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Alina's Sicht

Nachdem seine Worte verklungen waren, brach Chaos aus. Egbert versicherte Damian, ihm mit den Wölfen, die er mitgenommen hatte, beizustehen. Amelia hatte sich zum Fenster begeben und rief dann: "Die Leute verbarrikadieren sich in ihren Häusern."

Ich wandte mich Damian zu. "Werden sie halten? Die Häuser meine ich."
"Die meisten schon. Bei manchen sind aber Renovierungsarbeiten noch nicht abgeschlossen, oder sie bestehen aus leicht kaputt gehenden Materialen."

Plötzlich stieß Amelia einen erstickten Schrei aus und zeigte mit dem Finger nach draußen. "Die Kinder. Eine Gruppe Kinder mit ihren Betreuern sind da draußen. Sie umzingeln sie."
"Genug geplaudert", knurrte Jack gereizt und verwandelte sich in seine Wolfsform. Alle taten es ihm nach und rannten aus dem Haus.

Ich packte Amelia am Arm. "Bring mich zu ihnen."
Dann folgten wir den Wölfen hinaus. Kaum hatten wir das Haus verlassen, zog das Wolfsmädchen mich zurück und bewahrte mich so davor, unter einem Werwolf begraben zu werden.

Entsetzt lief ich zu ihm. Blut rann ihm aus der Nase und sein weißes Fell wies Verbrennungen auf.
"Was zum Teufel", flüsterte Amelia, die sich ebenfalls über den Wolf gebeugt hatte.
"Krecanos-Kraut", hauchte ich.

Ein Schuss und ein darauffolgendes Jaulen ließen das Gemetzel für einen Moment innehalten und alle zu dem Werwolf gucken, dessen braunes Fell sich innerhalb weniger Sekunden blutrot färbte.
"Die Kugeln sind mit Krecanos versetzt."

"Da hinten sind die Kinder." Sie deutete auf einen Haufen verängstigter kleiner Wesen, um die sich die Werwölfe zum Schutz geschart hatten. Ich sah wieder zu dem weißen Wolf. Ich könnte ihm helfen, aber dann würde ich nicht rechtzeitig bei den Kindern ankommen. Währenddessen zerrte Amelia an meinem Ärmel. Wenn ich mich beeilte, konnte ich es vielleicht noch wieder zu ihm zurück schaffen. Aber zuerst die Kinder.

Gemeinsam bahnten wir uns unseren Weg zu den Kindern. Dann erschien vor uns eine rot eingehüllte Gestalt. Auf dem linken Jackenärmel war das Symbol eines Löwen angesteckt. Die Gestalt hob den Arm und richtete somit ihre Waffe auf uns. Amelia und ich bremsten abrupt ab. Obwohl ich das Gesicht der Person nicht erkennen konnte, hätte ich schwören können, dass sie grinste.

Plötzlich verwandelte sich Amelia neben mir und noch im Sprung stürzte sie sich auf die Gestalt. Ein Peitschenknallen ließ mich herumfahren und zu dem Werwolf gucken, der nun hinkend vor drei roten Gestalten zu fliehen versuchte. Im nächsten Moment sprangen ein schwarzer und ein hellbrauner Wolf auf die ungeschützten Rücken der Angreifer.

Ein Aufschrei und ich drehte mich zu Amelia zurück, die in Menschengestalt keuchend auf die leblose Person vor uns starrte.
"Ich habe ihn umgebracht. Ich habe jemanden getötet", keuchte sie fassungslos.
Rasch rannte ich an ihre Seite und prüfte den Puls des Angreifers. Er war schwach, aber er lebte.

Ich nahm Amelias Gesicht in meine Hände und begann auf sie einzureden. "Er ist nicht tot. Du hast ihn nur verletzt. Und das musstest du tun. Du hast dich verteidigt und uns gerettet. Jetzt gehen wir die Kinder retten. Alles klar?"
Sie wandte den Blick von ihm ab und nickte kurz.

Ich zog sie hinter mir her. Die Werwölfe ließen uns vorbei und somit in den Kreis eintreten. Die Kinder standen völlig allein, da ihre Betreuer sich ebenfalls zu ihrem Schutz in den Kreis gestellt hatten. Ein Mädchen wurde zum Wolf und versuchte voller Panik aus dem Käfig zu entkommen. Mit meiner Hand schnappte ich nach ihr und trug sie wieder zu den anderen.

Ich kniete mich vor die Kinder und achtete penibel darauf, die Aufmerksamkeit von jedem zu haben. "Wir werden euch hier raus und in Sicherheit bringen. Aber das schaffen wir nur gemeinsam. Also müsst ihr mir helfen. Wir werden zusammen ins Rudelhaus laufen und dann seid ihr in Sicherheit. Helft ihr mir?"

Auffordernd sah ich Jünglinge an. Ein Junge und ein Mädchen hielten sich, die Hände aneinander geklammert, im Hintergrund. Keiner wusste, was er tun sollte.
Ein rothaariger Junge trat schließlich als erstes vor und sagte mit piepsiger Stimme: "Ich helfe dir." Nach kurzer Zeit taten es ihm alle nach.

