Jaeyong

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"Und wie war die Therapie heute?" fragt Jaehyun, als ich mich neben ihm setze. Er hat nicht mal von seinem Buch hochgesehen, als er dies gefragt hat. Blödarsch.
Leicht schmollend lehne ich mich gegen den Baumstamm und sehe in den Himmel.
"Sie hat Haechan angesprochen."
"Du weißt, dass es auch ihr Job als Therapeutin ist und Haechan eines der Gründe ist, weswegen du so bist wie du bist."
"Sie hätte mich doch wenigstens vor warnen können! So mit so einem Schild an der Tür zum Beispiel: "Heute wird über Tote Freunde gesprochen".
Am besten mit gelben Textmarker!"
"Taeyong, beruhige dich. Es ist doch gut, dass sie mit dir darüber reden will."
"Nein, also ja..schon, aber nein.."
"Du willst nicht darüber reden. Du willst nie über Haechan reden, aber genau das musst du. Ich weiß du hast ihn geliebt, über alles, aber er ist seit über drei Jahren Tod, Taeyong. Du musst lernen können, darüber zu reden, ohne eine Panikattacke oder Heulattacken zu erleiden."
"Das hat meine Therapeutin auch gesagt."
Jaehyun sieht zu mir und streicht mir sanft über die Wange, weswegen ich wahrscheinlich rot anlaufe.
Wieso macht er das? Oder nein, wieso reagiere ich nur so auf ihn?
Das ist doch unfair!
Schmollend sehe ich den jüngeren an.
"Du musst ja nicht komplett damit klar kommen, und ihn erst Recht nicht vergessen, aber es bringt nichts an drei Jahren am Tag so kaputt zu gehen, dass du niemanden an dich ran lässt, hörst du?
Es bringt doch gar nichts. Haechan hätte das nicht gewollt."
Wieso wiederholt er eigentlich die Worte meiner Therapeutin?
Das ist doch nicht mehr normal.
"Jaehyun."
Er schließt sein Buch und sieht mich an.
"Ja?"
"Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken du hättest in der Stunde neben mir gesessen...Aber wir haben auch über dich geredet."
"Über mich? Wieso dass denn?"
Wieso bloß...
"Das bleibt wohl mein kleines Geheimnis." grinse ich und schließe die Augen.
Böser Fehler.
Kurz darauf kitzelte Jaehyun mich aus.
Unfair! Ich bin überall kitzlig!
Lachend versuche ich ihm zu entkommen, was nicht wirklich klappte, bis ich seine Hände fest halte und ihn außer Atem ansehe.
Ich fühle mich grade wie in so einem kitschigen, Klischeehaften Roman, aber trotzdem liebte ich diesen Moment grade. "Sagst du mir jetzt weswegen ihr über mich geredet habt?" "Wieso sollte ich?" kichernd drücke ich ihn neben mich und sehe dann in den Himmel. "Der Himmel ist wunderschön, nicht wahr?" Jaehyun sieht zu mir und lächelt leicht. Ich habe ihn noch nie lächeln sehen. "Tae, schweif nicht ab. Also?" "Sie hat halt gefragt, wer mich zur Therapie begleitet hat und dann habe ich deinen Namen halt gesagt. Sie wollte wissen wie lange und woher wir uns kennen, weswegen ich ihr es erzählt habe und dann meinte sie noch das du mir gut tust." Ich sehe zu Jaehyun der mir ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht wischt, weswegen ich kurz lächeln muss. "Ich tue dir doch auch gut. Ohne mich würdest du nicht mehr raus gehen. Ohne mich würdest du gar nichts mehr machen. Vor allem nicht lächeln und ich liebe dein lächeln. Es gibt mir selbst Kraft." nach den Worten laufe ich wahrscheinlich knallrot an. Ich weiß nicht womit ich ihn verdient habe. "Du und Haechan...Ihr hättet euch unglaublich gut verstanden." "Ja..Ja das glaube ich aber auch." grinsend sieht er mich an. Ich weiß das er mir geholfen hat, aber genauso weiß ich das ich ihm auch geholfen habe. Wir sind beide gebrochene Menschen, aber zusammen rappeln wir uns wieder auf und reparieren uns gegenseitig. "Hast du mit ihr über ihm gesprochen?" "Ja, sie meinte dass ich ihn besuchen soll. Genauso wie seine Familie. Ich soll mit seinem Bruder reden, aber sie versteht nicht, dass ich es einfach nicht kann. Ich will und kann seinen Bruder nicht ansehen. Ich will es einfach nicht." Jaehyun legt sein Kopf auf meinen Bauch. "Weißt du, danach wird es dir aber viel besser gehen. Das weißt du und das weiß ich. Was hälst du davon wenn ich mit dir gehe? Dann hast du eine Stütze und du machst es, weil ich dich dazu eh überreden werde." Schmollend sehe ich den jüngeren an. Ich weiß das er recht hat und wahrscheinlich nervt es mich deswegen so sehr. Er hat einen großen Einfluss auf mich und manchmal ist das echt nervig. Vor allem, weil er es weiß. "Na gut." Jaehyun drückt mir ein Kuss auf die Wange. "Ich bin stolz auf dich."

