Prolog

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Dunkelgrüne Gewitterwolken schmückten den Nachthimmel. An einigen Stellen schienen die drei Monde zwischen dem düsteren Wetter hervor. Aus einer Steinhöhle erschallten schnelle Schritte, welche ab und zu in Pützen traten. „Bitte, lass mich Ihnen etwas Besinnung schenken!", ertönte die Stimme von Professor Thakron. Ein kleiner Mann lief aus der Höhle auf eine dunkle Gestalt am Ende einer Klippe zu. Die Gestalt schien den Mann nicht bemerken zu wollen und hantierte weiter an einer kleinen goldleuchtenden Box in ihren Händen. Keuchend erreichte Thakron sein Ziel. „Du bist aber schnell gerannt, bravo.", verspottete ihn eine weibliche Stimme. Um den Mann einen entnervten Blick zu widmen, drehte die Gestalt ihren Kopf in seine Richtung. Nicht lange blieb ihr Fokus auf ihm, denn nun drückte sie weiter an den zahlreichen Knöpfen der Box. Vorsichtig, jedoch sicher, setzte sie einen weiteren Schritt nach vorne, um noch besser die Tiefe betrachten zu können. Beunruhigt beobachtete der Professor jede klitzekleine Bewegung der Gestalt. Unter ihnen breitete sich ein großer Waldbrand aus. Zwischen den Blitz- und Donnerschlägen hörte man die hilflosen Schreie der Bäume und Waldbewohner. Beim Anblick dieser Naturkatastrophe zierte sich ein wahnsinniges Lächeln auf dem Gesicht der Frau auf der Klippe. Ihr boshaftes Lachen erklang in einem schrillen Echo. „Du bist zu jung und unerfahren für solch einen Zauber!", schimpfte Thakron. Das Rennen schien ihm wirklich anstrengend vorgekommen zu sein. Mit den Armen stützte er seinen bebenden Oberkörper auf seinen Knien ab. Ruhig drehte die Frau sich zu ihm. Ein Feuerblitz erstrahlte plötzlich vor seinen Füßen, gefolgt von ihrer bösen Lache. Erschrocken und beängstigt schreckte er zurück. Wut zeigte sich auf Professor Thakrons Gesicht. „Ich hätte lieber meiner Intuition folgen sollen", begann er zu erzählen während er stetig nach Luft schnappte, „Sie hätten niemals einen Fuß in unsere Universität setzen dürfen! Das Kollegium wollte mir nicht glauben als ich ihnen von meinen Visionen berichtete. Sie nahmen Sie in Schutz: „Die kleine Hunter? Sie ist so zart und zahm, dass sie keiner Fliege etwas zuleide tun könnte, wenn sie müsste!" Schwachsinn, sag ich. Meine Visionen hatten mich noch nie enttäuscht!" Die Gestalt ignorierte den keuchenden Mann. Die Flammen des unkontrollierbaren Feuers spiegelten sich in ihrem Gesicht. Vorsichtig wagte er es ihr näher zu kommen. Als er eine Armlänge von ihr entfernt war, drehte die Gestalt sich hastig zu ihm um. Er blickte in farblose glänzende Augen in einem blassen Gesicht. „Es amüsiert mich dich zu sehen, wie du verzweifelt versuchst meine Pläne zu durchkreuzen. Deine Erbärmlichkeit macht dich zu keinem ehrwürdigen Kämpfer. Ich bin deinen Mächten meilenweit voraus!", äußerte sie sich in einem abwertenden Ton. Ihre Finger griffen fester nach der Box, welche durch ihre Hände schimmerten. Thakron blickte erschrocken auf die leuchtenden Hände und fragte mit zitternder Stimme: „Wie... nein. Wie konnten Sie es mitnehmen?! Professor Zolisius ist der mächtigste Zauberer, wenn es um Flüche und Schutzzauber geht. Sein Zauber hätte es dir nicht ermöglicht dieses Werkzeug wahrnehmen zu können!" Entsetzt schaut er zu Boden. Seine Hoffnung, diese Katastrophe noch retten zu können, erlosch. Nachdenklich versuchte er sich zu