"Gibt es im Rudelhaus einen Keller, wo sie sich verbarrikadieren können?", fragte ich Amelia.
Sie nickte. "Ja, es gleicht einem Bunker. Ausgestattet mit Essen, Trinken und einer Toilette."
Das war gut, damit konnte ich etwas anfangen.

Dann brach der Verteidigungskreis. Männer und Frauen in roter Kleidung und mit Elektroschockern bewaffnet, kämpften sich ihren Weg durch die Menge. Jeder Wolf, der einen Schock bekam, blieb gequält am Boden liegen. Zurück blieben rote, verbrannte Stellen.

Ich wies die Kinder an, jeweils eine andere Person an die Hand zu nehmen und dann loszulaufen. Die ersten taten, was ich verlangte. Ein Wolf löste sich aus einem Kampf und rannte an der Seite der Kinder mit, rammte mit den Kopf einen Angreifer beiseite.

Die nächsten flitzten los. Amelia nickte mir zu und lief dann in Gestalt eines grau-braunen Wolfes neben den Kindern. Übrig blieben nun nur noch das Mädchen und der Junge, immer noch Händchen haltend und der rothaarige Junge, der als erster meinem Plan zugestimmt hatte.

Gerade wollte ich das Signal zum Loslaufen geben, als ich sah, wie Amelia von einer Peitsche getroffen wurde. Zuerst schlug sie fest auf den kräftigen Wolfsrücken und später bei dem zweiten Schlag, wickelte sie sich um eines ihrer Hinterbeine. Die Wölfin jaulte vor Schmerz auf und versuchte sich wieder hoch zu kämpfen. Die Jünglinge an ihrer Seite waren vor Schreck ebenfalls stehen geblieben.

Ein hellbrauner Werwolf biss sich in die Schulter des Angreifers und zerrte ihn von Amelia herunter. Die Wölfin lag immer noch verletzt am Boden, doch nun war Niklas da und schützte sie vor weiteren Angriffen.

Ich drehte mich zu den drei Kindern zurück und sagte: "Lauft so schnell ihr könnt!" Und das taten sie. Der rothaarige Junge wechselte sogar kurzzeitig in seine Wolfsgestalt, realisierte aber rasch, dass er anders schneller war. Jüngere Wölfe verfügten noch nicht über die Kraft und das Training, um in ihrer zweiten Gestalt besser klarzukommen, als in Menschenform.

Wir erreichten die anderen Kinder, die immer noch voller Schreck zu der verletzten Amelia starrten. Ich schob sie weiter und griff eines an der Hand. "Nicht stehen bleiben."
Wir rannten immer schneller auf das Rudelhaus zu und wichen immer wieder fallenden Wölfen oder roten Gestalten aus.

Plötzlich schoben sich drei rote Gestalten vor uns und ließen ihre Elektroschocker gefährlich aufblitzen. Einer knallte mit der Peitsche auf den Boden.
Ein schwarzer Wolf schoss hervor und rammte die drei zur Seite. Sofort drängte ich die Kinder zum Weiterlaufen, drehte mich im Laufen aber noch einmal um, um zu sehen, dass sich Jack und Benjamin zu Damian gesellt hatten.

Der rothaarige Junge flitzte als erster von uns in das Haus. Wir anderen folgten ihm kurz danach. Die Kinder schienen genau zu wissen, wo sie lang laufen mussten.
Eine Treppe herunter und hinein in einen großen Raum, wo sich bereits die anderen versammelt hatten.

Ich nickte kurz und fragte dann: "Fehlt jemand?"
Die Kinder schauten sich um und schüttelten dann allesamt den Kopf.
"Gut. Also ihr bleibt alle hier, bis euch jemand, den ihr kennt, hier raus holt. Verstanden?"
Einige nickten tapfer. Andere klammerten sich angsterfüllt aneinander.

Ich verließ den Raum und schloss die dicke Stahltür hinter mir. Krächzend wurde von der anderen Seite der Tür ein Riegel vorgeschoben. So weit, so gut.

Ich ließ das Rudelhaus hinter mir und blieb dann auf der Treppe stehen. Von hier aus, hatte ich das ganze Chaos im Blick.
Man konnte deutlich mehr Wölfe am Boden erkennen, als rote Gestalten.
Zwar waren die meisten Werwölfe nicht tot, aber so weit verletzt, dass sie nur reglos liegen bleiben konnten. Auch den weißen Wolf konnte ich sehen. Es würde viel zu viel Zeit brauchen, sie alle zu heilen. Zeit, die wir nicht hatten.

Denn irgendwann würde auch der letzte Wolf getroffen werden. Es waren einfach zu viele. Ich musste mehr tun, als hier nur blöd rum stehen. Ich konnte mehr tun, als hier nur blöd rum stehen.
Mit grimmigem Gesichtsausdruck stapfte ich die Stufen hinunter.

Goddess Of The Moonحيث تعيش القصص. اكتشف الآن