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Ich schritt auf ihn zu und legte meine Hand an sein Kinn. Ich suchte seinen Blick, jedoch wich er mir andauernd aus. «Ich bin nur mit ihm befreundet und das ändert nichts an meiner Liebe zu dir», sagte ich. «Du liebst ihn aber. Sonst hättest du keine Freundschaft zu ihm», gab er von sich und nahm meine Hand weg. Ich seufzte. «Das klären wir lieber nach dem Spiel», sagte er. Ohne auf eine Antwort zu warten drückte er sich an mir vorbei. Ich wusste nicht was mit mir los war doch es bildeten sich Tränen in meinen Augenwinkeln. Ich wischte sie nicht weg, drehte mich um und blickte ihm nach. Warum kam er mir so fremd vor? Ich verstand das er enttäuscht und wütend war, aber irgendwo solltest du deine Gefühle nicht einfach verdrängen und ignorieren. «Anderson!», der Coach rief mich. Ich drehte mich um. «Ja Sir?» « Kommen.»
Ich huschte an ihm vorbei in die Mannschaftskabine. Die Spieler unterhielten sich. Ich grüsste meine Physiotherapeutenkollegen, stellte mich neben ihnen auf, dann begann er den Ablauf zu erklären. Gareth und Cristiano schienen mich zu ignorieren, was auch gut war, denn sie sollten sich schleunigst auf das Spiel konzentrieren und nicht irgendeinem dahergelaufenen Mädchen Aufmerksamkeit schenken. Sie gingen schliesslich auf den Platz, wärmten sich auf und ich durfte sie anschliessend behandeln. Der Coach, hatte mir verboten Cristiano oder Gareth zu behandeln, da sie sonst das Training vernachlässigen würden. Vor geraumer Zeit hatte mir Gareth selbst zugegeben das er mich sehr mochte. Nachdem ich ihm die Situation erklärte hatte, unter anderem das ich Antoine noch liebte, hatte er es erstaunlicherweise akzeptiert. Er hatte es vermutet, hatte er mir gesagt. In diesen Spielen und Trainings sind die beiden mir eher freundschaftlich ans Herz gewachsen. Das war dem Coach, Zinédine Zidane, aufgefallen und war eingeschritten. «So los geht es Jungs», sagte er und scheuchte die Spieler wieder in die Mannschaftkabine. Sie zogen sich um und reihten sich im Gang auf. Ich schenkte den beiden einen Kuss auf die Wangen. «Viel Spass», fügte ich hinzu. Das «Macht sie fertig» behielt ich diesmal für mich, da ich sah wie Antoine mich beobachtete. Nach langem Ringen mit mir selbst steuerte ich ihn an. «Ich hab...», begann er doch ich unterbrach ich ihn. «Dir auch viel Spass», sagte ich und schenkte ihm ebenfalls einen Kuss auf seine Wange. Überrumpelt wie er war, liess ich ihn stehen und ging schon mal raus und setzte mich unter einer Loge hin. Sie liefen schliesslich ein und die Ersatzspieler setzten sich zu mir. Cristiano zwinkerte mir zu und ich schenkte ihm ein Lächeln. Als ich zu Antoine blickte, schaute er schnell weg. Es war wieder offensichtlich, dass er uns einfach nicht aus den Augen lassen konnte. Der Schiedsrichter pfiff an und das Spiel begann.

Halbzeit. Sie liefen in die Kabinen zurück. Es stand 1 zu 1 bis jetzt. Torres und Benzema hatten jeweils schon ein Tor geschossen. Nachdem ich meinen Einsatz hatte setzte ich mich, ein bisschen müde, zu Cristiano hin. «Nicht schlecht gespielt bis hier hin», sagte ich als er mit einem der Spieler fertig geredet hatte. «Danke», sagte er, legte seinen Arm um mich und drückte mich leicht. Gareth kam auf uns zu. «Griezmann spielt heute anders», bemerkte er schliesslich und blieb vor uns stehen. Ich wurde hellhöriger. «Wie anders?», fragte ich sogleich. Beide lachten kurz. «Was denn?» « Ach nichts», begann Cristiano. «Es ist nur süss wie du dich immer noch für ihn interessierst», sagte Gareth. Cris nickte zustimmend. «Da sieht man das du ihn tatsächlich liebst» «Klar. Ich habe auch nie was anderes behauptet», verteidigte ich mich. Ein paar Leute im vorderen Teil der Mannschaftsumkleidekabine begann auszurufen. «Geh wieder in deine Kabine zurück!» «Ein wilder Athletcorinaner im Anmarsch!»
Plötzlich kam Antoine um die Ecke und blickte uns an. Hinter ihm tauchte sein langhaariger Kollege auf. Luis hiess er. Er war ein Abwehrspieler, so viel wusste ich. «Was ist los Griezmann?», fragte schliesslich Bale. «Das weisst du Bale», sagte er und blickte mich an. «Komm Antoine wir müssen», begann Luis und wollte ihm die Hand auf seine Schulter legen, doch er wich zurück. Luis begann es zu wurmen, kehrte um und ging. Antoine ignorierte oder merkte es nicht. Er kam energisch auf mich zu. Cristiano und Gareth stellten sich ihm jedoch in den weg. «Geht mir bitte aus dem Weg», sagte er und biss seine Zähne aufeinander. Ich schob beide aus dem Weg. «Es ist okay. Ihr müsst mich nicht beschützen.»
