009. shield's gesanter

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[Kairo-Washington| Mai 2002]


Nachdem Orion aus dem Gebäude gestürmt war, hatten Wachen sie umzingelt, doch anstatt die Waffen zu zücken, setzte sie sich auf den erkalteten Boden und machte sich klein; noch immer drückten die Wellen der Schuld auf sie nieder. Sie spürte ein Waffenlauf an ihrem Hinterkopf gepresst, jedoch rührte sie sich nicht. Der Tod konnte ihr nichts mehr an tun. Sie war allein; verlassen von der einzigen Seele, ihrem Vertrauten. Das Licht auf den Tod war nun von einer anderen Sichtweise belichtet -der Erlösung. Ihr Herz schlug laut gegen die Brust und ihre Hände schienen in Flammen zu liegen; das Blut Lars' haftete an ihnen wie ein Fluch. In einem armseeligen Versuch widmete sie sich der Entfernung des Lebens, jedoch war kratzte Orion dabei die Hände gewaltsam auf und mehr Blut floss.

Der Mann von vorhin -oder war es doch nur einige Minuten trennte ihre Hände von einander. Behutsam wusch er ihr die robinrote Flüssigkeit mit einem sanften Feuchttuch weg und signalisierte dann seinen Männern die Waffen herunter zu nehmen. Somit verschwand der Druck an ihrem Hinterkopf und die Erlösung. Orion war erneut zum weinen zu Mute, aber keine Träne war mehr übrig. Sie fühlte sich komplett überfordert; Lars war gestorben. Eine gängige Leere ersetzte den Schmerz; Wut brannte sich unter ihre Haut ab.

Nach einigen Momenten der Ruhe setzte der Mann sich neben sie in den Staub und Dreck, unbekümmert dass der Anzug verschmutzen würde. Auch an ihm klebte Blut.

„Sie sind nicht an dem Tod schuld."
„Woher wollen Sie das wissen?"
„Ich befand mich vor Jahren in der Ihrer Position, zwar älter aber genauso wütend auf mich selbst. Aber ich war nicht schuld an dem was passiert war und Sie sind es auch nicht."

Die junge Assassine wollte den Mann Glauben schenken, doch sie verlor sich in dem Loch ihrer Seele, im Tief der Schuld. Sie hatte heute Geburtstag und Gott schickte Lars in den Tod. Sie hätte sterben sollen. Nicht Lars. Das Verderben brach auf sie ein wie der bissige Winter in Sibirien. Es war nicht fair und trotzdem war es Realität; nicht alles zeugte Gerechtigkeit. Das Blut war noch immer präsent auch wenn es nicht mehr an ihren Fingern klebte. Sie hatte nicht seine letzten Atemzüge erlebt; er war alleine gestorben in einem Raum voller Kriminälen. Wahrscheinlich hatte er schmerzhaft seine Schuss-und Stechwunden zugehalten, fiel zu Boden und verlor das Gefächt seines Lebens. Vereinsamt lag er dort, das Leben schwand langsam und qualvoll.

„Mein Partner hieß Rian. Unser Auftrag war in Wien, Österreich. Gegner hatten uns umzingelt; an sich hatten wir Daten gesammelt, doch sie hatten uns auf der Flucht eingeholt und die Lage sah schier auslos aus. Er hatte sich für mich geopfert. Rian starb im Kugelhagel."

Orion wusste nicht was sie sagen sollte. Der Mann war ihr völlig fremd, aber dennoch traute er ihr immens vertraute Erinnerungen an als würden sie sich kennen. Rian war ein Held, kein Captain America, doch er war wahrlich einer. Und so war Lars.

„Wer sind Sie?"

Vielleicht war es nicht die höflichste, richtige Antwort auf seine Aussage, doch die Frage zerrte in ihr. Sie zog die Maske von ihrem Gesicht sowie die Brille. Hervor kam ein angeschwollenes Gesicht, dass trotzdessen schön war.

„Phil Coulson. Agent der Organisation SHIELD. Und Sie sind?"
„Orion Starkov. Assassine im Dienste des Landes Ägypten", stellte sie sich vor. „Amerika oder London?"
„Amerika."

