Gamoras Schutzengel

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Mit einem Tee in der Hand saß Gamoras Schutzengel vor dem Fenster, hinter dem man Gamoras zurzeitige Aktivitäten sehen konnte. Sie nippte an ihrem Tee und starrte unentwegt auf das Glas. Vor ungefähr zwei Jahren war Gamoras Leben ziemlich gefährlich geworden. Also ab dem Zeitpunkt, an dem sie sich den Guardians of the Galaxy angeschlossen hatte. Nicht das ihr Leben davor nicht gefährlich gewesen wäre, aber da war sie noch nicht so oft in lebensbedrohliche Situationen geraten. Der Schutzengel zog die Augen zusammen, als Peter Quill eine Waffe auf Gamora richtete. Doch dort durfte sie nicht eingreifen. Das war das schlimmste am Job des Schutzengels. 

Wenn die Person in Lebensgefahr war und nicht sterben wollte, durften die Schutzengel eingreifen. Sollte die Person allerdings den Tod wollen, so durfte der Schutzengel nicht eingreifen, egal wie sehr ihm sein Schützling ans Herz gewachsen war. Und im Moment wünschte sie sich nichts mehr, als den Grund für Gamoras Todeswunsch umzubringen, doch auch das durfte sie nicht- was sie emotional ziemlich mitnahm. Aber sie hatte sich selber für diesen Job und dieses Leben entschieden. Und daran konnte sie nichts mehr ändern. Sollte Gamora sterben, müsste sie die Verantwortung für ein neues Lebenwesen übernehmen. 

Manchmal war es toll, ihrem Leben zuzusehen. Sie lachte viel, hatte aber auch schon wegen ihres Schützlings geweint. Der Schutzengel nahm noch einen schluck ihres Tees und kuschelte sich mehr in ihre Decke. Solange die Ränder des Fensters nicht rot leuchteten, durfte ein Schutzengel nicht eingreifen. Mit zusammengekniffenen Augen folgte sie weiter dem Geschehen hinter dem Fenster. Es vergingen Stunden, in denen nichts lebensbedrohliches in Gamoras Leben passierte. Bis sie mit Thanos auf Vormir ankam.

Die Ränder des Fensters begannen, in einem hellen Rotton zu leuchten. Gamoras Schutzengel stellte die Tasse auf einen Tisch vor sich, stand auf und mit einem Fingerschnipsen trug sie nicht mehr ihre gemütlichen Klamotten, sondern eine Kluft, die einer Kriegerin würdig war. Mit schnellen Schritten lief sie zur Tür neben dem Fenster und öffnete sie. Hinter der Tür ging es meterweit nach unten. Der Schutzengel sah nochmal auf das Fenster, bevor sie sich durch die Tür fallen ließ und ihre schneeweißen Flügel ausbreitete. Das Mädchen glitt durch die Lüfte und formte eine Wolke, die sich ihrem Umfeld perfekt anpasste.

Sie ließ sich darauf nieder und flog auf der Wolke näher zu ihrem Schützling heran. Aufmerksam beobachtete sie das Geschehen am Rande der Klippe. Der Schutzengel spürte, dass es nun gefährlich für Gamora wurde. Sie hielt sich bereit, jederzeit einzugreifen. Das Mädchen sah, wie Thanos den Arm seiner "Tochter" ergriff und sie zum Rand der Klippe zog. Als er sie die Klippe herunter warf, wartete der Engel keine Sekunde und stürzte sich von der Wolke herunter. Sie breitete ihre Flügel aus und schoss auf Gamora zu, die dem Boden immer näher kam. Fünf Meter vor Gamoras Tod, schaffte es das Mädchen, sie aufzufangen und mit ihr in den Armen in den Himmel aufzusteigen.

Gamora hatte die Augen weit aufgerissen vor Schreck, während sie mit dem Engel durch die Lüfte glitt, zurück zur Wolke. Das Mädchen setzte Gamora auf der Wolke ab und wartete auf eine Reaktion ihrerseits. Sie gab Thanos "Tochter" ein wenig Zeit, die eben geschehenen Ereignisse zu verarbeiten. "Wer bist du?", war die erste Frage die Gamora über die Lippen kam. "Ich bin dein Schutzengel", beantwortete das Mädchen die Frage ihres Schützlings und lächelte sie an. "Gibt es irgendeinen Ort, an den du jetzt möchtest?" Gamora überlegte keine Sekunde. "Weißt du, wo Peter ist? Peter Quill?" Der Engel nickte. "Möchtest du zu ihm?" "Ja, bitte."