"Jaehyun, wir sollten gehen. Ich kann das nicht. Ich flehe dich an. Lass mich das nicht machen. Bitte." Der jüngere sieht kurz zu mir und küsst meine Wange, ehe er ein Arm um mich legt. "Ich bin bei dir. Ich fange dich auf, wenn du fällst. Ich halte dich fest, wenn du weinst. Ich halte dich auf, wenn du ihn schlagen willst. Egal was passieren wird, ich bin da, okay?" Ich greife nach seiner Hand und nicke dann zögerlich. Mit Jaehyun schaffe ich das schon. Nachdem er geklingelt hat und die Tür auf geht, ändere ich meine Meinung. Auch wenn Jaehyun hier bei mir ist..Ich schaffe das nicht. "Was gibts?" fragt Haechans älterer Bruder. Er scheint mich nicht zu erkennen, obwohl ich mich kaum verändert habe. Vom Aussehen jedenfalls. "Johnny.." Sofort sieht er zu mir. "Taeyong?" "Hi" Mehr bringe ich echt nicht raus?  "Kommt rein.." Verwirrt lässt er uns rein und sieht uns dann prüfend an. "Was machst du hier? Das letzte mal habe ich dich bei Haechans Beerdigung gesehen." sagt der Schwarzhaarige. "Ich weiß. Meine Therapeutin meinte es sei gut mit dir zu reden, schließlich..." "Schließlich was? Schließlich war ich dabei? Ja, Taeyong. Ich war dabei! Ich war dabei als mein Kleiner Bruder neben mir starb. Glaubst du ich hatte es einfach? Ich lag monatelang jede Nacht wach, weil ich sonst nur davon geträumt hätte! Nicht nur du hast jemanden den du über alles liebst verloren! Nein, wir auch! Er war mein kleiner Bruder. Er war ein Sohn und ein Enkelkind, Taeyong. Er war nicht nur dein bester Freund. Er war so viel mehr. So, so viel mehr." Ich sehe ich einfach nur mit Tränen in den Augen an. "Es t-tut mir l-leid..Johnny. Es tut mir wirklich leid und ich weiß, dass du mir das nicht verze..." "Hay, ich weiß das du die wichtigste Person in deinem Leben verloren hast. Haechan war elf jahre alles was du hattest. Alles was du brauchtest und plötzlich war er weg...Ich hoffe du hast damit endlich abschließen können.." "Nein." Ich drücke Jaehyuns Hand fester und schniefe. Johnny sieht zu Jaehyun. "Und du bist?" "Jaehyun. Freut mich dich kennen zu lernen." Johnny sieht wieder zu Taeyong. "Macht er dich glücklich?" Ich sehe zu Jaehyun und fast sofort muss ich lächeln, trotz den Tränen die mir übers Gesicht laufen. "Ich habe meine Antwort. Und das ist das einzige was Haechan gewollt hätte. Das du trotzdem weiter machst und glücklich wirst, hörst du?" Johnny klopft Jaehyun auf die Schulter. "Danke." flüstert er ihm zu. "Gerne." Jaehyun sieht zu mir, als Johnny ihm noch etwas zu flüstert, was ich nicht verstehe. "Krieg ich deine Nummer?" fragt der schwarzhaarige und sieht mich leicht grinsend an. War er schon immer so heiß? Oh shit.. "Ja." Ich gebe ihm mein Handy und sehe zu Jaehyun der mich nachdenklich mustert. Zehn Minuten später sind wir wieder draßen, weswegen ich mich zu Jaehyun drehe. "Was hat er dir gesagt?" "Das ich auf dich aufpassen soll. Das ich dich glücklich machen soll und das ich dich auf ein Date einladen soll." "Was?" "Ja gut das letzte nicht, aber ich finde es ist schon längst überfällig, also? Gehst du mit mir auf ein Date?" Kichernd ziehe ich den Jüngeren enger an mich. "Vielleicht..Vielleicht auch nicht." flüstere ich in sein Ohr, weswegen er mich enger an sich zieht und mir wieder ein Kuss auf die Wange drückt. "Also? Ich hätte jetzt gerne eine Antwort." "Ja." Ich lege die Arme um ihn und sehe ihn lächelnd an. "Also ein Date?" "Ohja" grinse ich. "Aber wehe es wird langweilig. Dann gehe ich." Jaehyun lacht und nickt. "Geht klar, Opa." "Na warte!" Lachend renne ich dem jüngeren hinterher, bis ich ihn schnappe und gegen ein Baum drücke. "Ich überlege mir das mit dem Date echt nochmal." kichere ich. Er dreht uns um und drückt seine Lippen auf meine. Oh Shit, ich bin diesem Jungen so unglaublich verfallen....

NCT one shots Where stories live. Discover now