Kapitel 9

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Eineinhalb Tage sind vergangen seit ich wieder Zuhause angekommen bin. Meine Brüder hatten sich riesig gefreut und auch ich hatte sie vermisst. Aber dort zu sein erinnert mich täglich daran, was für eine Zukunft auf mich wartet und ich will diese Zukunft nicht.

Mein Cousin Louis ist nur wenige Wochen älter als ich und eigentlich hätte ich ihn schon vor etwa drei Jahren heiraten sollen. Mit 20 zu heiraten ist extrem spät. Aber es gab politische Spannungen, um die man sich zuerst kümmern musste. Eine Hochzeit war in einer Krisensituation nicht denkbar und so wurde der Termin auf meinen 20. Geburtstag gelegt, so zusagen als Geburtstagsgeschenk. Nur ist es für mich kein Geschenk, sondern eine Bestrafung und das Schlimmste ist, das mein Vater ganz genau weiss, wie ich mich fühle. Aber es stand nie zur Diskussion. Ich werde Louis heiraten. Dabei hatte ich ihn seit über sechs Jahren nicht mehr gesehen.

Als ich vor einem halben Jahr einen Nervenzusammenbruch hatte, hatte mir mein Vater ein Jahr gegeben, indem ich tun und lassen konnte was ich wollte. Natürlich nicht offiziell. Offiziell war ich zu meiner Tante gereist und hatte dort meine Zeit verbracht.

Ich stehe am Fenster meines Zimmers und schaue gedankenverloren in den Garten. «Madame, bitte verzeihen sie mir für die Störung, aber wir müssen sie jetzt herrichten.» Rosaline steht vor mir und sieht mich schüchtern an. «Warum denn? Was gibt es denn für einen Anlass dafür?» «Madame heute kommt Prinz Louis, um sie zu besuchen.»

Stimmt das hatte ich schon ganz vergessen. Nach meiner Rückkehr wollte mein Vater sofort ein Treffen arrangieren. Eigentlich ist üblich, dass die Braut an den Hof des Prinzen kommt aber Louis hat angeboten, die Reise auf sich zu nehmen, da ich ja vor kurzer Zeit erst von meiner Tante zurückgekehrt war. Wenn der wüsste.

Meine Mutter hatte für dieses Treffen ein Kleid schneidern lassen. Es ist wirklich traumhaft schön. Es ist in einem dunklen Blauton und fliesst ab der Taille weit und luftig zum Boden. Überall sind kleine Perlen eingenäht und an den kurzen Rüschen-Ärmeln sind kleine Schmetterlinge aufgestickt.

Rosaline verwandelt meine Locken in eine aufwendige Hochsteckfrisur. Als ich mich im Spiegel betrachte bin ich kurzerhand sprachlos. Ich sehe aus wie...wie eine zukünftige Königin. Und genau das bin ich.

Ich schreite graziös die Treppe hinunter, genauso wie man es mir beigebracht hat. Louis wartet schon im Empfangs Saal auf mich und auch meine ganze Familie hat sich schon dort versammelt. Es warten alle nur auf jemanden, mich.

Als mir ein Diener die Tür öffnet schreite ich elegant in den Saal und kann sehen wie mich meine Mutter stolz anlächelt. Auch mein Vater scheint über meinen Auftritt erfreut zu sein und dann sehe ich ihn...meinen Zukünftigen Louis Pierre Gabriel Bourbon. Und ich kann meinen Augen nicht glauben.

«Hallo Adeline, schon lange nicht mehr gesehen. Du siehst wunderschön aus.»

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