Der Engel setzte sich mit auf die Wolke. Mit einem Wink ihrer Hand setzte sich die Wolke in Bewegung. "Also? Hast du noch mehr Fragen?", wollte das Mädchen von ihrem Schützling wissen. "Ja. Wie heißt du und wieso hast du mich gerettet?" "Mein Name ist Epona. Und ich bin dein Schutzengel. Es ist meine Aufgabe, dich zu beschützen. Die Wolke verließ die Atmosphäre des Planeten und steuerte den nächsten Sprungpunkt an. "Wie ist es so, ein Schutzengel zu sein?" "Naja, manchmal ist es aufregend, traurig und in manchen Situationen wäre ich am liebsten zu dir gegangen und hätte dich von manchen Dingen abgehalten."

"Wieso hast du es nicht getan?" Fragend sah Gamora das Mädchen an. Epona seufzte. "Das ist nicht so einfach. Als Schutzengel gibt es Regeln, die man befolgen muss", fing das Mädchen an zu erklären. Den restlichen Flug beantwortete Epona Gamoras restliche Fragen und stellte selbst ein paar. Nach ungefähr einer Stunde kamen sie am Sprungpunkt an. "Gut festhalten", ordnete Epona an. "Auch wenn du das schon oft gemacht hast, so ist es immer noch was anderes." Gamora nickte und vergrub ihre Finger in der weichen Wolke. Von der einen auf die andere Sekunde schwebte die Wolke über dem Planeten Titan.

Gerade als Gamora Peter entdeckte und etwas sagen wollte, bedeutete Epona ihr, leise zu sein. "Ich habe eine Illusion erschaffen. Thanos denkt, du wärst Tod und er hätte den Seelenstein. Er ist auch auf dem Handschuh, aber der Stein ist eine Fälschung." Das Mädchen deutete nach unten, wo Thanos gerade erschien und anfing, sich mit Dr Strange zu unterhalten. "Wenn du jetzt dort runter gehst oder ruftst, wird er es bemerken und du schwebst weiterhin in Lebensgefahr. Und da es meine Aufgabe ist, dich zu beschützen, kann ich das nicht zulassen", erklärte Epona flüsternd.

Gamora nickte verstehend. "Aber wirst du uns helfen ihn zu besiegen?" Epona hielt inne. Das war eine gute Frage. Es war ihre Aufgabe, Gamoras Leben zu schützen. Also wieso nicht schon für die Zukunft vorsorgen? "Ich nehme an, du willst nicht, dass er stirbt?", tippte Epona. "Ich würde es gerne verhindern, wenn es geht", bat Gamora. "Ich habe eine Idee. Aber ich muss ihn verletzten wenn es nicht funktioniert." Schnell erklärte der Engel ihren Plan, behielt dabei Thanos aber immer im Auge. "Dann wird es so gemacht", stimmte Gamora zu, nachdem der Plan noch etwas perfektioniert worden war. 

Leise flog Epona die Wolke auf den Boden. Das Mädchen würde ihre Kräfte anwenden um Thanos den Handschuh zu nehmen, während Gamora alle Anwesenden, einschließlich Thanos ablenken würde. Sollte Thanos etwas von Eponas Anwesenheit mitbekommen, müsste der Engel Thanos Arm abtrennen. Gerade als die Kämpfenden es schafften, Thanos auf einer Stelle fest zu halten trat Gamora vor sie und Epona hinter sie. "Wo ist Gamora?!" Peter Quill trat vor den Titanen und sah ihm fragend aber gleichzeitig wütend in die Augen. Epona nickte Gamora ermutigend zu. "Ich bin hier Peter." Das war Eponas Chance. Das Mädchen konzentrierte sich und streckte die Hände nach dem Handschuh aus. Während die anderen Anwesenden, aber vor allem Thanos, Gamora ungläubig anstarrten, zog Epona den Handschuh mit einem Ruck von Thanos Hand.

Dadurch wurde sie bemerkt, sodass sich misstrauische und zugleich verängstigte Blicke auf sie legten. Mit einem Wink ihrer Hand umschloss ein glitzernder Nebel den Titanen. Als er sich wieder verzog, waren Thanos die Hände auf den Rücken gebunden und es schien, als könnte er sich nicht mehr bewegen. Zufrieden sah Epona den Handschuh an. "Also, was wolltet ihr jetzt damit machen?" Thanos war der erste, der seine Sprache wiederfand. "Wie bist du am Leben Tocher?" "Ganz einfach. Sie war nie Tod", beantwortete Epona die Frage des Titanen. Gamora nickte zur Bestätigung, bevor Peter Quill sie in seine Arme schloss. Es freute Epona, Gamora glücklich zu sehen. Das war eine der schönsten Gefühle. Wenn der Schützling glücklich war und der Engel dafür gesorgt hatte.

𝕄𝕒𝕣𝕧𝕖𝕝 𝕆𝕟𝕖𝕤𝕙𝕠𝕥𝕤Where stories live. Discover now