Wanda Maximoff

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Nervös laufe ich durch die Gänge im Hauptquartier, auf dem Weg zum Wohnzimmer. Heute habe ich endlich den Mut, Wanda meine Gefühle zu gestehen. Ich bleibe kurz vor der Tür stehen und beiße mir auf die Lippe. 'Mach jetzt bloß keinen Rückzieher!', schärfe ich mir nochmal ein und biege um die Ecke, will gerade ins Wohnzimmer laufen, als ich etwas sehe. Wanda und Vision stehen mitten im Raum. Er hat seine Hand auf ihrer Wange, die andere ruht auf ihrer Hüfte. Ihre Lippen sind verbunden. Und Wanda lässt es geschehen. Sie tut nichts dagegen. Dieses Bild lässt mein Herz in tausende kleine Splitter zerbrechen.

Ich kann förmlich spüren, wie sich die Splitter unerbittlich in mein Fleisch boren. Ich drehe mich um und verschwinde aus dem Wohnzimmer. Während ich durch die Gänge zu meinem Zimmer renne, kommen langsam die ersten Tränen hoch. Mit zusammengebissenen Zähnen halte ich sie zurück, bis ich in meinem Zimmer angekommen bin. Sofort als ich die Tür geschlossen habe, laufen heiße, salzige Tränen in Strömen meine Wangen hinunter. Kraftlos lasse ich mich an der Tür hinunter sinken.

Ich war zu spät. Wanda hatte Vision geküsst. Das Bild erscheint vor meinem inneren Auge, die Szene spielt sich immer wieder ab. Ich schlinge die Arme um meinen Körper, um irgendwie Halt zu finden. Schluchzend liege ich auf dem Boden, mit dem Gefühl in ein endloses, schwarzes Loch zu fallen. Ich stehe auf und schleppe mich zu meiner kleinen Bank, auf dem Balkon. Dort wickle ich mich in eine weiche Decke ein und starre auf den Wald, der sich vor mir erstrstreckt. Nach einer Weile kommt ein kleines Vögelchen angeflogen und setzt sich auf das Geländer.

"Wieso weinst du?", fragt es und sieht mich besorgt an. "Sie hat ihn geküsst. Wanda hat Vision geküsst", murmle ich vor mich hin, immer und immer wieder. Der Vogel sagt nichts, sondern fliegt auf meine Schulter und reibt seinen kleinen Kopf an meine Wange. "Das wird schon wieder", versucht es mich zu trösten. "Bitte Weine nicht! Ich kann es nicht ertragen wenn du traurig bist", bittet es mich. Ein schwaches Lächeln schleicht sich auf meine Lippen. "Danke das du für mich da bist", flüstere ich und drücke den kleinen Körper vorsichtig an mich. "Danke, dass du mich tröstest, wenn ich es brauche." Nach einer kleinen Pause redete ich weiter.

"Weißt du, wenn ich jetzt die Wahl zwischen einem Schuss ins Bein und dem was ich gerade fühle hätte, würde ich den Schuss ins Bein wählen." Das Vögelchen sieht mich erstaunt an. "Aber wieso würdest du denn eine offene Wunde wählen?", will es wissen. "Beides ist eine offene Wunde. Aber die Schusswunde kannst du vollends heilen und betäuben. Von einem gebrochenen Herzen wird dein Leben lang ein Schaden zurück bleiben. Eine Schusswunde vergisst du nach einem Jahr wieder", erkläre ich leise und wische mir die Tränen aus dem Gesicht. 

"Ayla, das Essen ist fertig", ertönt Fridays Stimme. "Ich fühle mich nicht so gut. Kannst du Tony sagen, dass ich nicht zum Essen komme?", bitte ich Friday. "Natürlich." Ich kuschle mich noch etwas mehr in die Decke und sehe, wie die Sonne langsam am Horizont unter geht. Es wird immer kälter, doch ich bemerke es nicht. In mir tobt ein Sturm aus Gefühlen. Und gerade wenn ich denke er legt sich, braust er wieder auf und wütet weiter. "Ayla, Wanda möchte in dein Zimmer. Darf ich sie herein lassen?", meldet sich Friday nach einiger Zeit. "Ja", flüstere ich nach kurzem Überlegen. Ich höre, wie sich die Tür öffnet und jemand den Raum betritt. "Ayla?", ertönt Wandas Stimme.

"Auf dem Balkon", antworte ich ihr leise. Sie schiebt die Tür auf und lässt sich neben mir auf die Bank nieder. "Was ist passiert?", fragt Wanda, als ihr meine verheulten Augen auffallen. "Nichts", versuche ich ihr weiß zu machen, aber ohne Erfolg. Nach ein paar Minuten unter ihrem intensiven Blick knicke ich ein. "Ich habe dich und Vision gesehen", flüstere ich und muss mich darum bemühen, dass mir keine weiteren Tränen in die Augen steigen. Erst ist Wanda verwirrt, dann tritt Erkenntnis in ihre Augen. Ich vergrabe meinen Kopf in der Decke, als das Bild wieder vor meinem inneren Auge erscheint, um meine Tränen zu verstecken. 

"Aber wieso findest du es nicht gut, dass er mich geküsst hat?", fragt sie schon fast hoffnungsvoll. Ich horche auf. Vision hat Wanda geküsst, nicht anders herum. Aber etwas dagegen getan, hat sie auch nicht. "Ich-", setze ich an, doch meine Stimme versagt. Wanda schiebt vorsichtig ihre Hand unter mein Kinn und hebt es an. "Wieso findest du es nicht gut?", fragt sie erneut, während sie Blickkontakt mit mir sucht. "Weil ich... ich bin..", setzte ich an, mein Herz fängt an schneller zu schlagen. "Weil ich in dich verliebt bin", beende ich murmelnd meinen Satz.

Der Ausdruck, der nun in ihre Augen tritt, lässt sich für mich nicht deuten. Nach ein paar Sekunden Stille erwacht Wanda aus ihrer Starre, überbrückt die letzten Zentimeter zwischen uns und legt ihre Lippen auf meine. Ein Feuerwerk aus Gefühlen explodiert in meinem Bauch, als ich Wanda so nah bei mir spüre. Ich verschränke meine Hände in ihrem Nacken und ziehe sie noch näher zu mir. Unsere Lippen scheinen perfekt aufeinander zu passen, als wären sie füreinander geschaffen. "Wow", flüstert Wanda, nachdem wir uns voneinander gelöst haben. "Da kann ich nichts anderes sagen", flüstere ich atemlos zurück und ein lächeln schleicht sich auf mein Gesicht.

"Also warst du eifersüchtig, als Vision mich geküsst hat", stellt Wanda fest und sieht mir in die Augen. Ich werde rot und vergrabe mein Gesicht in der Decke. "Kann man so sagen", murmle ich in die Decke. Wanda verschränkt unsere Hände und kuschelt sich an mich. "Das ist niedlich. Irgendwie."

𝕄𝕒𝕣𝕧𝕖𝕝 𝕆𝕟𝕖𝕤𝕙𝕠𝕥𝕤Where stories live. Discover now