002. unzählige gesichter

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Ohrenbetäubende Schreie hallten durch die noch junge Nacht, Mütter weinten um ihre Kinder, die in der Massenpanik verloren gegangen waren, Männer griffen die Arme ihrer Familienmitglieder in der Hoffnung sie nicht auch zu verlieren. Polizisten und Sicherheitseinheiten versuchten verzweifelt die Unruhigen zu schützen wie sie es in der Ausbildung gelernt hatten, doch nichts konnte ihnen bei dem Chaos weiterhelfen und Angst breitete sich durch den Körper wie ein Gift aus. Kein Wunder würde geschehen; sie alle würden sterben, zerquetscht wie Ameisen unter den Fußsohlen der Stärkeren. So viel würde passieren; Blut würde über den erdigen Boden fließen und die Natur tränken, schlurzen der Lebenden würden in der Luft unheilvoll verklingen und düstere Lachen der Sieger würden beängstigend nahe sein. Das war Krieg und jeder würde sich verlieren, sei es durch die Kugelmeere oder den Pakt des Satans.

Würde, würde, würde. Wo waren die Helden aus den bunten Serien, die sie alle retten sollten? Ganz einfach war die Antwort: sie existierten nicht. Keine Männer und Frauen, welche in extravaganten Kostümen mit seltsamen Waffen umher rannten, tiefgründige Reden voller Versprechen aussagten, und dabei den Monstern die Köpfe einschlugen. Das hier und jetzt formte die schreckliche Wahrheit; Monster existierten zahlreich und Helden gab es nicht. Zumindest keine Helden, die wie der frühere Captain Amerika. Er war der Erste und Letzte.

Orion Starkov drückte ihren Körper an den von Tränen und schmerzverzogenen Gesichtern vorbei, die verschwommen aus ihren Augenwinkeln von dannen zogen. Gesichter, die sie hoffentlich vergessen konnte, sowie das Unheil um die nächste Ecke. Dort hatte sich ein winziger Bruchteil der schwarzgekleideten Männer verschanzt. Sie wusste nicht wer sie waren, wem sie dienten oder an was sie glaubten, jedoch besaß sie einen klaren Verstand, den sie praktisch einsetzen konnte wie in all den Jahren zuvor. Auch wenn sie nicht mehr aktiv im Dienst war, ließ sie sich es nicht anmerken; ein Kämpfer wurde herangezogen und niemals vergaß er.

Starkov war in Blut gebadet. Zum größten Glück war das meiste nicht das ihre; die robinrote Flüssigkeit stammte hauptsächlich von ihren Feinden, aber auch derer, die ihr unschuldiges Leben lassen mussten. Kameraden, Helfer, Zivilisten. Gelegentlich hörte Orion das Brüllen der Mörder, welche mittlerweile in einen Zustand verfallen waren, den man Panik betiteln konnte. Und das verwunderte sie. Wer konnte eine terroristische Bande in solch einer Schnelligkeit beseitigen?

Letztlich spielte die Frage keine Rolle, denn sie hatte die Ecke erreicht. Mit einer Leichtigkeit huschte sie hinter einem der unzähligen zerstörten Autos und schätzte die Anzahl der Männer ein. Ihr Gefühl sagte deutlich eine zweistellige Ziffer, genauer gesagt im zwanziger Bereich. Den Kopf in den Nacken gelegt, holte sie einmal tief Luft ein; der Fokus lag auf den Geräuschen, diese von den Zielen kamen. Vorsichtshalber lugte sie unter dem Auto durch, wo hastige Schritte hin und her joggten. Ihre dunklen Iriden blieben an einem Leichnam eines Kindes hängen, welches nicht älter als sieben gewesen sein konnte, bevor es auf eine abartig Art getötet wurde, nur weil es zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort sich aufgehalten hatte. Der Anblick war erschreckend; Gänsehaut kroch dem Leib Orion's hoch, Galle stieg in ihr auf. Sie würde sämtliche Tote rächen, aber machte es sie nicht genauso brutal wie diese Feindbilder?

Noch einmal schnappte sie still nach Sauerstoff. Dann drehte Starkov sich in der Hocke nach links und schlich auf Zehenspitzen um das Heck des Autos. Nur drei Meter entfernt standen fünf Terroristen, welche sie mit ordentlichen Messerwürfen mordete. Die scharfen Klingen kamen viel zu plötzlich; die Männer hatten keine Chance auf das Überleben. Mit dumpfen Tönen fielen sie auf den Boden und alarmieren gleichzeitig den Rest der verschanzten Männer, die unbeirrt in die Arme der Frau liefen.

Spontan entschied Orion sich für die zwei an ihren Hüften lokalisierten Handfeuerwaffen einzusetzen. Letztlich wurde sie sowieso entdeckt worden, sodass der Einsatz von Messern zu mühsam und zu 75 prozentiger Wahrscheinlichkeit den sicheren Tod bedeuten würde. Und Orion Starkov hatte eben noch andere Pläne für die Zukunft, der Tod durfte sich einen Moment gedulden.

𝐍𝐄𝐁𝐄𝐋𝐍𝐀𝐑𝐁𝐄𝐍𝐒𝐓𝐎𝐋𝐙, wmaximoff Nơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