Den Beiden schien es nicht zu gefallen. «Was willst du?», fragte ich schliesslich. «Alleine mit dir reden», sagte er und zog mich mit sich, an den Jungs vorbei, die blöde Sprüche klopften. Sein Griff war ein bisschen zu stark, denn es begann zu Schmerzen. «Kannst du mich wenigsten loslassen?», zischte ich auf. Wir stoppten abrupt und er liess mich los. «Was war das?», fragte er mich ruhig. «Das mit ihnen?», fragte ich zurück. Er nickte. «Die beiden stehen doch auf dich», sagte er. «Stehen ist ein falsches Wort», sagte ich und verschränkte meine Arme. «Was ist es dann?», er verschränkte seine Arme ebenfalls. «Es sind wie grosse Brüder für mich», verteidigte ich sie. «Brüder mit denen du gelegentlich ins Bett springst?»
Meine Hand rutschte aus. Ich schwor. Wie konnte er es wagen das zu sagen? Ich wollte schon ausholen als jemand anders als Antoine meine Hand festhielt. Gareth und Cristiano standen neben mir. Ich hatte sie anscheinend ignoriert als sie rauskamen. Beide blickten mich an.
Gareth hielt meine Hand. Antoine blickte zwischen mir, der Hand und den Beiden hin und her. Langsam liess Gareth meine Hand sinken, verschränkte sie aber mit seiner. «No es agradable hermano», sagte Cristiano und verschränkte seine Arme. «Ihr könnt gehen», sagte ich leise, so dass es nur sie verstanden. Gareth wollte meine Hand nicht loslassen. Ich schüttelte sie schliesslich ab und er liess endlich los. Nur widerwillig verschwanden die Beiden. Ich verschränkte meine Arme wieder und blickte ihn an. Ich wusste nicht was er zu meinem Gesicht dachte. Aber ich hoffte das er mein Blick richtig deutete: Enttäuschung. «Es tut mir unfassbar leid. Ich wollte dir nie wehtun.»
Vorsichtig beugte er sich kurz zu mir herunter, nahm meine Hand und verschränkte sie mit meiner, hob sie hoch. «Griezmann!», schrie jemand und er drehte sich schlagartig um. Sein Coach hatte ihn gerufen. Er sagte etwas auf Spanisch und Antoine musste sogleich lachen. «Er meinte ich sollte kommen und aufhören mit dem Geturtel sonst kickt er mich sonst aus dem Team», übersetzte er freundlicherweise. Er wollte unsere Hände entwirren als ich ihn nochmals zurückhielt. «Wir reden später zu Ende.» Er nickte. «Und noch was», begann ich und hielt ihm am Arm zurück. Unsere Augen hafteten kurz aufeinander bis er den Kontakt abbrach und sich langsam, aber entschuldigend löste. Ich blickte ihm nach bis er in der Kabine verschwunden war und drehte mich langsam um. Christiano empfing mich an der Türe und gemeinsam liefen wir zum Feld. Das Spiel ging schliesslich bald weiter. Ich setzte mich wieder unter das Dach und die zweite Halbzeit begann. Es war ein hin und her Gekämpfe. Schliesslich passiert es, was ich je gehofft hatte das es nie passieren würde. Antoine hatte die perfekte Torchance, sah sie und nahm Anlauf. Doch da rutschte ein gegnerischer Spieler zwischen seine Beine. Ein Fuss war bereits in der Luft und der Angreifer stiess auf Antoines stehendes Bein. Dies knickte weg und Antoine fiel zu Boden. Er schrie vor Schmerz auf. Ich stand sofort auf und rannte zu ihm. Mich kümmerte es nicht was die Leute in diesem Moment von mir dachten. Er lag auf der Seite als ich bei ihm ankam. Er rührte sich kaum. Vor Schmerz wimmerte er auf. «Ach scheisse», murmelte ich und der Schiedsrichter pfiff ab. «Antoine», ich schüttelte ihn sanft. Cristiano kam angejoggt und kniete sich zu mir runter. Schliesslich kamen noch irgendwelche Notärzte angerannt. Ich begann zu schluchzen und strich mit meinem Handrücken über sein Gesicht. «Antoine», sagte ich leise. Ich hatte mein Gesicht zwischen Hals und Schulter hingelegt. «Jade?», sagte er und zuckte vor Schmerzen gleich wieder zusammen. Ich löste mich von ihm und blickte sein rechtes Bein an. Selbst für mich, die eigentlich Blut sehen konnte, ekelte es an seine Wunde näher anzuschauen. Blut lief über sein Bein hinab. Der Spieler hatte ihn mit seinen Schuhen erwischt und das nicht gerade sanft. «Doucement. Langsam, langsam», sagte ich und half ihm auf, so dass er wenigstens sitzen konnte. Ich nahm seine Hand und drückte sie. «Ich werde mit dir mitkommen», sagte ich zu ihm. Wie eine Mutter die ihrem Kind beistehen musste, so fühlte ich mich jedenfalls, stimmte Antoine nickend zu. Die Ärzte buxierten ihn auf eine Trage und trugen ihn aus dem Stadion. Ich wich ihm nicht von der Seite. «Schmerzt es noch sehr?», fragte ich ihn. Durch das Drücken meiner Hand erhielt ich eine Antwort. Sie luden ihn in den Krankenwagen. «Ich nehme an Sie werden mitkommen», fragte mich einer der Ärzte. Bestätigend nickte ich und nahm in dem engen Raum Platz.


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Pour toi 3 - Une nouvelle chanceWhere stories live. Discover now