𝔗𝔬𝔵𝔦𝔰𝔠𝔥𝔢 𝔉𝔯𝔢𝔲𝔫𝔡𝔢

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Zwanghaft versuche ich mich auf den Online-Unterricht zu konzentrieren, aber es klappt nicht. Ich bekomme nicht mit was meine Musiklehrerin den anderen Schülern und mir versucht zu erklären. Die ständig aufpoppenden Nachrichten auf meinem Handy lenken mich zu sehr ab.

»So ein Arsch!«
»Das ist richtig asozial, was er da abzieht«

Die Nachrichten beruhigen mich auf der einen Seite, aber auf der anderen Seite lassen sie mich zu diesem Zeitpunkt nicht zur Ruhe kommen. Ich reibe mir über mein Gesicht und rufe mir seine letzte Nachricht in den Kopf. Ich sei kindisch… Ja wer's glaubt. Ich bin nicht kindisch! Er ist kindisch! Er hat doch aus dieser ganzen Sache einen Streit gemacht. Ist ja klar, dass ich immer die Arschkarte habe. Seine Gefühle sind die einzigen das Zählen, wie es mir dabei geht ist ihm egal.
Er ist die Hauptfigur in seinem eigenen kleinen Film und ich die unbedeutende Nebenrolle, für deren Gefühle sich niemand interessiert. Allen voran die Hauptfigur nicht.

Immer bin ich die Schulter, bei der er sich ausheulen kann. Man ich kann doch nichts dafür das ich seine einzige Freundin bin vor der sich nicht schämt auch mal andere Fragen zu stellen. Ich kann nichts dafür das er in so einem konservativen Haushalt aufwächst und die einfachsten Dinge Tabuthemen sind. Ich habe das Gefühl er hat nie gelernt, wie er mit Gefühlen von anderen umgeht. Oder wie er Zurückweisungen einstecken kann. Die Zeit, der ich wusste, dass er Gefühle für mich hat, war schrecklich. Vor allem in dem Wissen was er mir vorher alles erzählt hatte. Ich komme immer noch nicht damit zurecht was er damals alles geschrieben hatte.

Ich dachte wirklich das alles wieder okay, war. Für mich war alles wieder halbwegs normal. Ich dachte wir hätten das geklärt. Er hatte gesagt, dass er keine Gefühle mehr für mich hat. Ich habe ihm das geglaubt… Tut man ja normalerweise auch? Ich meine wer kommt schon darauf das er einen anlügt, damit alles einigermaßen okay ist. Aber das war es ja augenscheinlich für ihn nie. Das schlimmste ist, das er nicht mit mir reden konnte. Eine Sache die mich wohl am meisten verletzt hat. Das er erst nachdem er unsere Freundschaft beendet, hat mir all das sagen konnte.

Das meine letzte Chance ihn eingeengt hatte. Diese letzte Chance, sie war ein Selbstschutz. Ein Selbstschutz der mich genau vor solchen Dingen bewahren sollten. Hat er nicht. Aber diese letzte Chance wir mich vor jeden weiteren möglichen Verletzungen zu werden bewahren. Und irgendwie bin ich mittlerweile froh, dass ich diese letzte Chance aufgestellt habe. Auch wenn ich ihn damit „Erpresst“ habe. Ich bin zwar nicht der Meinung aber gut. Ich habe in seinem Verhalten nicht immer ein Flirten gesehen. Aber man sieht sowas anders, wenn man weiß, dass jemand Gefühle für einen hat. Das kann er mir unmöglich vorhalten.

Er missversteht alles was ich ihm schreibe. Laut seiner Worte habe ich gesagt ich möchte diese Freundschaft beenden. Das habe ich nicht gesagt, ich habe nur gefragt, warum ich noch mit ihm reden soll. Ich habe ihm eine ehrliche Nachricht geschrieben in dem ich ihm alles offengelegt habe. Aber er hat die ganze Nachricht missverstanden. Ich habe nie behauptet das unsere Freundschaft nur über WhatsApp laufen würde. Ich habe gefragt, wie er sich das vorstellt, dass unsere Freundschaft funktionieren soll, wenn er sich nicht mit mir allein Treffen kann, weil er Angst hat etwas falsches zu sagen.

Vermutlich ist das auch der Grund warum ich ihm nicht schreiben möchte. Ich möchte ihm nicht schreiben, weil er alles was ich ihm schreibe, vermutlich falsch verstehen würde. Außerdem würde er meine Nachricht nicht stehen lassen, egal ob ich etwas schreibe oder nicht. Er würde wieder mit meinen Gefühlen spielen und je mehr er mir schreibt, desto weiter ziehe ich mich von ihm zurück.

Fakt ist: Freunde können einem auch das Herz brechen.

Vielleicht sogar noch schlimmer als Partner.

Aber für eine Sache bin ich ihm dankbar. Ich weiß dadurch nur noch mehr das ich wundervolle Freunde habe, auf die ich immer zählen kann, wenn ich sie brauche.

Ich schalte mein Handy aus und versuche mich auf den Unterricht zu konzentrieren. Sein Bild taucht auf meinem Bildschirm auf und ich habe das dringende Bedürfnis ihm über den Bildschirm den Mittelfinger zu zeigen.

𝖉𝖗𝖊𝖆𝖒 𝖆 𝖑𝖎𝖙𝖙𝖑𝖊 𝖉𝖗𝖊𝖆𝖒Where stories live. Discover now