Stay! (GirlxGirl) [Jensoo]

Mistakes

Auf der Straße vor Jisoo's Wohnung zündet Jennie sich direkt noch eine Zigarette an.
Sie läuft los, wohin weiß sie nicht.

Passanten werfen ihr missbilligende Blicke zu, doch Jennie weiß sie bewusst zu ignorieren. Rauchen ist nicht gerne gesehen, schon gar nicht im Laufen, schon gar nicht bei Mädchen.

Jennie fühlt sich leer, und doch, als müsse sie sich übergeben.
Sie raucht noch eine Zigarette.
Und noch eine.
Sie hat noch immer keine Ahnung wohin sie jetzt soll.
In ihrem Kopf läuft es auf Dauerschleife.
Jisoo's Worte.

„Du bist ein Monster."

Jennie weiß, dass sie Recht hat.
Sie hätte Jisoo damals nicht verlassen dürfen, im Stich, an einem fremden Ort.
So verloren.
So einsam und so kaputt.

Seit diesem Tag vor zwei Jahren..oder schon drei? Zweieinhalb?
Seit diesem Tag vor zweieinhalb Jahren, ist Jennies Herz verbrannt und von Narben geziert.
Und der Hass auf sie selbst fühlt sich an wie eine pulsierende, elektrisch geladene Wolke, die immer mal wieder aus dem Nichts heraus explodiert und brennenden Schmerz in jedes Körperteil sendet, und sich danach langsam wieder aufbaut.

Alkohol hilft. Aber irgendwann war Alkohol nicht mehr genug.

In ihrem Viertel gilt Jennie zu den "Coolen", die Kinder haben Angst vor ihr, die Erwachsenen ignorieren sie und ihre Freunde respektieren sie.

Jennie macht all die verbotenen Dinge.

Jennie interessiert sich nicht für Richtig oder Falsch.

Jennie hat schon jede Droge genommen.

Jennie ist bewundernswert.

Niemand sagt was gegen Jennie.

Rede bloß nicht schlecht über Jennie.

Jennie isr gefährlich.

Jeder sieht zu Jennie auf.

Aber eigentlich ist Jennie kleiner als alle um sie herum.
Nichts hasst Jennie so sehr, wie diese lächerlichen Sprüche und Gerüchte, um sie herum.
Sie ist kein Boss einer Streetgang.

Sie ist bloß ein kleines Mädchen, dass sich selbst das Herz gebrochen hat und jetzt die Konsequenzen erträgt.

Sie will eine weitere Zigarette aus der Schachtel fischen, doch sie greift ins Leere.

Jennie bleibt stehen und kämpft gegen das Bedürfnis an ihre Frustration dem Himmel entgegen zu schreien.
Mehr verärgerte Menschen rümpfen die Nase, als Jennie die leere Zigarettenschachtel in ihrer Hand zerdrückt und achtlos beiseite wirft.

Jetzt muss sie neue Kippen kaufen gehen.
Was ein Stress.

Genervt tastet sie ihre Taschen nach ihrem Portemonnaie ab.

Nein, nein nein NEIN.

Ihr Portemonnaie steckt in ihrer Jackentasche.
...und ihre Jacke liegt auf Jisoo's Couch.

Das ist Karma.
Und an schlechtem Karma hat Jennie wahrscheinlich eine beachtliche Menge gesammelt.
Soll sie zurückgehen?
Jisoo hat ziemlich deutlich gemacht, dass sie Jennie nicht in ihrer Wohnung haben will.
Aber es sind immerhin ihre wichtigsten Habseligkeiten.
Wird Jisoo denken, Jennie hat ihre Jacke absichtlich vergessen?
Als Ausrede?

Egal, Jennie kann nicht ohne ihr Geld, und nachmittags wird es zu kühl werden, um nur im T-Shirt herumzulaufen.

Das ist ungünstig, aber ausnahmsweise mal nicht in ihre Verantwortung.

Jennie rennt, und braucht nur knapp 10 Minuten, um Jisoo's Wohnung zu erreichen und die Treppen hinaufzusteigen.

Sie klopft an.
Einmal, zweimal, dreimal.
Wenn sie wartet, wird die Angst ihr die Kehle zu schnüren. Das kann sie nicht riskieren.
Eigentlich hat Jennie selten Angst.
Aber Jisoo ist ihr nicht gleichgültig, nicht im Geringsten.
Jisoo ist mehr als alles, was Jennie je besessen hat.

Und Jisoo öffnet die Tür.

Und Jennie starrt.

„Oh." ,die Enttäuschung in Jisoo's Stimme schneidet tief in Jennies Herz.
„Ich dachte du wärst jemand anderes."

Das ist offensichtlich.
Niemand öffnet jemandem den er hasst, oder irgendwem Wildfremdes splitternackt die Tür.