Stille kehrte zwischen den zwei. Es war nicht unbedingt angenehm, doch beschwerte die Frau sich nicht, sondern nahm sie zur freien Überlegung. Ihr Herz schmerzte. Jeder Atemzug den sie tat erinnerte, dass er keinen mehr genießen durfte. Er würde niemals die Sonne und den Regen spüren, Liebe erleben, Lachen und Weinen. Nicht mehr, nie mehr. Schauer der Wut überzog sie; Gott hatte sie im grausamsten Moment alleine stehen gelassen und nur der Gesandte SHILD's, Phil Coulson, war da, teilte ihren Schmerz; fühlte ihn.

Sie fasste den Entschluss, den Koffer dem Mann zu übergeben in der Hoffnung, dass er und seine Organisation etwas Gutes vollrichten würden. Ihre Regierung beherbergte Korruption; etwas was sie nicht aussehen konnte, aber auch schenkte es ihr eine gewisse Chance ihre Mitmenschen zu schützen. Das Wohl der Allgemeinheit zählte. Leben standen im Spiel, welches aus Leben und Überleben handelte. Gerechtigkeit hatte lange vor ihrer Geburt verloren.

„Darf ich sie begleiten?", fragte Orion. Währenddessen schob sie den Aluminiumkoffer über den unebenen Boden zu dem Agenten rüber. Verwundert über ihr Verhalten zog er seine Braunen zusammen, sagte erstmal nichts. Dann stellte er sich auf die Beine, griff nach dem Koffer und lächelte sie vorsichtig an.

„Kommen Sie, Starkov?"

Die Assassine hatte vergessen wie sehr sie das Fliegen hasste. Umfasst von Metall und Stahl in tausenden von Metern Höhe im wandelnden Himmelszelt ließ Orion unwohl fühlen. Immerhin bestand eine Möglichkeit, dass das Flugzeug durch einen technischen Defekt ein überaus wichtiges Modul oder System unbrauchbar machte und somit den metallenen Vogel zum Absturz bringen würde. Und das war nicht alles; es gab eine Wahrscheinlichkeit von eins zu 188'364. Das war zwar deutlich niedriger als ein Autounfall, aber wenigstens stürzte man bei sowas nicht in eine unglaubliche Tiefe und starb erdrückt.

Sie wusste nicht woher diese Angst kam, aber die Höhe machte ihr wahnsinnig zu schaffen.

Ihre Augen ruhten auf Coulson, der Akten durchblätterte und Unterschriften auf einige Seiten setzte. Ihm schien es nichts auszumachen, dass sie ihn beobachtete wie ein Adler seine Beute; ganz im Gegenteil, er wartete auf Fragen ihrerseits. Als sie das feststellte, räusperte sie sich; ihre Lippen waren ausgetrocknet und die Stimmbänder brannten.

„Was werden Sie mit mir machen?"
„Sie können mich ruhig duzen", lächelte er, Phil. „Wenn Sie Interesse an SHIELD zeigen, möchte ich Sie bitten diese Unterlagen zu unterschreiben. Schweigepflicht."

Schweigend nahm sie die Blätter entgegen; Interesse hatte sie allemal.
Auf ihnen standen bestimmte Vorsichtsmaßnahmen und Regeln, diese sie befolgen müsste. Da SHIELD eine geheime Organisation war und im gedeckten handelte durfte sie als Gast kein Wort an die Öffentlichkeit sagen, was sie verstand. Würde sie einer der vier seitenlangen Regelungen brechen, könnte das mit dem Tod enden. Kaum hatte sie die Papiere inhaliert setzte sie die Unterschrift.

Orion Starkov hatte sich einer neuen Organisation unterstellt. Grinsend schnappte Phil das Regelwerk und die Unterschrift entgegen und hielt ihr die Hand hin; sie spielten nun für das selbe Team. Für den Moment.

𝐍𝐄𝐁𝐄𝐋𝐍𝐀𝐑𝐁𝐄𝐍𝐒𝐓𝐎𝐋𝐙, wmaximoff Where stories live. Discover now