erklären, wie sie ihre düsteren Pläne in die Tat umsetzen konnte. Es blitzte genau zwischen ihnen. Das helle Licht ermöglichte Professor Thakron zum Letzten Mal in das Gesicht der Frau zu schauen. Ihre nun fast graue Haut alterte schneller als gewöhnlich und war von Falten übersehen. Lange weiße Strähnen peitschten um ihr Gesicht, wobei sich nun ihr boshaftes Lächeln in eine finstere Miene verwandelte. Ihre trockenen Lippen flüsterten unklare Worte. „Sie werden es bereuen sich gegen uns gestellt zu haben, anstatt mit uns zu arbeiten und diese Welt vor Grauen und Schrecken zu schützen!", fügte der Professor hinzu. Die Gestalt erhob sich langsam in die Lüfte. Ihr Körper schwebte über die Klippe hinaus, über die Flammen des Waldbrands. Die Schatten des Feuers tanzten auf ihrem blauen Umhang. Sie beendete ihr flüstern mit einem schrillen Schrei. Professor Thakros traute seinen Augen kaum, als sie vor ihm ins Feuer stürzte. Schreiend wurde die Frau von den Feuerzungen aufgefangen und verschwand im Feuer. Mit ihr verschwanden die Gewitterwolken und der Waldbrand. Die Landschaft jedoch zeigte deutliche Schäden. Seufzend kniete er sich hin und betrachtete die zerstörte Natur. Eine schwarze Hand erschien auf seiner Schulter. Erschrocken drehte Thakron sich um. „Wir können nun nichts mehr tun", seufzte der Mann. Sein roter Umhang hatte einige Brandlöcher abbekommen. Er bat Ihm seine Hand an, um ihm beim Aufrichten zu stützen. Dankend griff Thakron nach seiner Hand und blickte ihm verletzt in seine dunkelgrünen Augen. „Liebster", begann Professor Thakron mit zittriger Stimme, „Mir ist nach Weinen zumute. Hunter hätte niemals diesen blöden Brief bekommen sollen! In einigen Jahren wird sie erneut als Studentin hier aufkreuzen. Bei dem Gedanken wird mir schwindelig! Gerald, ich möchte nach Hause und mit dir kuscheln. Lass uns doch einfach unsere Professorenstelle hinschmeißen und endlich in den Süden fliegen! Stell dir doch mal unser potenzielles Leben vor..." „Ino", unterbrach Gerald ihn. Die warmen tiefen Töne von Geralds Stimme beruhigten Thakron jedes Mal aufs Neue. Für einen kurzen Moment sahen sie sich an. „Gerne reise ich mit meinem Verlobten in den Süden", träumte Gerald grinsend vor sich hin. Mit leicht bedrückter Miene nehmen sie sich in den Arm. Rote Glitzerpartikel schimmerten um sie herum. Hand in Hand spazierten Thakron und Gerald in die Richtung der Höhle. „Bis zur Ankunft des Doppelgängers müssten es noch acht Jahre sein. Bis dahin dürfen wir die vorhandenen Schäden beheben und uns stärken. Ich werde mit Hopuz und Alber sprechen und an einem neuen Plan arbeiten. Doch es ist erstmal wichtig, dass du dich ausruhst und zu Kräften kommst! Deswegen bringe ich dich nun ins Bett und braue dir einen Trank der Genesung.", erklärte Gerald. Thakron nickte verständnisvoll, als ein lautes Gähnen seine Lippen verließ: „Oh ja, bitte füge etwas Zitrone hinzu. Schlaf klingt zwar gut, doch meine Gedanken kreisen sich wie wild nur um Hunter. Ob ich so jemals schlaf finden werde?" Gerald legt seinen Arm stützend um die zitternden Schultern seines aufgewühlten Kollegen. Gemeinsam betraten sie die Höhle bis man nur noch ihre Stiefel klackern hörte.

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⏰ Last updated: Feb 07, 2021 ⏰

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HUNTER - Auf Der Suche Nach Sich SelbstWhere stories live. Discover now