niemals durften sie erfahren was ich getan hatte. 
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1758 Wörter 

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