~17 James Bond oder Indiana Jones?

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Sein Blick wurde intensiver, meine Atmung verschnellerte sich und naja, die übrigen Symptome eben. Seine Hand hielt meine noch immer fest umklammert, aber ich wollte auch nicht, dass er sie jemals wieder losließ. Behutsam beugte er sich nach vorne, zu mir. Diesmal vertraute ich ihm, er hatte mich vor dem Tod bewahrt. Ich verdankte ihm mein Leben. Ich fühlte mich hier sicher, wie endlich zu Hause angekommen. Unsere Lippen waren nur noch Zentimeter voneinander entfernt, als ein seltsames Summen erklang.

Wir schreckten beide hoch und ich rannte zum Fenster. Weit und breit nichts zu sehen, aber das Summen wurde immer lauter. Mein Blick schnellte in die Höhe und ich keuchte.

Sie haben uns gefunden.

"Sie sind hier, sie haben uns gefunden.", stieß ich meine Gedanken hervor.

Jetzt kam Alec zu mir und sah ebenfalls aus dem Fenster. Wieder griff er nach meinem Arm und zog mich mit sich. Der Schmerz durchzuckte mich, aber dafür war jetzt keine Zeit. Im Vorbeigehen griff ich, wie Alec, nach meiner Tasche und warf sie mir über die Schulter.

Zu meiner Verwunderung rannten wir nicht aus dem Haus, sondern in das, was wohl mal die Küche gewesen ist.

"Was machst du denn? Wir müssen hier weg!"

Mit einem Blick, der mir sagte, dass ich jetzt besser die Klappe halten sollte, drehte er sich mit dem Rücken zu mir und lief zu einer alten Komode.

Was zum Teufel treibt der Kerl da? Aber wir haben ja Zeit! Lust auf ein Kaffeekränzchen?

Er schob sie zur Seite und seine Muskeln in seinen Armen verkrampften sich. An der Wand erschien eine kleine..., also Tür könnte man es jetzt nicht gerade nennen, aber so etwas ähnliches erschien eben.

"Und? Was sagst du jetzt?"

"Jetzt bin ich baff..."

Mit einem Grinsen bedeutete er mir ihm zu folgen und stieg durch das türähnliche Ding. Ich hörte Schritte auf der Veranda und ich rannte, unter höllischen Schmerzen durch die Öffnung. Alec, der dort gewartet hatte, schob jetzt die Komode wieder vor und schloss die kleine Holztür.

Ich fühlte mich hier wie in einer schlechten James-Bond-Imitation.

Alec schien sich hier auszukennen, denn er lief zielstrebig durch die wirren, dunklen Gänge. Ich fragte einfach gar nicht wo er mich schon wieder hinführte. Auf seine aufschlussreichen Antworten konnte ich jetzt wirklich verzichten! Ich hatte seine Hand genommen, um mich nicht zu verlaufen. Also eilten wir jetzt Hand in Hand durch dunkle, unterirdische Gänge. Ich sagte doch, wie in einem Abklatsch von James Bond oder Indiana Jones.

Nach einer gefühlten Ewigkeit hielt Alec schwer atmend an, ich lehnte mich gegen die kalte Steinwand, um meinen schmerzenden Fuß zu entlasten und schloss die Augen. Kurz darauf hörte ich etwas rumoren und fürchtete schon, sie hätten uns eingeholt. Mit weit aufgerissenen Augen sah ich mich um, aber das brachte gar nichts, weil es mittlerweile stockdunkel war.

Ich spürte Alecs Hand wieder in meiner und wurde weitergeführt. Ein leichter Luftzug strich meine Haut. Im nächsten Moment sah ich einen klaren Sternenhimmel. Ich stieg ein paar Stufen nach oben und war dann endlich wieder im Freien. Ich atmete die frische Nachtluft tief ein, spürte wie sie mir Kraft gab, mich belebte. Alec schloss gerade wieder die Falltür, durch die wir gekommen waren, legte ein paar Äste darauf und streute Laub darüber.

"Was jetzt?"

"Jetzt müssen wir wohl oder übel improvisieren."

"Meinst du sie haben den Weg schon gefunden?"

"Ich denke schon, ich meine...naja...wir sollten uns einfach beeilen. Schaffst du das mit deinem Fuß?"

Ich senkte meinen Blick und betrachtete meinen Fuß.

"Ich versuch's. Das muss einfach klappen."

Er zog eine Augenbraue nach oben und sah mich zweifelnd an.

"Wirklich, ich schaff das schon!"

Humpelnd lief ich jetzt an ihm vorbei, ich hörte ihn leise schmunzeln und ich warf ihm einen bösen Blick zu. Als Antwort hob er die Hände wie zur Verteidigung.

Wir liefen eeewig! Durch einen düsteren Wald, in dem ich Wurzeln mied, über Felder und manchmal mussten wir auch kleine Flüsse überqueren. Also waren wir beide, nass, müde und deshalb schlecht gelaunt. Ich stellte irgendwann mal klar, dass ich keinen Meter mehr weiter könnte und wir setzten uns auf den Boden. Ich lehnte mich an Alec, der seinen Arm um mich schloss und machte die Augen zu. Er ließ sich nach hinten sinken und zog mich mit sich. Ich lag mit den Kopf auf seiner durchtrainierten Brust und lauschte seinem Herzschlag und den gleichmäßigen Atemzügen.

Irgendwann fing ich vor Kälte an zu zittern und Alec zog mich noch näher an sich. Mit seinem einzigartigen Geruch umhüllt dämmerte ich langsam weg...

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, schlief Alec noch. Er musste ziemlich erschöpft sein, er hätte mich ziemlich lange getragen und dann musste er mich noch die ganze Zeit hinter sich herziehen. Ich musterte seine markanten Gesichtszüge und fuhr sanft mit meinen Fingern über sein Kinn und seine Wangenknochen. Er sah so friedlich aus, wenn er schlief. Ohne Sorgen, ohne Ängste. Ich strich noch immer über sein Gesicht, als seine Mundwinkel zuckten.

Schnell nahm ich meine Hand wieder weg und tat so als würde ich noch schlafen.

Jaa! Super gemacht, Joe! Wie peinlich!

Die Röte stieg mir ins Gesicht.

• • • •

Wir waren jetzt schon wieder ein paar Stunden unterwegs und mein Bauch gab ziemlich schräge Töne von sich. Ich hatte soooo Hunger und mein Fuß tat immer noch total weh. Inzwischen waren wir wieder in einem Wald und schlugen uns durch riesiges Dornengestrüpp. Nach einer weiteren halben Stunde stießen wir durch die letzten Dornen und fanden uns auf einer riesigen Lichtung wieder. Sie war nicht wie die mit der Holzhütte. Die Bäume waren riesig und ihr Astwerk ließ kaum Licht durchdringen. In der Mitte befand sich ein großes Gebäude, das an eine verlassene Lagerhalle erinnerte. Schnellen Schrittes steuerten wir darauf zu, Alec öffnete die schwere Metalltür und wir traten ein. Ich half Alec die Tür wieder zu schließen und als wir uns umdrehten entfuhr mir ein erstickter Schrei. Zwei große, muskulöse Männer standen vor uns und zielten mit riesigen Waffen auf uns.

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